Grabbers

Im europäischen Haus geht es ja seit geraumer Zeit drunter und drüber: Die Griechen waren pleite und haben sich in den Euro gemogelt, die Iren, Spanier und Portugiesen mussten ihre gierigen Banken retten und gerieten darüber in finanzielle Schieflage, die Briten würden am liebsten die ihnen verhasste Union verlassen, während die Ukrainer für ebendiese EU auf die Straße gingen. Aber keine Angst, das wird jetzt kein politischer Kommentar zur Krim-Krise, sondern nur eine Einleitung zu nationalen Vorurteilen.

In Zeiten des Chaos‘ und des Umbruchs sucht man Stabilität und hält gerne an etwas Vertrautem fest, und nichts ist beständiger als ein liebevoll gepflegtes Vorurteil. Die Deutschen sind pedantisch und humorlos, Franzosen lieben Seitensprünge, Italiener können nicht Auto fahren, und die Iren gelten als besonders trinkfest. Auf der grünen Insel heißt es, könne man jeden Tag alle vier Jahreszeiten durchleben. Im Rest Europas gilt das nur für den April, der bekanntlich macht, was er will. Bei mir wurde die Sonne heute auch immer wieder von Regen- und Graupelschauern abgelöst. Allerdings habe ich deshalb nicht zur Flasche gegriffen…

Womit wir beim Thema wären, einer netten, kleinen irischen-britischen Komödie:

Grabbers

Tintenfischähnliche Aliens landen auf der Erde und bedrohen eine friedliche, irische Insel. Menschen verschwinden und sterben, doch die Einwohner sind ahnungslos. Erst Dorfpolizist Ciarán (Richard Coyle) entdeckt, was hinter den mysteriösen Vorkommnissen steckt und womit man vor den Ungeheuern gefeit ist: Die Aliens hassen Alkohol, und solange sie eine gewisse Promillegrenze nicht unterschreiten, sind die Menschen sicher…

Eine herrliche, aberwitzige Grundidee, die so perfekt zu den Irland-Klischees passt wie eine Handvoll Kobolde. Der Anfang ist auch sehr vielversprechend, geheimnisvoll, spannend, aber gewürzt mit einer Prise Humor. Leider stellen sich später einige Längen ein, was der Showdown jedoch einigermaßen wieder wettmachen kann. Mehr abgründiger Witz wäre schön gewesen, und aus der Grundidee hätte man auch noch einiges mehr herausholen können. Insgesamt jedoch ein netter Gruselspaß mit, gemessen am Budget, recht beeindruckenden Effekten, der wieder einmal beweist, dass es für originelle Filme nur etwas Mut und Einfallsreichtum braucht.

Note: 3-

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.