Monkey Man

Irgendwann vor Monaten hatte ich einen ersten Teaser gesehen, der ganz ordentlich aussah, aber erst mit dem Trailer, den ich kurz vor Filmstart zu Gesicht bekam, war ich extrem neugierig auf den Film. Der Trailer suggeriert einen knallharten Actionfilm mit starken Anleihen bei John Wick und einem exotischen Setting in Indien mit wunderschönen Bildern. Auch bei der Kritik war das Debüt von Hauptdarsteller Dev Patel gut angekommen, daher war ich am Starttag mit dabei.

Monkey Man

Billy (Dev Patel) verdient seinen Lebensunterhalt mit illegalen Boxkämpfen, bei denen er mit einer Affenmaske jeden Abend Prügel kassiert. Das dabei verdiente Geld nutzt er, um seine seit Jahren gehegten Rachepläne in die Tat umzusetzen: Mit einem Trick verschafft er sich einen Job in einem exklusiven Nachtclub, um an den korrupten Polizeichef Rana (Sikander Kher) heranzukommen, der einst Billys Mutter ermordet hat. Doch sein Anschlag geht schief, und Billy ist nun auf der Flucht vor der Polizei.

Der Mythos des indischen Gottes Hanuman, der als Mensch mit einem Affenkopf abgebildet ist, diente Dev Patel, der das Drehbuch zusammen mit Paul Angunawela und John Collee geschrieben hat, als Vorlage und Inspiration. Im Film erzählt Billys Mutter (Adithi Kalkunte) dem Jungen die Geschichte, und der erwachsene Billy erinnert sich immer wieder an die glücklichen Momente, die er in seiner Kindheit erleben durfte. Doch eines Tages wurde die dörfliche Gemeinschaft, in der er aufwuchs, von ihrem angestammten Land vertrieben. Ein geldgieriger Guru (Makarand Deshpande) hat das Land als heilig erklärt, die Bewohner vertrieben und anschließend darauf eine als religiöse Einrichtung getarnte Fabrik errichtet. Sein Vorgehen wird vom Polizeichef und der korrupten Elite der Stadt unterstützt, gegen die Billy nun in den Krieg zieht.

Die Story ist vielleicht nicht übermäßig originell, aber stark genug, um den Zuschauer bei der Stange zu halten. Billy ist ein sympathischer junger Mann, seine Gegenspieler zwar klischeehafte Bösewichter, aber faszinierend genug, um dem Kampf neugierig beizuwohnen. Leider verzettelt sich Patel vor allem im ersten Drittel mit der Vorstellung der Figuren und der Erklärung ihrer Motive. Billys Beweggründe sind relativ schnell etabliert, werden danach aber noch vier- oder fünfmal erklärt, wodurch die Geschichte nahezu in Stillstand versetzt wird. In einer Rückblende wird zuletzt noch die Ermordung der Mutter, die zuvor nur angedeutet wurde, ausführlich gezeigt und damit Billys Wut auf die Männer visuell manifestiert, aber man hätte das alles wesentlich effizienter erzählen können.

Immerhin gibt es gleich zu Beginn einige spannende Kämpfe und mit Billys Angriff auf Rana einen ersten Höhepunkt. Auch die daraus resultierende Verfolgungsjagd ist ziemlich gut gelungen. Bis zum nicht minder packenden und blutigen Finale gibt es dann allerdings wieder ein wenig Leerlauf. Patel füllt die handlungsarmen Lücken mit ein paar Nebengeschichten, lässt Billy sich zuerst mit einem Hund, später mit einer Prostituierten anfreunden, aber daraus entwickelt sich keine richtige Story; hier wird viel Potential verschenkt. Interessant ist noch, dass Billy ausgerechnet in der Transsexuellen-Community der Hijra Zuflucht findet und dort Unterstützer in seinem Kampf rekrutieren kann. Einer der wenigen wirklich guten Einfälle des Drehbuchs.

Obwohl der Trailer schöne Bilder suggerierte, die der Film stellenweise auch abliefert, ist die Regie Patels doch etwas zu verspielt. Hier und da gelingen ihm gute Einstellungen, aber manches ist auch überflüssig oder wird zu exzessiv eingesetzt, etwa die vielen Nahaufnahmen, die vor allem in den Kampfszenen für unscharfe, verwackelte Bilder und bei sensiblen Zuschauern Seekrankheit auslösen können.

Alles in allem ist es jedoch ein sehr solides Debüt, nicht ohne Schwächen, aber vielversprechend. Und Patel, der seit seiner Jugend Karate und Taekwondo lernt, macht als Actionstar eine gute Figur.

Note: 3

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.