Rogue One

Als Kind und Teenager war ich kein großer Science Fiction-Fan. Das änderte sich erst, als ich Mitte der Achtziger die Star Wars-Trilogie gesehen habe und mich für die Abenteuer in einer weit entfernten Galaxie begeisterte. Ich habe damals sogar die Romane zu den Filmen gelesen, die allerdings recht enttäuschend waren, wenn ich mich richtig erinnere. Auch mit dem Wüstenplanet-Zyklus aus der Feder von Frank Herbert habe ich mich eher schwer getan und bin nie über den dritten Band hinausgekommen.

Als Ende der Neunziger die lang und sehnsüchtig erwartete zweite Star Wars-Trilogie in die Kinos kam, war ich natürlich mit dabei – jedoch nicht sonderlich von ihr begeistert. Aus diesem Grund hat mich das Revival des Franchises vor einem Jahr relativ kalt gelassen. Das Erwachen der Macht hat mir zwar einigermaßen gefallen, andererseits hatte ich auch nicht allzu viel erwartet.

Dieses Jahr beschert uns die Herbst- und Wintersaison aber nicht nur ein neues Abenteuer aus der Harry Potter-Welt, sondern auch eines aus dem Star Wars-Universum, und beide fühlen sich an wie ein endloses Déjà-vu-Erlebnis …

Star Wars: Rogue One

Als Kind muss Jyn Erso (Felicity Jones) miterleben, wie ihr Vater (Mads Michelsen) von den Mächten des Imperiums entführt wird, um an einem Geheimprojekt mitzuarbeiten. Fünfzehn Jahre später sitzt Jyn in einem imperialen Gefängnis und wird überraschend von den Rebellen befreit, die über sie an ihren Vater herankommen wollen, nachdem dieser ihnen eine Botschaft geschickt hat. Das Projekt, an dem er arbeitet und das er für die Rebellen zu sabotieren versucht, ist nämlich der Todesstern …

Der Anfang ist ziemlich verwirrend, da wechseln die Schauplätze, von denen einer exotischer als der andere aussieht, im Minutentakt, und es werden dem Zuschauer eine Menge seltsamer Namen zugemutet, die er sich nun bitteschön alle merken soll. Willkommen bei einem neuen Star Wars-Abenteuer!

Zum Glück ist die Geschichte dafür relativ simpel und besteht aus einer einfachen Mission, von deren erfolgreichem Gelingen man zwangsläufig bereits weiß. Spannend ist nur die Frage, welcher Held sie am Ende überleben wird und was unterwegs alles passiert, und natürlich wird das an dieser Stelle nicht verraten. Abgesehen von einigen kleineren Logikschwächen wie der Frage, warum ein Frachterpilot sämtliche Raumhäfen der Galaxis wie seine Westentasche zu kennen scheint und wieso eine komplizierte Sendeanlage so leicht umzuprogrammieren ist als wäre sie ein Handy, hat der Film nur ein einziges Manko: Man entwickelt nur wenig Gefühle für sein Personal. Das mag der Hetzjagd geschuldet sein, die im raschen Tempo von Planet zu Planet führt und nur wenig Raum lässt, um sich mit den Figuren zu beschäftigen, schade ist es dennoch, vor allem wenn man bedenkt, dass einige von ihnen das Ende der Mission nicht erleben werden.

Achtung Spoiler:

Wie schon gesagt, der Film weckt eine Menge Erinnerungen an die erste Trilogie, das beginnt bei dem Production Design und vielen liebevollen Details und geht sogar so weit, dass der inzwischen verstorbene Peter Cushing digital als Grand Moff Tarkin wiederbelebt und Carrie Fishers jüngere Prinzessin Leia-Figur ebenfalls einen Auftritt hat. Man sieht natürlich den Unterschied zu den realen Schauspielern, weiß diese Geste aber dennoch zu schätzen. Auch sonst sind die Macher auf Nummer sicher gegangen und haben erneut ein schlagfertiges Duo (Jyn und der von Diego Luna gespielte Cassian) ins Zentrum und ihm einige amüsante Gefährten zur Seite gestellt. Da gibt es – auch das nicht neu – einen redseligen und ziemlich sarkastischen Roboter sowie zwei abgehalfterte Jedis, die sinnbildlich für den Untergang des Ordens stehen. Sehr schön ist auch, wie geschickt die Handlungsstränge mit den bekannten Ereignissen aus dem ersten Star Wars verknüpft werden.

Das einzige, was dem Film fehlt und seinem eher düsteren Thema geschuldet ist, ist der märchenhafte Charakter der ersten und zweiten Trilogie. Man spürt, dass sich die Zeiten geändert haben, dass auch das Weltgeschehen seinen Einfluss auf die Popkultur genommen hat. Die Rhetorik des Imperiums erinnert heute nicht von ungefähr an die der Geheimdienste, die uns Frieden und Sicherheit im Gegenzug für die Einschränkung persönlicher Rechte verkaufen wollen. Und es ist sicherlich kein Zufall, dass das Setting der Rebellenstandorte stark an den Nahen Osten erinnert. Interessant in diesem Zusammenhang ist auch, dass die Rezeption der alten Filme in dieser Region eine ganz andere ist – gerade in muslimischen Ländern identifizieren sich viele mit Han Solo und den Rebellen und betrachten die USA als das bedrohliche Imperium. Das hat sich George Lucas vermutlich so nicht vorgestellt …

Obwohl man den Ausgang von Rogue One schon lange kennt, macht dieses Abenteuer einfach eine Menge Spaß und überbrückt wunderbar die Wartezeit bis zum nächsten Jahr, wenn es mit der dritten Trilogie weitergeht.

Note: 2-

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.