Jessica Jones

Wie vor genau einer Woche geht es heute auch wieder um eine Marvel-Serie. Wie Daredevil spielt auch sie in New York, nur geht es diesmal um eine klassische Comicheldin mit „natürlichen“ Superkräften. Die Rede ist natürlich von:

Jessica Jones

Jessica Jones (Krysten Ritter) ist übermenschlich stark, kann zwar nicht fliegen, dafür aber „kontrolliert fallen“. Sie hat sich sogar einmal als richtige Superheldin versucht, um das Böse zu bekämpfen und Verbrecher zur Strecke zu bringen, fiel dann aber in die Hände des Schurken Kilgrave, der den menschlichen Willen manipulieren kann und der sie zu schrecklichen Dingen gezwungen hat, bis sie ihm eines Tages entkommen konnte. Seither schlägt sie sich als Privatdetektivin durch, trinkt zu viel und pflegt ihren Zynismus. Als sie eines Tages nach einem verschwundenen Mädchen sucht, entdeckt sie, dass Killgrave zurückgekehrt ist – und sie immer noch sucht …

Nach Daredevil ist dies die zweite Marvel-Serie, die für Netflix produziert wurde. Die Comicvorlage ist relativ neu und gehört zu jenen Reihen, die für ein älteres Publikum auf den Markt gebracht wurden. Entsprechend darf alles auch ein wenig „erwachsener“ zugehen, also kräftig geflucht, geraucht und gesoffen werden, und die Charaktere haben sogar Sex, ohne verheiratet zu sein.

Der Anfang erinnert ein wenig an Hancock, nur spielt Krysten Ritter besser als Will Smith die gebrochene Superheldin, die mit ihrem Schicksal hadert. Vieles ist dabei ganz klassisch erzählt: Killgrave ist Jessicas Nemesis und ihr immer eine Nasenlänge voraus. Mit Trish Walker (Rachael Taylor) gibt es die übliche Vertraute aus der Medienwelt, diesmal eine Radiomoderatorin, und mit Jeri Hogarth (Carrie-Anne Moss) eine bisweilen widerwillige Helferin, eine taffe Anwältin. Frauenpower also.

Jede Heldengeschichte ist jedoch nur so gut wie der Bösewicht, gegen den gekämpft werden muss. David Tennant spielt Killgrave lustvoll und leidenschaftlich mit einer Mischung aus gekränkter Eitelkeit und kindlichem Trotz. Dabei wird nach und nach seine eigene, tragische Geschichte enthüllt, die ebenfalls erzählt wird wie eine klassische Comic-Biografie. Alles wie man es schon zigfach gesehen hat, aber dennoch faszinierend und stellenweise sogar berührend. Das liegt nicht nur daran, dass die Schauspieler klasse sind, sondern auch an den hervorragenden Büchern, die sich Zeit für die Charakterentwicklung nehmen.

Alles in allem nichts wirklich Neues unter der Sonne, aber dennoch erfrischend anders. Der weibliche Aspekt tut der Geschichte sehr gut, es gibt jede Menge Überraschungen und unerwartete Wendungen, einen großartigen Bösewicht, Liebe, Intrigen und ein Ende, das einen ein wenig traurig zurücklässt, weil man nun eine ganze Weile ohne Jessica Jones leben muss. Aber bald soll es ja eine zweite Staffel geben.

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.