Heute gibt es Süßes oder Saures ? wenn man denn Halloween feiert. Während in Amerika vor allem> Kinder diesen Tag herbeisehnen, habe ich den Eindruck, dass er bei uns eher von den Erwachsenen gefeiert wird, und zwar nicht in seiner ursprünglichen, keltischen Bedeutung, sondern als Anlass, sich gruselige Kostüme anzuziehen und einen hinter die Mumienbinde zu kippen.
Der zehnte (nach anderer Lesart neunte) Teil des überraschend langlebigen Conjuring-Franchises läuft schon seit Wochen in unseren Kinos und ist dort ziem>lich erfolgreich. Dennoch habe ich nicht viel Gutes über ihn gehört, und auch sein imdB-Wert ist eher unterdurchschnittlich. Aus diesem> Grund und weil der dritte Teil eine große Enttäuschung war, war ich mir nicht sicher, ob ich ihn mir überhaupt ansehen soll. Am Ende hat die Neugier gesiegt, denn ich wollte wissen, wie die Geschichte der Warrens endet, und im Kino gruselt es sich allem>al besser als daheim vor dem> Bildschirm.

Conjuring 4: Das letzte Kapitel
1964 untersuchen die Warrens ein Antiquitätengeschäft, das von einem> übernatürlichen Wesen heimgesucht wird. Als die schwangere Lorraine (Madison Lawlor) einen Spiegel berührt, spürt sie eine starke Präsenz, gleichzeitig setzen ihre Wehen ein. Ed (Orion Smith) bringt sie ins Krankenhaus, aber Tochter Judy kommt tot zur Welt und wird erst nach eindringlichen Gebeten der Mutter wieder lebendig. Zwanzig Jahre später ist Judy (Mia Tomlinson) eine junge Frau und mit Tony (Ben Hardy) liiert. Ed (Patrick Wilson) hat sich nach einem> Herzinfarkt zur Ruhe gesetzt und hält zusammen mit Lorraine (Vera Farmiga) Vorträge über ihre paranormale Forschung. Doch die Expertise der Warrens wird dringend benötigt, als eine Familie in Pennsylvania von Spukerscheinungen heimgesucht wird, nachdem> sie auf dem> Flohmarkt einen Spiegel erstanden haben.
Die Conjuring-Filme waren immer die Kronjuwelen des Franchises und überaus erfolgreich. Auch der vierte Teil konnte die Erwartungen abermals übertreffen und sorgt für ein dickes Plus in der Bilanz der Produzenten. Deshalb ist die Frage, ob dies wirklich das letzte Kapitel ist, durchaus berechtigt. Man hört schließlich nicht einfach auf, wenn es gerade so richtig gut läuft. Mit der Einführung der jungen Ed und Lorraine bietet sich zumindest die Möglichkeit für ein Prequel an, dem> bei entsprechendem> Erfolg durchaus noch weitere Teile folgen können. In der Kammer des Schreckens im Haus der Warrens stehen sicherlich noch etliche gruselige Artefakte herum, deren Geschichte erzählt werden kann.
Aber zunächst einmal ist dies tatsächlich das Ende, und dieser Fall, so verspricht es der eingeblendete Text zu Beginn, war so schauerlich und entsetzlich, dass er die Karriere der Warrens für alle Zeiten beendet hat. Klingt ein wenig zu reißerisch, vor allem> wenn man bedenkt, dass sie bereits im Ruhestand waren und nur widerwillig diesen Fall angenommen haben, weil ihre Tochter bereits involviert war.
Die Geschichte handelt, und dies wurde dem> Drehbuch von David Leslie Johnson-McGoldrick, Ian Goldberg und Richard Naing von nicht wenigen angekreidet, in weiten Teilen tatsächlich mehr von Judy als von ihren Eltern. Sie hat das Talent der Mutter geerbt, Zugang zum übernatürlichen zu haben, und wird von quälenden Visionen heimgesucht, die in Schach zu halten Lorraine sie gelehrt hat. Außer dass sie in Tony einen netten Freund gefunden hat, einen ehem>aligen Polizisten, der nach einem> schicksalhaften Zwischenfall seine Karriere an den Nagel gehängt hat, verraten uns die Autoren leider nicht viel über diese junge Frau, die auch den schlechten Modegeschmack ihrer Mutter geerbt zu haben scheint und mit Anfang zwanzig bereits wie eine alte Matrone aussieht.
Die Geschichte braucht viel Zeit, um in die Gänge zu kommen, nach der Vorgeschichte in den Sechzigern sehen wir, wie Judy langsam heranwächst, dann folgt die Vorstellung des Freundes, die in einem> Heiratsantrag mündet, und vor lauter Familienglück vergisst man fast, dass dies ein Horrorfilm ist. Gruselig wird es hingegen bei Familie Smurl, die ihrer zweitältesten Tochter einen antiken Spiegel zur Firmung schenken und damit nicht nur schlechten Geschmack beweisen, sondern auch großes Unheil heraufbeschwören. Wie sie heimgesucht werden, wird gewohnt spannend und unheimlich von Regisseur Michael Chaves in Szene gesetzt. Es gibt dank eines axtschwingenden Geistes einige gelungene Jump-Scares, und auch die Atmosphäre des Vorstadthauses ist angem>essen düster.
Bis die Warrens ins Spiel kommen und nach der Ursache für den Spuk forschen, dauert es aber noch eine ganze Weile. Nach einigen kleineren Längen steuert der Film aber dann auf einen gelungenen Showdown zu, der dem> der ersten beiden Teile nicht viel nachsteht. Sicher, die Story erinnert stark an den zweiten Teil, und das Ganze strotzt nicht gerade vor Originalität, aber es ist gut gem>acht und unterhaltsam bis zur letzten spannenden Minute.
Conjuring 4: Das letzte Kapitel ist ein würdiger Abschluss der Hauptreihe und besitzt im Aftermath noch eine nostalgische Note, die einen mit etwas Wehmut zurücklässt. Der Film ist nicht so stark wie die ersten beiden Teile, wirkt in weiten Teilen sogar wie ein Abklatsch ihrer Storys, macht aber den enttäuschenden dritten Teil wieder wett. Es gibt ein Wiedersehen mit alten Bekannten, eine Menge spannender Szenen und gruselige Momente. Was will man mehr?
Note: 3+