Ein fast perfektes Verbrechen

Viele Schauspieler haben den Ehrgeiz, sich auch in anderen künstlerischen Gefilden zu versuchen, viele malen, schreiben oder machen Musik, und etliche versuchen sich auch als Regisseur, was naheliegend ist, da sie von der Arbeit am Set berufsbedingt vieles mitbekommen. Auch ist es sicherlich reizvoll, die volle künstlerische Souveränität zu besitzen und eine Geschichte genau auf seine Weise zu erzählen.

Famke Janssen hat geschafft, was nur wenigen fremdsprachigen Schauspielern gelingt, sie hat sich seit ihrem Durchbruch als Bond-Girl Mitte der Neunziger als feste Größe in Hollywood etabliert. Und nicht nur das, sie ist immer noch gut im Geschäft, obwohl sie dieses Jahr 50 wird und damit in einem Alter ist, in dem die Produzenten Frauen gerne als Hauptdarstellerinnen ausmustern. Vor ein paar Jahren versuchte sie sich – nicht wirklich überraschend – auch als Regisseurin:

Ein fast perfektes Verbrechen

Die aus der Ukraine stammende Olive (Milla Jovovich) und ihr zehnjähriger Sohn Bobby (Spencer List) schlagen sich in den USA mit kleineren und größeren Betrugsmanövern durchs Leben. Als sie in eine Kleinstadt in den Mittleren Westen ziehen, versuchen sie, ein halbwegs bürgerliches Leben aufzubauen, doch dann wird Olive verhaftet und muss für einige Zeit ins Gefängnis. Während ihrer Abwesenheit vertraut sie Bobby dem Millionärspaar Kent und Mary (Bill Pullman und Marcia Cross) an, was schließlich zu einer Entfremdung zwischen Mutter und Sohn führt.

Famke Janssen hat nicht nur Regie geführt, sondern auch das Drehbuch mitentwickelt. Die Geschichte ist nicht uninteressant, Milla Jovovich spielt ihre Rolle als Betrügerin und leichtfertige Mutter sehr gut, und auch die Nebenrollen sind prominent besetzt. Insgesamt mangelt es der Story jedoch an der nötigen Tiefe und Zielstrebigkeit. Nach einem netten Anfang fragt man sich bald, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln soll, zumal sowohl der Humor als auch das Drama viel zu kurz kommen. Um einige wichtige Punkte, etwa der Grund für Olives Gefängnisaufenthalt oder Details aus der Vergangenheit von Kent und Mary, wird unnötigerweise ein Geheimnis gemacht, das nie aufgeklärt wird. Anfängerfehler vielleicht, nichtsdestotrotz störend.

Das Ende wiederum ist gut gelungen und zeigt eine deutliche Weiterentwicklung und Reifung der Hauptfigur. Schade, dass der Film nicht durchgehend so stark ist.

Note: 4+

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.