Die 5. Welle

Aus welchen Gründen schaut man sich Filme an? Manchmal interessiert einen das Thema, dann spielt vielleicht ein Schauspieler, den man mag, mit oder der Trailer kann überzeugen. Wenn man sich anschließend die Kritiken durchliest, überdenkt man vielleicht noch einmal seine Entscheidung, aber gelegentlich kommt es auch vor, dass die Rezensionen nicht gut ausfallen, der Trailer nur Durchschnittliches verspricht, man aber dennoch große Lust hat, diese Geschichte zu sehen. So ging es mir mit Die 5. Welle, von dem ich mir eigentlich nur solide, spannende Unterhaltung versprochen hatte. 

Die Vorlage stammt von Rick Yancey, von dem ich vor einem Jahr Der Monstrumologe gelesen habe. Zunächst mit Vergnügen, das jedoch von Seite zu Seite schwand, bis ich mich direkt überwinden musste, den Roman zu beenden. Gute Idee, aber schwach in der Ausführung, mit wenig sympathischen Charakteren und einer Handlung, die sich ohne rechte Höhepunkte dahinschleppte. Es hätte mir eine Warnung sein sollen.

Die 5. Welle

Ein gigantisches Raumschiff taucht über der Erde auf – und bald darauf beginnt die Invasion. Zuerst fällt der Strom aus, dann zerstören Flutwellen die Küstenstädte, gefolgt von einer Krankheit, der die meisten Menschen zum Opfer fallen. Zuletzt machten Aliens, die menschliche Körper übernommen haben, Jagd auf die letzten Überlebenden. Zu ihnen gehören Cassie (Chloë Grace Moretz) und ihr Bruder Sam (Zackary Arthur), der auf eine Militärbasis gebracht und im Kampf gegen die Außerirdischen geschult wird. Cassie versucht alles, ihn dort herauszuholen, und erhält dabei unerwartete Hilfe …

Der Anfang ist ziemlich beeindruckend und geradezu bedrückend in seiner Darstellung einer Alien-Invasion. Die Effekte sind gelungen, die Atmosphäre paranoider Ohnmacht ist gut getroffen, und zu sehen, wie Cassie und Sam ihre Familie verlieren und getrennt werden, ist sogar ein wenig berührend. Nach ca. zwanzig Minuten ist es der gute Eindruck dann allerdings vorbei.

Wirklich originell ist die Story ohnehin nicht, man hat das alles schon das eine oder andere Mal gesehen und fragt sich auch unweigerlich, warum man nicht wenigstens ein kleines bisschen menschliche Gegenwehr sieht. Die Invasion ereignet sich eher wie eine Naturkatastrophe, auf die die Menschen kaum reagieren können. Erst sehr viel später erfährt man, dass die Aliens Schläfer auf der Erde installiert haben, die bereits seit langem im Geheimen operieren.

Überhaupt wird in der Geschichte mit Informationen gegeizt, was den aufmerksamen Zuschauer trotzdem nicht daran hindert, sich fast alles von allein zusammenzureimen und bereits nach wenigen Minuten hinter das große Geheimnis zu kommen, das erst ganz zum Schluss gelüftet wird – wie gesagt, die Story ist nicht sonderlich originell.

Die Vorhersehbarkeit ist jedoch nicht das Schlimmste, sondern der erzählerische Leerlauf, der nahezu den gesamten Mittelteil lähmt. Hier und da darf es ausnahmsweise mal ein bisschen spannend werden, dann müssen natürlich noch die diversen Nebenfiguren in der Militärbasis vorgestellt werden, die im Sequel eine größere Rolle spielen sollen, und die Andeutung eines Liebes-Dreiecks gibt es auch noch. Eine typische Jugendroman-Dystopie eben, deren Fortsetzungen vermutlich im Jahrestakt auftauchen werden.

Note: 4

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.