Mark G.’s MüFiWo 2020 Teil 4

Kaum zu glauben, aber schon steht der Abschluss der Münchner Filmwoche an – zumindest was den „industriellen“ Teil angeht (mit den Bayerischen Filmpreisen und dem Filmball geht es ja noch weiter) – und den liefert traditionsgemäß Universal.

Der Vizemeister der InsideKino-Top 100-Jahrescharts drei Jahre in Folge hat sehr gute Chancen, 2020 den Titel zu erobern, hat doch der US-Major dieses Jahr mit Keine Zeit zu Sterben und Minions 2 die (auf dem Papier) einzigen sicheren Blockbuster des Jahres im Programm. Und wer geglaubt hat, dass nach vier Filmauftritten eine gewisse Minions-Müdigkeit einsetzen müsste, hat eben nicht die gezeigten Szenen gesehen…

Aber auch andere Filme werden für einen hohen Marktanteil sorgen, darunter natürlich Fast & Furious 9 und die beiden DreamWorks-Animationsfilme Trolls World Tour und Die Croods 2.

Zu meinen persönlichen Highlights gehört die Aretha Franklin-Biographie Respect und der Blumhouse-Schocker Der Unsichtbare (Hammer-Szene gezeigt). Wer die komplette Liste der vorgestellten Filme wissen will, sollte wieder Pi Jays Bericht anklicken. Danach lud das Studio wieder zum kulinarisch krönenden Abschluss der MüFiWo ins Lenbachpalais.

FAZIT der Filmwoche:

Das dritte Jahr in Folge steht der deutsche Film relativ vielseitig da, 2020 sollte eigentlich ein höherer einheimischer Marktanteil möglich sein als in 2019 (und der ist auch dringend notwendig, da Hollywood immer noch Komödien und Filme für Frauen sträflich vernachlässigt). Mini-Trend bei den deutschen Produktionen: Irgendwie hat man den Eindruck, dass Jella Haase in jedem zweiten Film zu sehen ist…

Kleiner Nebeneffekt der MüFiWo: Vier weitere Fortsetzungen und Spin-Offs für die Sequelmania 2020 (Aktualisierung beim nächsten geplanten Update).

Auch wenn sich alle darüber gefreut haben, dass 2019 ein Branchen-Plus von etwa 15 % sah, geht es (mir persönlich) dann doch zu weit, euphorisch über den Fakt zu sein, dass die Umsatz-Milliarde wohl wieder geknackt wurde, schließlich war 2019 eines der besucherschwächsten Jahre seit der Wiedervereinigung.

Verleiher und Kinos beschworen immer wieder die Co-Abhängigkeit voneinander, gelobten (wieder einmal) eine bessere Zusammenarbeit, und auch die Verleiher untereinander versprachen mehr Disziplin (Reduktion der Filmstarts) oder mehr Sorgfalt (z.B. bei den Startterminen).

Und da sind wir schon wieder beim leidigen Thema: Starttermine! In einem Jahr, das so herausfordernd ist wie 2020, darf kein einziges Wochenende verschwendet werden. In einem Jahr, das aus jetziger Sicht nur zwei sichere Blockbuster zählt, dürfen potenziell erfolgreiche Filme nicht am gleichen Termin gestartet werden, da darf es nicht zu einer Genre-Ballung kommen und es muss ständig eine größtmögliche Vielfalt für unser Publikum herrschen.

Weil noch viel Zeit ist, die schlimmsten Startterminprobleme zu entschärfen, hier nur eine kleine Auswahl an Hotspots:

  • Für den 9. Januar kommt schon jede Hilfe zu spät – dieses Wochenende wurde schon verschwendet… Es ist jedes Jahr das Gleiche: Viele Kinobesitzer und Verleiher sind überrascht, dass viele Filme im Januar besser starten als allgemein erwartet. Dabei gibt es zwei sich jährlich wiederholende Gründe: Zum einem profitieren die Januar-Starts vom Trailering vor den Weihnachtsblockbustern (ich grabe mal wieder meinen Oldtimer „Hits generieren Hits“ aus), zum anderen profitieren sie von den unzähligen Kino-Geschenkgutscheinen unter den Weihnachtsbäumen. Also lieber Verleiher: Verschenkt 2021 nicht wieder so einen guten Starttermin. Ich erinnere nur mal an den 8. Januar 1998, als Titanic seinen Siegeszug begann…
  • Unglaublich, aber wahr. Im Februar starten innerhalb von 8 Tagen mit Fantasy IslandBrahms: The Boy 2 und Der Unsichtbare gleich drei Horrorfilme – zwei davon sind noch dazu vom selben Produzenten (Blumhouse).
  • Nicht weniger unglaublich ist die Tatsache, dass mit Lassie und Ruf der Wildnis am 20. Februar gleich zwei Hunde-Filme gegeneinander starten.
  • 26. März: Da muss ich wohl nicht viel erklären: Mulan UND Trolls World Tour UND Peter Hase 2.
  • Ich weiß ja, dass Fußball-Großereignisse gerne zu selbsterfüllenden Prophezeiungen genutzt werden (da geht nix, also starte ich nix, deswegen geht da auch nix), obwohl es national und international viele Beispiele für erfolgreiches Terminieren während einer EM oder WM gibt, aber wollt Ihr es wirklich dabei belassen, dass am 25. Juni nur ein einziger Film (Meine Freundin Conni) gestartet wird, der noch dazu keine Abendvorstellung benötigt?
  • Mit Christopher Nolans Tenet und Top Gun Maverick gibt es mal wieder zwei Sommer-Hits, die geradezu nach der größtmöglichen Leinwand schreien – warum also starten die beiden Filme am gleichen Termin?
  • Der September strotzt wieder von Filmen für ein männliches Publikum, die sich gegenseitig kannibalisieren werden – Hier der Stand der Dinge: Escape Room 2 (Horror), Monster Hunter (Horror-Action), Conjuring 3 (Horror), Let Him Go (Thriller), Without Remorse (Action), The King’s Man (Action) und Last Night in Soho (Horror-Thriller). Einsamer Film für Frauen ist der deutsche Hallo Again.

Das waren erst einmal die offensichtlichsten Hotspots, an denen gearbeitet werden MUSS. Im Geiste der versprochenen Zusammenarbeit können die Verleiher hier schon mal kräftig entzerren. Da manchmal auch die gleichen Studios betroffen sind, bietet sich natürlich ein altmodischer Kompromiss an: Wenn Du von diesem Termin mit Film A weggehst, weiche ich von dem anderen Termin mit Film B…

Und jetzt mache ich mich an meine Jahres-Prognose 2020 – ich bin schon gespannt, was dabei herauskommt…

Ich freue mich auf jeden Fall auf das Kinojahr 2020…

PS: Ansonsten bedanke ich mich wieder für die vielen netten Gespräche mit Freunden und Kollegen, den Verleihern, Hausherren und Organisatoren, die wieder eine sehr gelungene Filmwoche auf die Beine gestellt haben.