Ghostbusters

Das Original habe ich seinerzeit im Kino gesehen, kann mich allerdings nicht daran erinnern, ob er mich beeindruckt hat. Vielleicht fand ich die Spezialeffekte, die für die damalige Zeit spektakulär waren, toll, vielleicht habe ich über die flapsigen Dialoge gelacht. Jedenfalls gefiel er mir so gut, dass ich ihn später noch mindestens einmal gesehen und fünf Jahre später auch für die Fortsetzung eine Kinokarte gelöst habe.

Das Remake von Paul Feig hat mich hingegen nicht interessiert. Wir haben auf der CinemanCon in Las Vegas einige Ausschnitte gesehen, die nicht gerade überzeugend waren, und auch die Kritik hat ihn später verrissen. Aber nachdem nun der Trailer zu Ghostbusters: Afterlife erschienen ist, dachten Mark G. und ich, dass es vielleicht eine gute Gelegenheit wäre, sich den Film von 2016 anzuschauen. Und sei es nur, damit wir sagen können: Wir haben sie alle gesehen.

Ghostbusters

Erin (Kristen Wiig) ist eine anerkannte Physikerin, die kurz vor einer Festanstellung als Professorin steht, als sie von ihrer Vergangenheit eingeholt wird: Zusammen mit ihrer Kommilitonin Abby (Melissa McCarthy) hat sie vor Jahren ein Buch über Parapsychologie geschrieben, das ihr heute peinlich ist. Sie bittet Abby, das Buch vom Markt zu nehmen, muss dafür jedoch sie und deren neue Partnerin Jillian (Kate McKinnon) zu einem Einsatz begleiten. Dort haben es die drei Frauen plötzlich mit einem echten Geist zu tun …

Katie Dippold und Paul Feig halten sich in ihrem Drehbuch nah am Original. Wie die Ghostbusters von 1984 werden auch die Frauen aus ihrer Universität geworfen und gründen daraufhin eine private Geisterjäger-Agentur. Auch der Showdown erinnert stark an den Vorgänger, auch wenn die Umstände etwas andere sind.

Dass die Geisterjäger nun weiblich sind, ist vielleicht der einzige gute Einfall des Scripts, und es ist immer noch eine Schande, dass diese Entscheidung solche harschen Kommentare zur Folge hatte. Die Frauen haben ihre Sache auch alles in allem ganz gut gemacht. Melissa McCarthy ist eine wunderbare Komödiantin, wenn sie nicht zu dick aufträgt, und Kate McKinnon ist dank Saturday Night Live international bekannt, neigt aber leider auch ein wenig zur schauspielerischen Übertreibung. Aus derselben Schule stammt auch Leslie Jones, die als einziges farbiges Mitglied die Ghostbusters unterstützt.

Feig setzt bei seiner Inszenierung ganz auf den Look, den Ivan Reitman 1984 geprägt hat. Die Waffen und Geister ähneln stark ihren Vorgängern, und sogar der Marshmallow-Mann ist wieder mit dabei. Darüber hinaus gibt es eine ganze Reihe von Cameos aus den Vorgängerfilmen, so dass es so wirkt, als hätten die Beteiligten von damals den neuen Geisterjägern ihren Segen gegeben.

Trotzdem will der Film nicht funktionieren. Vielleicht liegt es daran, dass die Geschichte inzwischen altbacken wirkt, vielleicht zündet auch der Humor einfach nicht, denn rund achtzig Prozent des Gagfeuerwerks erweisen sich als Rohrkrepierer. Schuld ist ein unausgegorenes Drehbuch, das sich mehr auf die Originalität seines Vorgängers verlässt, als etwas Eigenes zu entwickeln, und zudem einen vulgären Humor propagiert, der eher unangenehm als lustig ist. Immerhin gibt es einige Momente, deren Witz tatsächlich funktioniert, und auch Chris Hemsworths Auftritt als strohdummer Sekretär der Geisterjägerinnen ist gelungen.

Wenn man weiß, worauf man sich einlässt, kann man sich den Film durchaus mit einigem Vergnügen anschauen. Man verpasst jedoch nichts, wenn man ihn nicht sieht.

Note: 4

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.