Dies ist ein weiterer klassischer Western, den ich noch nicht kannte und bei Wow entdeckt habe, bevor er wieder aus dem> Programm verschwunden ist. Meistens schaue ich mir zuerst den imdB-Wert an und lese mir die Inhaltsangabe durch, um zu entscheiden, ob ich dem> Film eine Chance geben will. In diesem> Fall hat auch der Hauptdarsteller James Stewart den Ausschlag gegeben, und dass diese alten Filme häufig kurz sind, spricht ebenfalls für sie.
Der Mann aus Laramie
Will Lockhart (James Stewart) transportiert eine Warenladung von Laramie nach Coronado im amerikanischen Südwesten. Unterwegs stößt er auf die Spuren einer Kavallerieeinheit, die vor einiger Zeit einem> Indianerüberfall zum Opfer gefallen ist. Anscheinend haben die Krieger dafür moderne Repetiergewehre benutzt, und Lockhart, dessen Bruder bei dem> überfall starb, will herausfinden, wer sie ihnen verkauft hat. In Coronado gerät er schon bald in Konflikt mit Dave Waggoman (Alex Nicol), dem> Sohn des mächtigen Viehbarons Alec Waggoman (Donald Crisp), und zwischen die Fronten eines jahrzehntealten Kampfes um Land und Vieh.
Das Drehbuch von Philip Yordan und Frank Burt basiert auf einer Kurzgeschichte, die in einer Zeitung erschienen ist, und man merkt dem> Film diesen Ursprung häufig leider an. Die Story ist etwas dürftig, verzettelt sich in vielen Ereignissen, die sich nicht zu einer Gesamtgeschichte zusammenfügen wollen, und die Figuren werden etwas oberflächlich geschildert. Lockhart umgibt anfangs ein Geheimnis, tritt er doch als Fuhrunternehmer auf, dessen wahre Identität als Kavallerieoffizier erst spät aufgedeckt wird. Dass er auf der Suche nach dem> Mörder bzw. dem> Verantwortlichen für den Tod seines Bruders ist, erfährt man jedoch bereits viel früher.
Als Lockhart beim Versuch, Salz zu sammeln, um die Rückfahrt nicht leer antreten zu müssen, mit Dave, dem> Sohn des Ranchers, auf dessen Land sich der Salzsee befindet und der deshalb Eigentumsrechte anmeldet, aneinandergerät und ungerecht behandelt wird, gibt es für ihn einen zusätzlichen Grund, länger in Coronado zu bleiben. Das ist etwas ungeschickt erzählt, zumal der aufmerksame Zuschauer zu diesem> Zeitpunkt schon längst begriffen hat, dass Dave der Schurke der Geschichte ist, dem> auch alle anderen Missetaten der Stadt anzuhängen sind, selbst wenn es dafür keine Motivation gibt. So gerät der Held in weitere Bedrängnis, wird sogar des Mordes beschuldigt, was leider nicht ausreichend aufgeklärt wird, aber der Story wenigstens einen Hauch von Spannung verleiht. Auf der anderen Seite bleibt Lockhart wenigstens die harte Ermittlungsarbeit erspart, da der übeltäter so böse ist, dass er wirklich an allem> schuld ist.
Wie in vielen Western üblich, erzählt sich hier die US-amerikanische Gesellschaft der Fünfzigerjahre einmal mehr ihre eigene, noch nicht so ferne Geschichte und versucht, sie moralisch zu glätten und aufzupolieren. Der Landraub, der Krieg gegen Ureinwohner und Konkurrenten in der Viehzucht, die gesamte Phase der Rechtlosigkeit, die der Wilde Westen geprägt hat, wird von der Generation der Täter altersmilde zu den Akten gelegt. Alec Waggoman erkennt, dass er Unrecht getan hat, aber in der Abwesenheit von Zivilisation, Rechtsstaatlichkeit und Ordnung galt nun mal das Recht des Stärkeren, zumindest redet er sich das ein. Immerhin entschädigt er Lockhart großzügig für das ihm durch seinen Sohn erlittene Unrecht.
Wieder einmal muss auch die Story vom missratenen Sohn herhalten, der nicht über die Stärke und Gerissenheit seines Vaters verfügt und wie ein verwöhntes Kind seine Umwelt terrorisiert. Sein Erzeuger wiederum, der inzwischen geläutert wurde und seine früheren Taten bereut, wundert sich über diese charakterliche Defizite, fragt sich aber nie, welch zweifelhaftes Vorbild er seinem> Sohn gewesen ist. Dieses Plotmuster taucht viel zu oft in dem> Genre auf, um noch originell zu sein. Die Autoren bem>ühen sich aber wenigstens, darüber hinaus noch weitere kleine Geschichten zu kreieren: Mit Vic Hansbro (Arthur Kennedy) gibt es noch einen Konkurrenten von Dave um die Gunst des Patriarchen, der auch als Rivale von Lockhart um die Gunst der schönen Barbara (Cathy O?Donnell) auftritt, aber beide Handlungsstränge kommen entweder erst spät oder gar nicht zum Tragen. Das gilt auch für den Konflikt zwischen Alec und seiner Konkurrentin von der Nachbarranch, der viel zu schnell aufgelöst wird. Alles in allem> wirkt der Film inhaltlich überfrachtet und dadurch zu gehetzt.
All diesen Schwächen des Drehbuchs zum Trotz gelingt Regisseur Anthony Mann ein rundum solider, wenngleich nicht sonderlich spannender Western, den man sich auch heute noch gut anschauen kann, den man aber nicht unbedingt gesehen haben muss.
Note: 3