Warm Bodies

Zombies oder Vampire – ich kann nicht sagen, welche untote Spezies zur Zeit häufiger in Romanen, Serien und Filmen vorkommt. Vampire haben immerhin den Vorteil, dass sie sich ihre Individualität bewahren können und somit auch zum Helden taugen, während Zombies als seelenlose Fressmaschinen durch die Landschaft torkeln, was gemeinhin wenig Potential für persönliche Konflikte oder eine charakterliche Entwicklung mit sich bringt und ihnen eher einen Platz als Gegner beschert.

Persönlich finde ich Zombies um einiges unheimlicher, weshalb ich wahrscheinlich häufiger von ihnen träume als von Vampiren. Es ist in erster Linie die vollkommene Verwandlung vertrauter Menschen in blutrünstige Wesen, die Aufhebung gesellschaftlicher Normen und Verhaltensweisen, der komplette Verlust von Ordnung, was einen so erschreckt – und gleichzeitig fasziniert. Wie in einem Katastrophenfilm fragt man sich unwillkürlich: Wie würde ich mich verhalten?

Mit dem Roman Pride and Prejudice and Zombies wurde bereits die Hochliteratur zombiefiziert, und die Geschichte soll, nachdem die Finanzierung endlich gesichert scheint, auch bald verfilmt werden. Interessanterweise existiert auch ein Buch, in dem Jane Austen als Vampirin weiterlebt, so als handelte es sich hier wirklich um einen Wettbewerb. Von den neuen Vampirserien wurde Dracula schon bald wieder eingestellt, während The Walking Dead von einem Quotenerfolg zum nächsten… nun ja, taumelt.

Die filmische Subkultur kennt eine ganze Reihe von Zombie-Horrorfilmen, auch aus deutschen Landen, aber inzwischen sind sie sogar für die Majors interessant geworden. So wird World War Z wohl in absehbarer Zeit fortgesetzt, und dann gab es noch einen nicht ganz so aufwendigen Film namens…

Warm Bodies

R. (Nicholas Holt) ist einer von vielen Zombies, die seit dem Ausbruch der Seuche durch die Straßen schlurfen und Jagd auf alles Lebendige machen. Doch R. ist immer noch bei Bewusstsein und macht sich so seine Gedanken zu seinem Leben und seiner Umwelt. Eines Tages trifft er bei dem Angriff auf eine Gruppe junger Leute Julie (Teresa Palmer) und verliebt sich in sie. Da er das Gehirn ihres Freundes (Dave Franco) gegessen hat, verfügt er zudem auch über seine Gefühle und Erinnerungen. Das alles hat zur Folge, dass er sie vor seinen Artgenossen beschützt und in Sicherheit bringt. Nachdem Julie ihren ersten Schock überwunden hat, entdeckt sie, dass R. im Grunde kein übler Kerl ist. Es entsteht eine ungewöhnliche Liebesgeschichte, die das Leben aller Untoten für immer verändert…

Julie und R. zählen wohl zu den bizarrsten und sonderbarsten Liebespaaren in der Filmgeschichte, aber erstaunlicherweise funktioniert diese Paarung recht gut und kann sogar überzeugen. Die Liebe besiegt wieder einmal alles und schafft es sogar, Zombies zu heilen. Wer hätte das gedacht? In The Walking Dead würden sie sich darüber vermutlich totlachen, wenn in dem Untergangsszenario noch Platz für Humor wäre, aber dies ist zum Glück eine Komödie, und da sind die Zombies nicht ganz so zombiehaft, sondern im Grunde Menschen wie du und ich, nur eben verwester.

Abgesehen von dem tollen Aufhänger und der romantischen, hoffnungsvoll stimmenden Auflösung ist die eigentliche Geschichte leider eher dürftig und sehr simpel gestrickt. Die Abenteuer des Liebespaares sind nicht sonderlich spannend, und das Tempo entspricht auch eher dem eines schlurfenden Untoten, aber dafür gibt es viel Charme und einen großartigen Nicholas Holt.

Note: 3

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Pi Jays Corner von Pi Jay. Setze ein Lesezeichen zum Permalink.

Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.