Edge of Tomorrow

Ich kann mich schon gar nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal im Kino war. Vermutlich war es irgendwann Ende Mai, und dank der WM gab es ja in den vergangenen Wochen auch kaum einen Grund, daran etwas zu ändern. Doch Anfang Juli konnte ich mir immerhin einen Abend freihalten, um einen Film nachzuholen, dessen Trailer trotz bekannter Versatzstücke einen Hauch von Originalität versprühte.

Edge of Tomorrow

Aliens haben die Erde angegriffen und werden in Europa bekämpft. Doch die Situation ist ernst, die Menschheit droht zu verlieren. Major Bill Cage (Tom Cruise) ist ein Marketingspezialist, der bislang sein Können dazu eingesetzt hat, den Krieg möglichst publikumswirksam zu verkaufen und so neue Rekruten zu gewinnen. Als er über die Invasion in Frankreich berichten soll und sich aus Angst weigert, wird er degradiert, auf der Flucht niedergeschlagen und erwacht auf einem Militärgelände. Am nächsten Morgen muss er, schlecht vorbereitet und voller Panik, über Frankreich abspringen und gerät mitten in die Kampfhandlungen. Ihm gelingt es zwar, ein Alien zu töten, kommt dabei aber selbst ums Leben. Doch dann erwacht er plötzlich am Tag zuvor, und alles beginnt von neuem  …

Geschichten über Menschen, die in einer Zeitschleife feststecken und denselben Tag immer und immer wieder erleben, hat es schon etliche gegeben, die bekannteste ist wohl Und täglich grüßt das Murmeltier. Kombiniert mit einem Science Fiction-Kriegsfilm entsteht eine faszinierende Geschichte, die überraschend viel Komik enthält. Für viele ist Tom Cruise ja eher ein rotes Tuch, und zu sehen, wie er hier immer wieder Prügel kassiert, dürfte für einige Leute schon Grund genug sein, eine Kinokarte zu lösen.

Mit Emily Blunt besitzt der Film einen höchst bemerkenswerten Counterpart, eine knallharte Kämpferin, die Heldin des Krieges, die sich nichts gefallen lässt, weder von den Aliens noch von ihren männlichen Kollegen. Es ist eine Rolle, die sonst eher von einem männlichen Actionstar besetzt wird, und entsprechend treibt Blunt ihrer Amazone konsequent jede Weiblichkeit aus. Die obligatorische emotionale Annäherung zwischen beiden Charakteren fällt daher zurückhaltend aus, kann allerdings dennoch nicht ganz überzeugen.

Wie immer ist die Zeitreisen-Problematik das größte Manko an der Geschichte, denn es mangelt an innerer Logik, wimmelt nur so vor Widersprüchen und macht am Ende, das natürlich nur ein gutes sein darf, überhaupt keinen Sinn. So ist vor allem die erste Hälfte des Films wesentlich spannender und unterhaltsamer, während die zweite in die üblichen Genre-Konventionen abdriftet und sogar einige Längen aufweist. Nicht ganz so nervig wie sonst ist Doug Limans Kameraarbeit, die es einem immer noch erschwert, bei Action-Sequenzen den Überblick zu behalten.

Note: 3-

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.