Der Spion von nebenan

Das Coronavirus hat uns alle kalt erwischt, aber manche hatten besonders viel Pech. Ausgerechnet am letzten Wochenende vor dem Lockdown wurde dieser Film gestartet, der dann natürlich sang- und klanglos unterging. Vielleicht wird er noch einmal eingesetzt, sobald die Kinos wieder öffnen dürfen, vielleicht erscheint er demnächst bei einem Streamingdienst. Ich hatte jedenfalls das Glück, ihn bereits im Januar sehen zu können.

Der Spion von nebenan

JJ (Dave Bautista) hat seinen letzten Einsatz als CIA-Agent gründlich vermasselt und seinem Chef (Ken Jeong) damit einen Strich durch die Rechnung gemacht. Auf die Suche nach dem Terroristen Marquez (Greg Bryk), der eine Atombombe bauen will, werden deshalb zunächst andere geschickt, während JJ und die Technikerin Bobbi (Kristen Schaal) die ehemalige Schwägerin von Marquez (Parisa Fitz-Henley) und deren Tochter Sophie (Chloe Coleman) überwachen sollen.

Dumm nur, dass Sophie dahinterkommt und die beiden Agenten für ihre eigenen Zwecke benutzt …

Altkluge und vorlaute Kinder mögen im realen Leben nervig sein, auf der Leinwand sorgen sie stets für große Erheiterung und eine Menge Schadenfreude. So ist das Pfund, mit dem der Film wuchern kann, die wunderbare Neuentdeckung Chloe Coleman, die so frisch und natürlich und charmant alle anderen Darsteller um den kleinen Finger wickelt, dass es ein großes Vergnügen ist, ihr dabei zuzusehen.

Der Film selbst erfindet das Genre der Agentenkomödie nicht neu, liefert aber alles, was dazu gehört. Die Figuren sind schrullig, verkommen aber zum Glück nicht zur Karikatur. Die Story selbst ist arg vorhersehbar, funktioniert aber dennoch gut und führt zu einem soliden und recht spannenden Finale, dem man leider das etwas geringe Budget ansieht. Da wäre noch etwas mehr drin gewesen. Dave Bautista macht seine Sache einigermaßen gut, stößt aber in jeder Szene auf seine schauspielerischen Grenzen, was in der Summe dann schon fast wieder sympathisch ist.

In einem Jahr, in dem es kaum etwas zu lachen gibt, muss man für jede halbwegs gelungene Komödie dankbar sein. Vor allem in Zeiten von Corona …

Note: 3

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.