Knock at the Cabin

Obwohl wir häufig zu Filmpremieren eingeladen werden, nehmen wir selten an ihnen teil, weil sie immer mit einer Reise verbunden sind. Aber diesmal waren wir vor Ort und dachten uns: Warum eigentlich nicht? Immerhin war auch M. Knight Shyamalan anwesend, der ein wenig über seine Arbeit geplaudert hat.

Der Film startet heute, und kann bereits an dieser Stelle sagen: Schaut ihn euch an.

Knock at the Cabin

Eric (Jonathan Groff), Andrew (Ben Aldridge) und ihre kleine Tochter Wen (Kristen Cui) verbringen ein Wochenende in einer abgelegenen Hütte im Wald, als plötzlich vier Fremde auftauchen: Leonard (Dave Bautista), Sabrina (Nikki Amuka-Bird), Redmond (Rupert Grint) und Ardiane (Abby Quinn) haben alle die gleichen Prophezeiungen erhalten und sind davon überzeugt, dass die Welt untergehen wird, sollte die Familie sich nicht dazu entscheiden, einen der ihren zu opfern …

Regisseur M. Knight Shyamalan ist bekannt für seine Mystery-Stoffe, die fast immer aus seiner Feder stammen. Bei diesem Projekt liegt jedoch ein Roman von Paul Trembley dem Drehbuch zugrunde, an dem Shyamalan zusammen mit Steve Desmond und Michael Sherman geschrieben hat. Dennoch wirkt die Geschichte so, als könnte sie von Shyamalan stammen und passt damit perfekt in sein bisheriges Oeuvre.

Bei Geschichten dieser Art gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder die von den Eindringlingen aufgestellten Behauptungen sind falsch und die Story handelt davon, wie die Familie sich gegen vier Geisteskranke zur Wehr setzen muss, oder sie sind wahr und wirkt mit ihrer alttestamentarischen Attitüde reichlich esoterisch. Natürlich verrate ich hier nicht das Ende, das auch gar nicht so entscheidend für die Qualität des Films ist. In beiden Fällen dreht sich die Geschichte vor allem um die Frage, die sich die meisten Zuschauer selbst stellen: Wie würde man sich selbst verhalten?

Amerikanische Home-Invasion-Filme laufen ja immer früher oder später alle auf den brachialen Einsatz roher Gewalt hinaus. In Knock at the Cabin läuft das ein wenig anders ab, es fließt zwar auch eine Menge Blut, aber – etwas untypisch für den Zeitgeschmack – die Kamera schwenkt dabei jedes Mal dezent zur Seite. Richtig blutig ist es also nicht, dafür ungemein spannend.

Shyamalan gelingt es, eine so intensive Atmosphäre zu kreieren, dass man beinahe zu atmen vergisst. Visuell wird das durch extreme Großaufnahmen unterstützt, durch die man oft das Gefühl hat, in die Köpfe der Menschen hineinzukriechen. Als Thriller funktioniert die Story recht gut, es ist nur schade, dass einige auf der Hand liegende Ideen schlichtweg ignoriert werden und dadurch auf weitere spannungsgeladene Momente verzichtet wird. Da wäre sicherlich noch mehr möglich gewesen. Auch in der Auflösung am Ende hätte das Drehbuch präziser sein können.

Insgesamt gibt es aber nicht viel, das man an diesem dichten, emotional packenden Film auszusetzen hat. Für mich ist es sogar Shyamalans bester Film seit The Sixth Sense.

Note: 2

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.