Piraten!

In der Vorweihnachtszeit trinkt man nicht nur gerne Glühwein und Kakao, isst Spekulatius, Pfeffer- und Lebkuchen, sondern schaut sich auch hin und wieder Animationsfilme an, um dem Kind in sich eine Freude zu machen. Und wenn man Glück hat, werden dann vielleicht Erinnerungen an früher wach, oder es entwickelt sich – selten genug – weihnachtliche Vorfreude.

Ich glaube, ich habe es schon mal erwähnt, aber als Teenager fand ich Krieg der Eispiraten gut. Warum, kann ich nicht mehr so genau sagen, denn selbst im nostalgisch verklärten Rückblick erscheint er mir doch reichlich albern, aber damals fand ich die Idee, einen Piratenfilm im Weltall spielen zu lassen, gut und die Witze frech und saukomisch. Wenn ich mir Fotos von damals ansehe, fallen mir noch andere Dinge ein, die ich toll fand, über die man aber besser den Mantel des Schweigens breiten sollte. Der Nachteil der heutigen Jugend ist, dass es dank der Digitalfotografie wesentlich leichter ist, (Mode-)Sünden für die Ewigkeit festzuhalten. Und das Internet vergisst ja angeblich auch nie…

Aber um diesen Film geht es heute nicht, sondern um:

Die Piraten! Ein Haufen merkwürdiger Typen

Der Piratenkapitän wünscht sich nichts sehnlicher, als einmal den Preis als Pirat des Jahres zu gewinnen. Doch die Konkurrenz ist groß und schläft nicht, und mit seinen Ruhmestaten steht es leider nicht zum Besten. Doch dann lernt er Charles Darwin kennen, der sofort bemerkt, dass der vermeintliche Papagei des Kapitäns ein Dodo ist, der eigentlich aus ausgestorben gilt. Gemeinsam reisen sie nach London, um das Tier auszustellen und Ruhm und Ehre zu erlangen. Dummerweise regiert in London Queen Victoria, die Piraten hasst…

Wer die Wallace & Gromit-Filme kennt, weiß, dass das Aardman-Studio für verschrobene Knetanimationsfilme steht, die voller skurriler Charaktere und überraschender Wendungen sind. Der Einfalls- und Ideenreichtum kann sich auch diesmal wieder sehen lassen, es gibt viele liebevoll animierte Figuren und wunderschöne Kulissen und überhaupt eine ganze Menge zu entdecken. Auch die üblichen, flotten Szenen mit Verfolgungsjagden und wilden Kämpfen fehlen nicht, und es werden jede Menge Filme und Genreklischees durch den Kakao gezogen.

Leider wirkt die Geschichte insgesamt jedoch sehr uneinheitlich und ist stellenweise so langsam wie ein Seebär mit Holzbein, was das Vergnügen ein wenig trübt. Die Dramaturgie holpert ebenfalls an einigen Stellen, und auch der Witz war schon mal subversiver. Alles in allem reicht es aber für einen vergnüglichen Winternachmittag.

Note: 3

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.