gehopst oder gehoppelt

In wenigen Tagen ist Ostern, was man vor allem an den Bibelverfilmungen im Fernsehen merkt. Wer hingegen neuere oder spannende oder nur auch halbwegs interessante Filme sehen möchte, sollte besser ins Kino gehen oder stattdessen Eier suchen. Obwohl sich viele Mitbürger weiblichen Geschlechts vermutlich auf die fünftausendste Ausstrahlung der Sissi-Filme freuen dürften.

Im Gegensatz zu Weihnachten hat Ostern ein Imageproblem: Gegen den großzügigen Weihnachtsmann mit seinen Geschenken, wirkt der Osterhase mit seinen bunten Eiern direkt knickerig. In manchen Familien (meine eigene nicht ausgenommen) findet daher seit Jahren schon ein präsentetechnisches Aufrüsten statt und hat der Osterhase nicht nur die Legeerzeugnisse der Hühner sowie tonnenweise Schokolade in seiner Kiepe, sondern auch das eine oder andere Geschenk für die lieben Kleinen. Da will der Nikolaus, wegen der zeitlichen Nähe ohnehin ein direkter Konkurrent zum Weihnachtsmann bzw. dem Christkind, natürlich nicht zurückstehen. Und vielleicht könnte die Industrie sogar darüber nachdenken, den Pfingstochsen wieder zu reaktivieren…

Die Amerikaner, die anscheinend alles immer ganz genau wissen wollen, haben ihrem Santa Claus im Laufe der letzten Jahrzehnte ein genau definiertes Aussehen, einen Aufenthaltsort, diverse Helfer und sogar eine Familie angedichtet, um hernach alles in zahlreichen Filmen gewinnbringend auszuschlachten. Ostern dagegen ist geradezu Terra incognita, was den Verantwortlichen in Hollywood einfach keine Ruhe ließ, weshalb sie uns vor einiger Zeit mit diesem Film beglückten:

Hop – Osterhase oder Superstar

E. B., Sohn und Erbe des Osterhasen, hadert mit seiner Bestimmung. Als er langsam Verantwortung in seinem zukünftigen Job übernehmen soll, haut der Teenager, der lieber Drummer in einer Rockband wäre, ab nach L.A., wo er Fred (James Marsden) trifft, der sein Leben nicht auf die Reihe bekommt. Zuerst zanken sie sich, dann werden sie Freunde und versuchen, sich gegenseitig zu helfen.

Häschen und Küken sind ja so niedlich, weshalb sie weder zu Ostern noch in diesem Film fehlen dürfen. Was man schon immer über den Osterhasen wissen wollte (oder auch nicht), wird einem hier kitschig bunt und amerikanisch übertrieben präsentiert: Der Osterhase lebt (natürlich!) auf der Osterinsel, wo in einer geheimen Werkstatt Eier und süße Geschenke gefertigt werden, die er Ostern in einem riesigen, eiförmigen Schlitten (!), der von unzähligen Küken gezogen wird, auf der ganzen Welt (außer in China, aber das ist zu kompliziert zum Erklären) verteilt. Plagiatsjäger aufgepasst: Wem das bekannt vorkommt, der hat vielleicht schon mal einen amerikanischen Film über den Weihnachtsmann gesehen, dessen Geschäftsmodell der Hase einfach frech kopiert hat.

Insgesamt ist die Geschichte schon sehr mager und arm an Höhepunkten. Fast bedauert man gestandene Schauspieler wie Elizabeth Perkins und Gary Cole, die dümmliche Dialoge von sich geben müssen, oder James Marsden, der mit beinahe 40 noch den orientierungslosen Mittzwanziger-Loser spielen muss und zum Ausgleich hemmungslos chargiert. Die Gags setzen auch eher auf den infantilen Humor Frühpubertierender, die es lustig finden, wenn der Osterhase Jellybeans kackt. Insgesamt eine harmlose, in wenigen Momenten sogar relativ spaßige Komödie für alle, die auf niedliche Hasen stehen oder Ostern einfach nur faul auf der Couch liegen, ihr Gehirn ausschalten und sich mit Süßigkeit vollstopfen wollen. Aber vorsicht: Nun wisst ihr, woher die Jellybeans stammen…

Note: 4

P.S. Natürlich läuft der Film auch an diesem Osterwochenende…

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Pi Jays Corner von Pi Jay. Setze ein Lesezeichen zum Permalink.

Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.