Godzilla x Kong: The New Empire

Morgen ist Vatertag. Für viele Väter ist er nur ein Vorwand, sich mit Gleichgesinnten zu betrinken, aber man kann ja auch mal etwas Anderes versuchen. Zum Beispiel mit seinen Söhnen, Brüder, Schwägern oder Freunden ins Kino gehen, zum Beispiel in Planet der Affen: New Kingdom. Und weil ich ihn noch nicht gesehen habe, schreibe ich über zwei andere Affen.

In unseren woken Zeiten gilt es ja schon als kulturelle Aneignung, wenn ein Weißer Rastalocken trägt oder seinem Kind eine Feder ins Haar steckt und es als Indianer verkleidet. Aber dass Hollywood sich ein ur-japanisches Franchise einverleibt, scheint die diskriminierungskritischen Zuschauer nicht groß zu stören, sonst wären die Filme schon gecancelt worden. Hollywood war halt schon immer gut darin, sich bei den Kulturen fremder Länder zu bedienen und ihre Mythen zu neuen Geschichten zu verwursten. Die Gebrüder Grimm könnten ein Lied davon singen.

Natürlich machen auch die Japaner weiterhin Godzilla-Filme, und Godzilla Minus One im letzten Jahr war sogar ein echtes cineastisches Schmankerl, gegen das das gesamte Monsterverse nicht anstinken kann. Dieses hat nach der durchwachsenen Streamingserie Monarch: Legacy of Monsters nun einen neuen Film am Start, und weil ich Lust auf etwas leichtes Popcornkino hatte, habe ich ihn mir tatsächlich angesehen. Auf der großen Leinwand macht das immer mehr Spaß als auf einem kleinen Bildschirm.

Godzilla x Kong: The New Empire

Drei Jahre nach dem Kampf zwischen King Kong und Godzilla, der mit einem halbwegs versöhnlichen Waffenstillstand und gegenseitiger Duldung endete, haben die beiden Titanen die Welt unter sich aufgeteilt: Godizilla beschützt die Menschheit vor amoklaufenden Monstern und rettet Rom beispielsweise vor einer Riesenkrabbe, während Kong die Hohlerde erkundet, in der Hoffnung, dort versprengte Angehörige zu finden. Tatsächlich stößt er eine Herde Riesenaffen, die vor Urzeiten unter ihrem Skar-King genannten Anführer verbannt wurden und immer noch finstere Rachepläne schmieden: Sie wollen über die Erdoberfläche herrschen und diese mit Hilfe eines versklavten Titanen in eine neue Eiszeit führen.

Die Japaner müssen jetzt ganz tapfer sein, denn Godzilla hat ihren Inseln den Rücken gekehrt und ist nach Italien gezogen, genauer gesagt, ins Kolosseum. Wahrscheinlich nennt er sich jetzt Guido. Muss wohl an der Pizza liegen. Was die Altertümerverwaltung in der italienischen Hauptstadt dazu sagt, ist nicht bekannt, aber auf diese Weise kann man vermutlich ganz viele neue Touristen in die Stadt locken.

Viel sollte man von diesen Filmen, die zumeist nach dem gleichen Muster gestrickt sind, nicht erwarten. Da überrascht es schon, dass das Buch von Simon Barrett, Terry Rossio und Jeremy Slater mit einer Menge Humor aufwartet. Manchmal ist dieser aber eher unbeabsichtigt. Was sie sich bei dem Titel gedacht haben, ist auch nicht ganz klar. Ist das x nun ein Malzeichen, ein Kuss-Emoji oder was ganz Anderes? Angeblich verweist es auf die Kooperation zwischen Kong und Godzilla, die in diesem Streifen noch weiter ausgebaut wird. Wie bereits im letzten Film bringt sie ein gemeinsamer Feind zusammen, in diesem Fall Skar-King.

Über weite Strecken ist es ein reiner King Kong-Film, dreht sich doch fast alles um den Riesenflausch, der über die Hohlerde herrscht, dort ein Jagdrevier errichtet hat und seine Beute mit ausgeklügelten Fallen zur Strecke bringt. Aber der arme Kerl ist einsam, und er hat Zahnschmerzen. Das bringt ihn zurück an die Oberfläche und in die Praxis des Tierarztes Trapper (Dan Stevens), der auf Titanen spezialisiert ist und ihm ein Implantat einsetzt. So menschlich war Kong vermutlich noch nie.

Schon in den Vorgängerfilmen waren den Menschen eher Statistenrollen zugedacht, und daran hat sich nicht geändert. Wieder spielt Jia (Kaylee Hottle), das taubstumme Iwi-Mädchen von Skull-Island eine Rolle, die Kongs Lieblingsmensch ist und mit ihrer Adoptivmutter Ilene Andrews (Rebecca Hall) in die Hohlerde reist, um einem S.O.S.-Signal nachzugehen, das zu einer überraschenden Entdeckung führt. Als lustiger Sidekick ist auch Bernie (Brian Tyree Henry) wieder mit dabei.

Über weite Strecken macht der Film, der wie eine überdrehte Kindergeburtstagsfeier daherkommt, eine Menge Spaß und ist wesentlich unterhaltsamer als alle seine Vorgänger. Die Geschichte ist zwar genauso dünn und vorhersehbar, wie man es von diesem Franchise gewohnt ist, aber solide und mit ein paar nostalgischen Anleihen bei Jules Verne von Adam Wingard in Szene gesetzt.

Note: 3

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.