Das Frühstück wurde heute al fresco serviert. Im schmalen Hinterhof unseres Hotels stand ein Tisch mit Kaffee und Tee sowie den üblichen amerikanischen süßen Sachen, mit denen die Leute hier in den Tag starten. Selbst um diese Zeit war es – und ich bin es schon selbst leid, das zu erwähnen – viel zu drückend. Aber es hilft ja nichts, wenn man was sehen will von der Stadt, muss man raus.

Nur einige Haltestellen von uns entfernt liegt der historische Lafayette-Friedhof mit den typischen Mausoleen, die in dem> sumpfigen Gelände hier notwendig sind, um die Toten angem>essen bestatten zu können. In der ersten Zeit wurden sie wie sonst üblich in der Erde begraben, wobei man die Särge durchlöchert hat, damit das Wasser eindringen konnte, aber das erschien den Bewohnern bald als zu pietätlos, weshalb man zur bis heute üblichen Praxis überging. Viele dieser zum Teil über hundert Jahren alten Grabstätten sind allerdings ziem>lich verfallen, wirken aber gerade dadurch auch besonders romantisch. übrigens liest man sehr viele deutsche Namen auf den Grabplatten.
Auf dem> Rückweg ins French Quarter haben wir uns noch etwas Zeit gelassen, um die wunderschönen Villen in der St. Charles Street zu bewundern. Dann sind wir, vom Jackson Square startend, wieder durch die malerischen, engen Straßen geschlendert, haben viele berühmte Gebäude gesehen und Geschichten über ihre Bewohner gelesen. über Alice Heine etwa, die im Miltenberger House aufwuchs und später Fürstin von Monaco wurde, oder über Delphine LaLaurie, die Mitte des 19. Jahrhunderts eine Gastgeberin der eleganten Gesellschaft und berüchtigt dafür war, ihre Hausangestellten zu foltern. Wer die dritte Staffel von American Horror Story gesehen hat, erinnert sich vielleicht daran, dass Kathy Bates sie gespielt hat.
Normalerweise lassen wir ja das Mittagessen ausfallen, aber nachdem> unser Abendbrot so enttäuschend ausgefallen war, wollten wir eine Kleinigkeit zu uns nehmen, am liebsten natürlich eine hiesige Spezialität. Wir landeten in einem> kleinen, mit netten Wandgem>älden ausgestalteten Bistro namens ?Gumbo Shop?, in dem> wir das Glück hatten, von einer ausgesprochen freundlichen Kellnerin bedient zu werden, die sogar einige Jahre in Deutschland gelebt hatte und uns in ihrer Heimatstadt (und ihrem> Klima!) willkommen hieß. Auch das Essen ? Seafood-Gumbo und ein Blackened Chicken Po?boy (poor boy, also armer Junge heißen hier die warmen Sandwiches) ? war vorzüglich. Und schon bin ich wieder mit der hiesigen Küche versöhnt ?
Nach einem> Ausflug zum Mississippi, um ein wenig die Schiffe zu beobachten, machten wir uns am Nachmittag auf den Weg zurück ins Hotel, um der Gluthitze zu entgehen und uns etwas auszuruhen. Am Abend fuhren wir dann zum Lafayette Square, auf dem> noch bis Ende Mai jeden Mittwoch eine Live-Band auftritt. Die Einheimischen und auch etliche Touristen versammelten sich auf der Wiese, kamen mit Picknickdecken und Stühlen und genossen den (Feier-)Abend. überall roch es lecker nach Essen, aber auch nach Bier und Marihuana. Leider gefiel uns die Musik nicht besonders, so dass wir uns bald wieder auf den Weg machten.
Weil wir unseren Besuch im ?Caf? Beignet? am Vortag so genossen hatten, entschieden wir uns, dort noch einmal einzukehren ? und haben es nicht bereut. Erstaunlicherweise hatten wir schon wieder Hunger und bestellten ein Po?boy mit Shrimps sowie ein Jambayala, die beide vorzüglich waren. Und zum Dessert mussten es natürlich Beignets sein, für die das Caf? schließlich berühmt ist und die die besten der Stadt sein sollen. Beignets sind ein fettgebackenes Gebäck, das dick mit Puderzucker bestäubt wird, ähnlich den süddeutschen Strauben. Sie waren ganz okay, gehören aber nicht zu meinen Favoriten. Ursprünglich hatten wir sie im berühmten ?Caf? du Monde? essen wollen, aber am Nachmittag hätten wir ewig auf einen Platz warten müssen, außerdem> gefiel uns das sehr karge, an eine Markthalle erinnernde Ambiente nicht.