The Imitation Game

Mein Staubsauger gibt neuerdings seltsame Geräusche von sich und klingt ein wenig wie R2D2. Entweder ein Zeichen, dass er bald das Zeitliche segnet oder so etwas wie Intelligenz entwickelt und mit mir zu kommunizieren versucht. Vielleicht sollte ich ihn einem Turing-Test unterziehen – das Problem ist nur, dass sein Gefiepse keiner versteht. Aber bei R2D2 wusste ja auch keiner, was er sagt, außer C3PO, und Protokoll-Roboter waren leider ausverkauft. Mein Staubsauger, das unbekannte Wesen.

In einigen Tagen findet die diesjährige Oscarverleihung statt, und so wie es im Moment aussieht, gilt Eddie Redmayne wohl als aussichtsreichster Kandidat für den Preis des besten männlichen Hauptdarstellers. Letzten Herbst war es noch ein anderer, nämlich Benedict Cumberbatch, und so wird man gespannt sein dürfen, wer schließlich das Rennen macht.

The Imitation Game

Alan Turing (Benedict Cumberbatch) gilt als einer der besten Mathematiker der Welt, weshalb er von der britischen Regierung damit beauftragt wird, Enigma, die Codierungs-Maschine der Nazis, zu entschlüsseln. Selbstbewusst, aber ein Sonderling, geht Turing dabei eigene Wege und eckt sowohl bei den Kollegen, als auch bei seinen Vorgesetzten an.

Was Anfang der Vierziger Jahre in Bletchley Park geschah, war viele Jahrzehnte lang ein wohlgehütetes Geheimnis, das erst vor relativ kurzer Zeit gelüftet wurde. Seither kennt man auch Alan Turing, der nicht nur als Spion und Mathematiker berühmt wurde, sondern auch die Grundlagenforschung der Biologie und Informatik beeinflusste. Von ihm stammt auch der Turing-Test, um herauszufinden, ob man es mit einer Künstlichen Intelligenz zu tun hat oder nicht.

Alan Turing hätte vermutlich noch viel mehr leisten können, wenn er nicht homosexuell gewesen und aufgrund der rigiden Gesetzgebung jener Zeit zur chemischen Kastration gezwungen worden wäre, die ihn zuerst in die Depression – eine Nebenwirkung der Medikamente – und dann in den Selbstmord trieb. Diese Ereignisse bilden, zusammen mit Rückblenden in Turings Schulzeit, die Rahmenhandlung des Films, werden aber eher unzureichend und oberflächlich geschildert. Im Mittelpunkt stehen die Kriegsjahre und die Entschlüsselung des Nazi-Codes.

Über die Ereignisse in Bletchley Park hat es schon einige Filme gegeben und auch über die Umstände, wie die Briten in den Besitz einer Enigma-Maschine gelangt sind, weshalb die Story an sich nicht mehr besonders originell ist. The Imitation Game ist ein nahezu klassisches Bio Pic, das sich vor allem auf Turings Leistung in den Kriegsjahren konzentriert und die Undankbarkeit einer Nation, die ihm doch so viel zu verdanken hat. Cumberbatch spielt Turing als sozial inkompetenten, aber hochbegabten Außenseiter: Historiker und Biografen gehen davon aus, dass er am Asperger-Syndrom litt, und genauso wird er auch dargestellt. Seine schauspielerische Leistung ist gut, die Geschichte ist – obwohl gar nicht so furchtbar spannend – durchaus mitreißend und besitzt als Würze eine geringe Dosis des berühmten britischen Humors.

Note: 2-

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.