Love, Simon

Über gute Filme braucht man nicht viele Worte zu verlieren. Love, Simon ist ein guter Film. Er startet morgen.

Love, Simon

Simon (Nick Robinson) ist ein gewöhnlicher Schüler in einem beliebigen amerikanischen Vorort. Er versteht sich gut mit seinen Eltern (Josh Duhamel und Jennifer Garner) und seiner kleinen Schwester (Talitha Eliana Bateman), er hat gute Freunde (Katherine Langford, Alexandra Shipp und Jorge Lendeborg Jr.) und ein großes Geheimnis: Simon ist schwul. Als er auf einer Webseite von einem Mitschüler liest, der sich ebenfalls vor seinem Coming-out fürchtet, nimmt er Kontakt via E-Mail auf – und verliebt sich in den Unbekannten. Doch der Versuch, dessen Identität herauszufinden, ist schwieriger als gedacht, und als dann ein anderer Mitschüler zufällig an die E-Mails gerät und Simon erpresst, damit dieser ihn mit seiner besten Freundin verkuppelt, nimmt das Chaos seinen Lauf …

Jeder verdient eine schöne Liebesgeschichte, heißt es irgendwann im Film, und genau darum geht es auch. Love, Simon ist eine wunderbare Teenager-Love Story mit großartigen Schauspielern und einem einfühlsamen Drehbuch (von Elizabeth Berger und Isaac Aptaker, nach dem Roman von Becky Albertalli). Die Regie von Greg Berlanti, dem Produzenten diverser DC-Serien (The Flash, Arrow, Supergirl u.a.), ist durchweg solide und erfrischend unprätentiös. Er meidet weitgehend Klischees, schafft es sogar, Jennifer Garners häufig überemotionale Darstellung zu zügeln (dafür darf Josh Duhamel die eine oder andere Träne verdrücken) und zeichnet ein sehr realistisches Bild eines amerikanischen Teenagers im 21. Jahrhundert. Besonderes Lob gebührt auch Hauptdarsteller Nick Robinson, der seine Rolle überzeugend spielt und den man demnächst wohl häufiger zu sehen bekommt.

Verglichen mit anderen Filmen mit derselben Problematik ist das Bemerkenswerte, dass die Homosexualität des Helden als selbstverständlich hingenommen und nicht zum Gegenstand eines familiären Dramas wird. Simons Eltern reagieren sogar schon fast zu verständnisvoll, und auch wenn es zu Anfeindungen in der Schule und ein paar merkwürdigen Begegnungen kommt, ist die Darstellung erfreulich undramatisch. Die Konflikte resultieren vor allem aus den Geheimnissen und dem Beziehungschaos, das dadurch entsteht, dass ein Mitschüler Simon erpresst. Doch auch dieser Aspekt wird eher nüchtern und komödiantisch erzählt, was dem Film eine Leichtigkeit verleiht, die man nicht erwartet hätte.

Alles in allem ein äußerst gelungener Film, nicht nur für ein jugendliches Publikum.

Note: 2

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.