Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben

Die Hollywood-Studios suchen seit Jahren verzweifelt nach Franchises, mit denen sie über einen langen Zeitraum hinweg Kasse machen können. Meistens versucht man es mit erfolgreichen Buchreihen, doch seit einiger Zeit werden auch Spiele wie Cluedo oder sogar Spielzeuge wie die Transformer als Ideengeber herangezogen. Diesen Sommer kehrt Barbie sogar in einer Live-Action-Version auf die große Leinwand zurück.

Dungeons & Dragons gibt es bereits seit Jahrzehnten und ist mit Stranger Things stärker in den Fokus der Öffentlichkeit geraten. 2000 entstand bereits eine erste Verfilmung, die bei uns immerhin auf 400.000 Besucher kam, von den Kritikern aber verrissen wurde. Dennoch wurden noch zwei Fortsetzungen hergestellt, allerdings für den Heimkinomarkt bzw. fürs Fernsehen. Nun versucht man es erneut.

Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben

Edgin (Chris Pine) ist ein Dieb, der auch als eine Art Spion oder Undercoveragent gearbeitet und sich dabei mit einigen mächtigen Leute angelegt hat. Als rote Magier aus Rache seine Frau töten, bleibt er mit seiner neugeborenen Tochter Kira allein zurück. Er freundet sich mit der Barbarin Holga (Michelle Rodriguez) an und gründet mit ihr eine Bande, zu der auch die Magier Simon (Justice Smith) und Sofina (Daisy Head) sowie Forge (Hugh Grant) gehören. Bei dem Versuch, in eine Schatzkammer einzubrechen, um mit der dort verborgenen Tafel der Auferweckung seine tote Frau ins Leben zurückzuholen, werden Edwin und Holga gefangen genommen und landen im Gefängnis. Zwei Jahre später brechen sie aus, um ihre Mission zu beenden, doch Forge hat sich inzwischen gegen sie gewendet und auch Kira (Chloe Coleman) auf seine Seite gezogen.

Vielleicht haben D&D-Spieler einen Heimvorteil, wenn es darum geht, die vielen Spezies, Länder, Namen von magischen Gegenständen oder Zauber-Gilden zu identifizieren und auseinanderzuhalten, aber als ungeübter Zuschauer fühlt man sich zu Beginn ein klein wenig verloren in diesem Sammelsurium aus europäischem Mittelalter und Fantasy. Auch die Backstory der Figuren ist ein wenig kompliziert und wird in den ersten Szenen, in denen Edwin und Holga vor einem Bewährungsausschuss stehen, in langen Rückblenden erklärt. Nicht gerade elegant, aber effektiv.

Nach einer Weile gibt man es freilich auf, sich die exotischen Namen merken zu wollen, mit denen die Figuren einen immer wieder bombardieren, sie spielen letzten Endes ohnehin keine Rolle. Die Kerngeschichte ist relativ simpel und erzählt von einer Suche: Edwin, Holga und Simon, die sich mit der Gestaltwandlerin Doric (Sophia Lillis) zusammengetan haben, wollen die magische Tafel aus der Schatzkammer von Forge stehlen, benötigen dazu aber einige Hilfsmittel, die zuvor zu beschaffen sind.

Auch wenn die Geschichte vorhersehbar und alles andere als originell ist, besticht in erster Linie die charmante und flotte Umsetzung. Die Abenteuer, die unsere Helden erleben, sind abwechslungsreich und werden fantasievoll in Szene gesetzt. Es gibt die titelgebenden unterirdischen Labyrinthe und Drachen, darunter einen sehr pummeligen, der für etliche Lacher gut ist, darüber hinaus noch böse Magier mit finsteren Plänen, die nebenbei verhindert werden müssen. Nicht alle Einfälle zünden, aber es gibt genügend Spannung und vor allem Humor, um den Zuschauer über zwei Stunden hinweg bei Laune zu halten.

Das größte Pfund, mit dem der Film wuchern kann, ist die gut aufgelegte Besetzung, zu der sich noch Regé-Jean Page in einer charmanten Gastrolle als Magier gesellt sowie Bradley Cooper in einem buchstäblich winzigen Cameo. Anders als Der Herr der Ringe nimmt sich dieses Fantasy-Epos selbst nicht sonderlich ernst, und das ist auch gut so. Inwieweit die Figuren, Kreaturen, magischen Gegenstände und Gesetze mit den Spielregeln von D&D übereinstimmen, müssen die Hardcore-Fans entscheiden. Wer auf witzige Fantasy-Abenteuer à la Die Braut des Prinzen oder Der Sternenwanderer steht, kommt hier voll auf seine Kosten.

Note: 2-

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.