Die Croods – Alles auf Anfang

Erstaunlich, wie die Zeit vergeht. Dass Die Croods 2013 in die Kinos kam, hätte ich wirklich nicht gedacht, umso erstaunlicher ist es, dass es so lange gedauert hat, bis die Fortsetzung fertig war. Vielleicht ist das auch mit ein Grund, warum der Titel keine 2 beinhaltet, sondern Alles auf Anfang zurücksetzt.

Der erste Teil hat mir damals ziemlich gut gefallen, er war rasant und ungemein witzig, und dass ich die Fortsetzung nicht im Kino, sondern erst auf Sky gesehen habe, lag einzig und allein an diesem verdammten Virus.

Okay, kehren wir zurück in die Steinzeit …

Die Croods – Alles auf Anfang

Die Familie Crood ist immer noch unterwegs, auf der Suche nach einer neuen Heimat, aber wohin sie auch kommen, lauern wilde Tiere oder lavaspuckende Vulkane. Doch Guy träumt immer noch von „dem Morgen“, das seine Eltern ihm kurz vor ihrem Tod versprochen haben, und eines Tages stößt er auf einen geheimnisvollen Ort hinter einer Mauer, der all das zu versprechen scheint: Essen im Überfluss, keine Gefahren – aber eine Familie, die er aus seiner Kindheit kennt: die Bettermans (oder Bessermanns) …

Veränderungen sind schwer. Das weiß jeder, der schon mal versucht hat, seine Neujahrsvorsätze in die Tat umzusetzen oder eine Diät zu beginnen. Von dem permanenten Widerstreit zwischen dem Festhalten am Altbewährten und dem Wunsch nach Fortschritt und Veränderung handelte schon der erste Teil, vor allem erzählt aus der Sicht der Tochter Eep, die gerne die große weite Welt jenseits der elterlichen Höhle erkunden wollte.

Raffiniert spiegelte der Animationsfilm gegenwärtige Probleme auf ein steinzeitliches Setting: den schmerzhaften Abnabelungsprozess von heranwachsenden Kindern oder die Angst vor Anpassung an eine sich verändernde Umwelt. Grug verkörpert dabei den ängstlichen Konservativen, der Mühe hat, seine Komfortzone zu verlassen, die jungen Leute Eep und Guy stehen für die neue Generation, die alles anders machen will. Daran hat sich auch im zweiten Teil nichts geändert, nur bekommen die beiden nun Rückendeckung durch die Bettermans und ihre Erfindungen.

Das Tal, in das die Croods gelangen, erinnert stark an unsere Gegenwart. Man lebt auf Bäumen wie in einem Wolkenkratzer, es gibt einen Aufzug, Müllschlucker (Recycling wäre vermutlich ein Schritt zu fortschrittlich) und sogar Duschen. Naserümpfend blicken die Bettermans auf die Croods herab, weil diese stinken und in einem wilden Haufen schlafen. Wie unzivilisiert …

Nach vielen kleinlichen Streitigkeiten und Eifersüchteleien gelangen die beiden Familien schließlich zu der Erkenntnis, dass man auch das Beste aus beiden Welten haben kann: familiäre Geborgenheit und technischer Fortschritt müssen sich nicht ausschließen, man kann konservative Werte vertreten und gleichzeitig progressive Ideen umarmen. Und manchmal muss man auch loslassen können.

So weit, so bekannt. Im Grunde machen die Figuren die gleiche Entwicklung durch wie im ersten Teil, mit derselben Konstellation, die nur um drei Figuren erweitert wurde. Grug verhält sich tölpelhaft und kommt mit der modernen Welt nicht zurecht, weil er instinktiv spürt, dass damit auch eine gewisse Entfremdung einhergeht. Natürlich darf auch die Kritik an den Medien nicht fehlen, wenn der Junior plötzlich „fernsehsüchtig“ (in diesem Fall fenstersüchtig) wird, und am Ende sind es die Frauen, die den Karren aus dem Dreck ziehen müssen.

Alles auf Anfang ist tatsächlich der perfekte (deutsche) Untertitel, der aussagekräftiger ist als das Original, das A New Age verspricht. Denn neu ist an dieser Fortsetzung leider nichts. Die Story ist so vorhersehbar wie der Wetterbericht in der Sahara, was nicht weiter schlimm wäre, hätte sie wenigstens das Tempo und den Witz des ersten Teils. Aber vieles wirkt hier leider unendlich bemüht und sogar zäh. Erst in den letzten zwanzig Minuten, wenn die Familien gegen einen King Kong-Verschnitt antreten müssen, erhöht sich die Schlagzahl und damit auch der Unterhaltungswert.

Für kleine Kinder sicherlich immer noch ein großer Spaß, für ihre Eltern eher nicht. Gemessen am ersten Teil ist die Fortsetzung sogar eine Enttäuschung.

Note: 4+

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.