Juni

Wenn man mit Branchenfremden über die Faktoren spricht, die für den Erfolg von Filmen am wichtigsten sind, denken die wenigsten dabei ans Wetter. Der plötzliche Sommerausbruch ist schlecht für die Kinos, und wenn wir ehrlich sind, gehen wir doch auch lieber schwimmen oder in den Biergarten. Früher starteten deshalb nur wenige attraktive Filme in der heißen Jahreszeit, weshalb man auch vom Sommerloch sprach. Bei den Zeitungen hießen diese Wochen, in denen die Parlamentarier Urlaub machen, übrigens saure Gurken-Zeit. Zum Ausgleich hat sich aber immer ein Hinterbänkler aufgerafft und einen besonders absurden Blödsinn verzapft, an dem die Journalisten sich abarbeiten konnten. Ach, die gute alte Zeit …

Wer Filme liebt, dem ist das Wetter egal, der geht auch ins Kino, wenn es aus Kübeln schüttet oder die Sonne vom Himmel brennt. Und gelegentlich ist es sogar angenehm, aus der Gluthitze in einen kühlen, klimatisierten Raum zu kommen, auch wenn man – also: ich – sich dabei leicht eine Erkältung einfängt.

Der Juni sieht auf den ersten Blick nicht so aus, als würde ich allzu oft im Kino frieren müssen. Ein paar Blockbuster stehen an, die mich jedoch nicht übermäßig interessieren, aber abseits davon findet sich vielleicht die eine oder andere versteckte Perle. Nach Sichtung diverser Trailer bin ich auf diese Produktionen neugierig geworden.

Gleich Anfang des Monats startet Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie. Das ist ein verdammt langer Titel, und was mich als Autor besonders freut, ist die korrekte Interpunktion. Der Film variiert einmal mehr das Und täglich grüßt das Murmeltier-Prinzip eines Tages, der sich immer und immer wieder wiederholt, diesmal angesiedelt im Milieu spätpubertierender Mädels, aber das Material sieht gut aus und die Kritiken sind auch nicht schlecht.

Wer ist ein bisschen anspruchsvoller mag, sollte sich The Dinner in der Woche darauf anschauen, der toll besetzt ist und ein spannendes Thema behandelt: Wie gehen Eltern damit um, dass ihre Kinder ein Verbrechen begangen haben?

Acht Tage später startet Loving, ein bewegendes Drama über eine gemischtrassige Ehe in den Südstaaten der 1950er Jahre. Die schauspielerische Leistung von Ruth Negga ist bemerkenswert.

Am gleichen Termin kommt auch Der wunderbare Garten der Bella Brown in die Kinos, dessen Trailer mich verzaubert hat. Es geht um eine schrullige Außenseiterin (Jessica Brown Findley), die gezwungen ist, ihren verwilderten Garten auf Vordermann zu bringen und dabei unerwartete Hilfe von ihrem Nachbarn (Tom Wilkinson) bekommt. Ein poetischer, ruhiger, aber auf warmherzige Weise amüsanter Film mit einem Schuss Romantik – ideal für einen launigen Sommerabend.

Ansonsten hat mir der Trailer zu Monsieur Pierre geht online noch ganz gut gefallen, eine romantische Komödie mit Pierre Richard. Und sehr neugierig bin ich auch auf Sofia Coppolas neuen Film Die Verführten, der zumindest atmosphärisch eindrucksvoll sein wird.

Schon gesehen und absolut empfehlen kann ich am Ende des Monats noch Wilson – Der Weltverbesserer mit einem großartigen Woody Harrelson in der Titelrolle. Ein schöner, zu Herzen gehender Film über einen Sonderling.

Und wenn ich zwischendurch doch etwas Abkühlung brauche, gibt es auch noch ein paar Blockbuster, die ich mir anschauen kann: Die Trailer von Die Mumie, Wonder Woman und Girls Night Out sehen ja ganz gut aus.

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.