Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.

Panik am roten Fluss

John Wayne ist einer der Gründe, warum ich lange Zeit keine Western mochte. Wie kein Zweiter, außer vielleicht Charlton Heston, verkörperte er im Privaten den hässlichen Amerikaner, und wenn man sich seine Äußerungen zum Landraub, zu Rassismus und Sklaverei ansieht, scheint er ein furchtbarer Mensch gewesen zu sein, der zudem lange Zeit Mitglied der rechtsradikalen John-Birch-Society war. Heute würde er vermutlich gecancelt werden in Hollywood und dürfte nur noch Filme für ein ebenso erzkonservatives Publikum machen und auf Trump-Rallys auftreten.

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Die letzte Vorstellung

Wer glaubt, dass Hollywood erst in den letzten Jahren auf die Idee kam, späte Fortsetzungen von alten Klassikern auf den Weg zu bringen, wird heute eines Besseren belehrt: 1990 kam Texasville in die Kinos, fast zwanzig Jahre nach seinem ersten Teil, Die letzte Vorstellung, der zu den bedeutendsten Werken der US-amerikanischen Filmgeschichte gezählt wird. Ich hatte beide irgendwann in den Neunzigern gesehen, konnte mich aber nicht mehr an viel erinnern, außer dass ich den ersten Teil großartig fand, die Fortsetzung dagegen nur mittelprächtig. Als kürzlich Die letzte Vorstellung auf Kabel Eins Classics gezeigt wurde, war mir klar, dass es höchste Zeit für ein Wiedersehen wird.

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Twisters

Einer meiner früheren Klassenlehrer pflegte immer zu sagen: „Der destruktive Trieb des Menschen ist größer als sein konstruktiver.“ Meistens haben wir den Spruch zu hören bekommen, wenn jemand mal wieder Blödsinn gemacht hat. Vergangenes Wochenende ist nach langer Zeit endlich wieder ein Katastrophenfilm in die Kinos gekommen, in dem wir uns an der Zerstörungswut von Mutter Natur erfreuen können, deren destruktiver Trieb mindestens genauso stark ausgeprägt ist wie ihr konstruktiver.

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Mo Hayders – Die Behandlung

Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett lautet der Titel einer Komödie mit Heinz Erhardt sowie eines Hits von Bill Ramsey, der vermuten lässt, dass die Krimibegeisterung der deutschen Zuschauer schon vor sechzig Jahren groß war. Ohne Tatort gehen weite Teile der Bevölkerung auch heute am Sonntagabend nicht ins Bett, und die Fülle an Krimiserien und -reihen ist schier endlos. Von den Publikationen mal ganz zu schweigen.

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The Wailing – Die Besessenen

Nicht nur das Thriller-, sondern auch das Horrorgenre ist ziemlich ausgelutscht, es gibt keine neuen Ideen mehr, nur mehr oder weniger interessante Variationen bekannter Themen. Originell ist allenfalls die Art der Inszenierung, und da hat es in den letzten zehn Jahren durchaus manche Veränderung gegeben. Horror ist salonfähig geworden, manche Filme laufen nun in Arthäusern und auf Festivals.

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La isla mínima – Mörderland

Wann gab es eigentlich den letzten richtig spannenden Thriller im Kino? So etwas à la Das Schweigen der Lämmer, Sieben oder Die üblichen Verdächtigen? James Bond fällt ja eher in die Kategorie Action, Once upon a time … in Hollywood enthielt zwar Thriller-Elemente, war aber kein klassischer Suspense-Thriller, und die Agatha-Christie-Verfilmungen sind viel zu betulich.

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Die Insel der Zitronenblüten

Auch dieser Beitrag schlummerte viel zu lange auf meiner Festplatte, und der Film wurde wie Hör auf zu lügen bereits vor einem Jahr auf einer Tradeshow am Rande des Münchner Filmfests präsentiert. Normalerweise versuche ich, möglichst zeitnah die Beiträge zu veröffentlichen, aber nicht immer passen sie thematisch in eine Woche, und wenn ich einen Film weit vor dem Starttermin sehe, muss ich ohnehin warten, bis er schließlich in die Kinos kommt. Was dann dazu führen kann, dass er auf meiner Liste immer weiter nach hinten rutscht. Immerhin, der Titel passt zurzeit wunderbar zu unseren Temperaturen.

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Hör auf zu lügen

Die Rückkehr in den Heimatort ist ein beliebtes Sujet sowohl in der Literatur als auch im Film. In der Regel geht es um nicht verarbeitete Konflikte, die meist zum Verlassen des Ortes geführt haben, um Rückbesinnung, Neuausrichtung und vor allem Heilung. Insofern ähneln sich die Stoffe alle. Was sie einzigartig macht, sind die Figuren, ihre Wunden in der Vergangenheit, ihre Motive und Charaktere.

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Challengers – Rivalen

Mit Call me by your Name kam Luca Guadagnino groß raus, der Film erhielt einige Oscar-Nominierungen, aber am Ende nur eine Trophäe für das beste Drehbuch von James Ivory. Seinen Durchbruch hatte der Regisseur aber schon einige Jahre zuvor mit A Bigger Splash, den ich bislang nicht gesehen habe, weil mir das Drehbuch nicht gefallen hat. Sehr sehenswert ist aber sein dritter Film, I am Love.

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Damsel

Märchen haben eine pädagogische Wirkung und sollen den Menschen etwas über sie selbst und ihre Rolle in der Gesellschaft erzählen, und aus heutiger Sicht kommen die Frauen dabei nicht allzu gut weg. Eine Prinzessin in Nöten wird nicht aktiv, sondern wartet geduldig auf den Prinzen, der sie aus ihrer misslichen Lage befreit. Klar, dass Feministinnen das sauer aufgestoßen hat, und so gibt es seit vielen Jahren selbstbestimmte, aktive und unerschrockene Prinzessinnen, die das Heft des Handelns selbst in die Hand nehmen.

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