Passend zum Feiertagswochenende habe ich nach einem Osterfilm gesucht, aber keinen gefunden. Okay, ich habe Die Häschenschule noch nicht gesehen, auch nicht die Fortsetzung, aber wir wollen es hier ja auch nicht übertreiben. Auf einen Bibelschinken hatte ich auch keine Lust, also sollte es was mit Tieren sein. Am Ende bin ich auf einen Pinguin gestoßen, der ist zwar nicht besonders österlich, aber niedlich.
Schon als die Produktion auf der Filmmesse Köln im vergangenen Jahr vorgestellt wurde, habe ich mich auf ihn gefreut. Der Trailer erinnert im besten Sinne an Mentor-Movies wie Der Club der toten Dichter, besitzt eine Menge Humor und, wie gesagt, einen niedlichen Pinguin als Co-Hauptdarsteller. Als wir im Januar auf der Münchner Filmwoche dann die Gelegenheit hatten, ihn in voller Länge anzuschauen, habe ich keine Sekunde gezögert.

Der Pinguin meines Lebens
1976 tritt Tom Michell (Steve Coogan) die Stelle eines Englischlehrers an einem College in Argentinien an. Der strenge Direktor (Jonathan Pryce) erwartet nicht allzu viel von seinem neuen Kollegen, der verbittert und zynisch ist und sich im Unterricht nicht sehr anstrengt. Als das Militär putscht, die politische Situation schwierig und die Schule für eine Woche geschlossen wird, reist Tom mit seinem finnischen Kollegen (Björn Gustafsson) nach Uruguay. Dort lernt er eine attraktive Frau kennen, die er gerne verführen möchte, doch bei einem romantischen Strandspaziergang stoßen sie auf einen Pinguin, der durch ein Ölleck in Mitleidenschaft gezogen wurde, und seine Begleitung überredet Tom, das Tier zu retten. Aus Dankbarkeit folgt ihm der Pinguin fortan auf Schritt und Tritt.
Die Geschichte strotzt nicht gerade vor Originalität: Ein grummeliger, nicht mehr ganz junger Mann, der durch eine private Tragödie verbittert und einsam geworden ist, lernt durch ein Tier (manchmal auch ein Kind) das Leben wieder zu schätzen und wird zu einem freundlichen, liebenswerten Menschen. Hier ist alles enthalten, was Kinogänger lieben: eine charakterliche Wandlung, viel Humor, weil die Figur ständig mit anderen zusammenstößt, und niedliche Tiere/Kinder.
Dennoch wirkt Der Pinguin meines Lebens nicht wie ein Film vom Reißbrett. Was daran liegen mag, dass er auf einer wahren Geschichte beruht und eine Authentizität mit sich bringt, die die Figur plastisch wirken lässt. Auch das Setting während der Anfänge der blutigen Militärdiktatur trägt dazu bei, dass die Story Tiefe, Emotionalität und Spannung erhält. Denn Tom freundet sich mit zwei einheimischen Mitarbeiterinnen des Colleges an, die in Konflikt mit den Mächtigen geraten.
So gehört zu Toms Wandlung auch, dass er anfangs feige und angepasst ist, im Verlauf der Geschichte aber immer mutiger und subversiver agiert. Er gewinnt das Vertrauen seiner Schüler, erzieht sie zu kritisch denkenden Menschen, indem er sie mit (stellenweise) provokanter Poesie in Berührung bringt, und legt sich am Ende sogar mit dem Militär an. Zumindest auf eine zivilisierte Weise. Indem er Fragen nach persönlicher Verantwortung, Moral und Zivilcourage in einer restriktiven, unterdrückerischen Gesellschaft stellt, bekommt der Film (leider) eine beklemmende Aktualität.
Das alles wird von Regisseur Peter Cattaneo mit leichter Hand erzählt. Stellenweise könnte es ein wenig dramatischer sein, andererseits stellt die zurückgenommene Erzählweise stärker die Schauspieler in den Vordergrund, die allesamt gut agieren. Zwar könnten die Schüler mit ihren Schicksalen, die nahezu komplett im Dunklen bleiben und deren Konflikte sich zu schnell in Luft auflösen, eine größere Rolle spielen, aber Drehbuchautor Jeff Pope wollte sich wohl vor allem auf Tom und seine Story konzentrieren. Der heimliche Star ist selbstverständlich der Pinguin, der für die Beteiligten schnell zu einem „Beichtvater“ wird, dem sie ihre Sorgen und Probleme anvertrauen.
Gegen Ende bekommt der Film dann eine tragische Note, die ihm erstaunlich guttut und die dafür sorgt, dass man ihn nicht so schnell wieder vergisst. Der Pinguin meines Lebens ist warmherzig, herausfordernd und stimmt einen immer wieder nachdenklich, bevor er einen am Ende emotional voll erwischt. Bei all diesen Qualitäten nimmt man ihm seine kleinen Schwächen nicht übel.
Note: 2
P.S. an dieser Stelle wünsche ich allen Leserinnen und Leser ein fröhliches, frühlingshaftes Osterfest, der morgige Beitrag entfällt wegen des Feiertags