The Equalizer 2

Weiß jemand, warum in diesem Jahr gleich drei Sommerblockbuster in Italien spielen? Ein Coup der dortigen Tourismusbehörde? Lukrative Steuergeschenke? Auffallend ist jedenfalls, dass Fast & Furious 10, Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil Eins und The Equalizer 3 im Land, wo die Zitronen blühen, angesiedelt sind, zählt man kleinere Filme wie Book Club 2 dazu, ist die Liste sogar noch länger. Und vielleicht habe ich noch den einen oder anderen vergessen.

Aber zurück zu The Equalizer: Der erste Teil war ein ganz ordentlicher Actionfilm von Antoine Fuqua, in dem sich Denzel Washington mit der russischen Mafia anlegt und eine junge Frau aus der Prostitution rettet. Nicht besonders originell, aber durch und durch solide. Inzwischen wurde aus dem Stoff eine Fernsehserie, und der Trailer zum dritten Teil läuft bereits in den Kinos und sieht überraschend gut aus. Daher musste ich mir nun die erste Fortsetzung des Originals anschauen.

The Equalizer 2

Robert McCall (Denzel Washington) übernimmt immer wieder Aufträge als Equalizer, und einer führt ihn in die Türkei, wo er ein Kind zurückholt, das von seinem Vater illegal außer Landes gebracht worden ist. Zwischen den Aufträgen jobbt McCall als Lyft-Fahrer und nimmt sich des jungen Miles (Ashton Sanders) an, der droht, ins Gang-Milieu abzurutschen, aber ein begabter Maler ist. Als eines Tages Susan Plummer (Melissa Leo), eine alte Freundin und Kollegin aus McCalls Geheimdiensttagen, bei der Untersuchung eines Mordes in Brüssel getötet wird, will McCall den Fall aufklären. Dafür meldet er sich bei seinem früheren Partner Dave York (Pedro Pascal), der ihn immer noch für tot hält …

Wie eingangs gesagt, der erste Teil war solide Action-Unterhaltung, aber bei weitem nicht so gut oder originell, dass es eine Fortsetzung gebraucht hätte. Aber solange die Kasse stimmt, lässt man in Hollywood bekanntlich nichts unversucht, und da man nicht die Pferde wechseln soll, wenn es gerade gut läuft, haben wieder Richard Wenk das Drehbuch geschrieben und Antoine Fuqua Regie geführt.

Bis die Story in Fahrt kommt, dauert es diesmal jedoch ungewöhnlich lange. Zwar gibt es den obligatorischen Action Hook am Anfang, eine spannende Auftaktsequenz, die einen Vorgeschmack auf die weitere Geschichte liefern soll, doch danach dümpelt die Handlung ziemlich ereignislos dahin. In einem Nebenplot kümmert sich McCall um den Holocaust-Überlebenden Sam (Orson Bean), der ein wertvolles Gemälde aus Familienbesitz zurückbekommen will, eine am Ende überraschend bewegende Story, die jedoch nichts mit der eigentlichen Handlung zu tun hat. Wenn ein Nebenstrang emotionaler und einprägsamer ist als der Rest der Geschichte, weiß man schon, dass der Film ein Problem hat.

The Equalizer 2 ist kein schlechter Film, er ist nur vollkommen überflüssig. Fuqua versteht sein Handwerk gut genug, um einen ordentlichen Actionfilm abzuliefern, der wenigstens in seiner zweiten Hälfte tempo- und spannungsreich ist. Die Geschichte knüpft an McCalls Vergangenheit an, und wie schon im ersten Teil spielt seine verstorbene Frau eine wichtige Rolle. Aber diese Geschichte ist weder originell noch kann sie den Zuschauer überraschen oder begeistern.

Wer Denzel Washington mag, auf einen ordentlichen Actionfilm steht und damit rechnet, dass der Film ein paar Längen hat, wird hier gut bedient. Man sollte nur nicht zu viel erwarten und sich lieber auf Teil 3 freuen.

Note: 3-

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.