Ist ja nur Joghurt

Auch Freitag war es heißer als vorhergesagt, vermutlich aber zum letzten Mal für einige Zeit, das kann man jedoch in Kalifornien nie so genau sagen. Einige Meteorologen meinen sogar, dass der kommende Winter der heißeste seit vielen Jahren sein könnte. Jedenfalls dachten wir uns, dass man an einem solchen unverhofften Sommertag unbedingt ein Eis essen sollte, und fuhren zu Yoghurtland. Schon beim Betreten des Ladens rief uns die junge Frau hinter der Theke zu, dass wir doch unbedingt erst mal in Ruhe alles probieren sollten, und brachte uns sofort kleine Becherchen, die wir mit winzigen Proben füllten. Meistens hatte ich danach keine Lust mehr, eine größere Portion davon zu essen.

Das Eis ist nicht schlecht, allerdings erinnert die Konsistenz stark an Softeis, das ich nicht so gerne mag, schmeckt zum Glück jedoch etwas anders. Außerdem ist es ja Joghurt, also per se schon mal ein gesundes, vollwertiges Milchprodukt. Oder zumindest kann man sich das einreden. Man kann sich seinen Becher selbst füllen, mit vier Sorten – Cheesecake, Himbeer-weiße Schokolade, Salted Caramel und irgendwas mit Cookies – war ich diesmal dabei, und dann noch aus endlos vielen Behältern nach Herzenslust Schokostreusel, frisches Obst, Kuchen- und Schokoriegelbröckchen, Nüsse und viele andere Dinge daraufschaufeln. Bezahlt wird dann nach Gewicht, und da spielt das Eis meistens die geringste Rolle.

Weil es den ganzen Tag lang warm und sonnig ist, hat man auch kein schlechtes Gewissen, wenn man ins Kino geht. In der Regel bevorzugen wir die Matineen, die nicht so überfüllt sind und zudem um einiges preiswerter. Die Amerikaner neigen leider dazu, Unmengen an Popcorn mitzunehmen, dessen pappigen Geruch ich schon allein nicht mag, von dem Rascheln ganz zu schweigen, und während des Films zu viel zu reden. Immerhin sind die meisten höflich genug, beim Telefonieren den Saal zu verlassen, auch wenn man sie auf dem Weg zur Tür noch reden hört. Was mir jedoch gut gefällt, ist, wie emotional sie bei einem Film mitgehen, lachen, weinen, schreien oder was auch immer für Reaktionen zeigen. Als wir in den Universal Studios waren, saßen wir einmal mit einer extrem kreischfreudigen Gruppe in einem Fahrgeschäft, und das hat mit ihnen gleich doppelt so viel Spaß gemacht …

Toll waren auch die Reaktionen bei diesem Horrorfilm, den wir gesehen haben. Da macht sogar das Gruseln Freude.

Ouija: Ursprung des Bösen

Seit dem Tod ihres Mannes schlägt sich Alice (Elizabeth Reaser) mit ihren beiden Töchtern Lina (Annalise Basso) und Doris (Lulu Wilson) mehr schlecht als recht als Hellseherin durch – indem sie ihre Kinder benutzt, um den betuchten Klienten etwas vorzumachen. Eines Tages kauft sie ein Ouija-Bord als weiteres Hilfsmittel bei ihren Sitzungen, das Doris ausprobiert und damit einige böse Geister ruft …

Irgendwie sind es immer die Kinder, die von Dämonen und Geistern besessen und damit zur Bedrohung werden. Das war in Der Exorzist schon so und hat sich bis The Conjuring nicht geändert. Ein Grund dafür ist, dass Kinder per se unschuldig wirken und daher, wenn sie sich in kleine Monster verwandeln, besonders gruselig sind. Lulu Wilson ist hervorragend gecastet und macht einem beim Zuschauen wirklich Angst. Die Story des Ouija-Prequels ist allerdings nur wenig originell und schießt vor allem im letzten Drittel, wenn die Familie gemeinsam mit einem Priester (Henry Thomas) das Böse bekämpft, übers Ziel hinaus. An dieser Stelle greift Regisseur Mike Flanagan, der mit Jeff Howard auch das Drehbuch verfasst hat, zu tief in die Trickkiste, was die durchweg guten Schauspieler jedoch weitgehend wieder wettmachen können.

Abgesehen von dem düsteren, überfrachteten und effektgeladenen Ende ist der Film nämlich recht gut gelungen. Das Setting in den späten Sechzigern überzeugt in Punkto Ausstattung und Kostüme, wirkt sich aber leider nicht auf die Handlung aus. Die Atmosphäre ist angenehm düster, das Tempo, obwohl eher gemächlich, erzeugt einen leichten Sog, der einen tiefer und tiefer in die Geschichte eintauchen lässt. Alles in allem nicht der beste Horrorfilm des Jahres, aber einer der besseren.

Note: 3

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Mark G. & Pi Jay in La-La-Land 2016 von Pi Jay. Setze ein Lesezeichen zum Permalink.

Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.