The Boy

Seit dem vergangenen Wochenende wird es auch in Süddeutschland ungemütlich. Jeden Tag sollen nun die Temperaturen fallen, es soll immer wieder regnen und vielleicht sogar schneien. Der Winter steht wohl vor der Tür, und wir bleiben lieber drinnen und gucken Filme und Serien.

Früher, bevor es Fernsehen und Kino gab, haben die Menschen abends gelesen oder sich Geschichten erzählt: Märchen, Sagen und Legenden, viele davon grausam und unheimlich. Und irgendwie passt das wunderbar zu den langen, dunklen Nächten, weshalb ich im Winter mehr Lust auf Horrorfilme bekomme als zu einer anderen Jahreszeit. Zeit also, den einen oder anderen Film, den ich im Kino verpasst habe, nachzuholen …

The Boy

Die Amerikanerin Greta (Lauren Cohan) hat gerade eine unglückliche Beziehung zu dem gewalttätigen Cole (Ben Robson) hinter sich und ist mehr oder weniger nach England geflohen, um dort einen Job als Nanny anzutreten. Doch der Junge, um den sie sich kümmern soll, ist – eine Puppe namens Brahms. Für seine Besitzer (Jim Norton und Diana Hartcastle) scheint er aber höchst lebendig zu sein, und sie stellen bestimmte Regeln auf, an die Greta sich genau zu halten hat. Kaum sind die beiden jedoch in Urlaub gefahren, pfeift Greta auf die Erfüllung dieser Regeln und ignoriert die Puppe. Von Malcolm (Rupert Evans), ihrem einzigen Kontakt zur Außenwelt, erfährt sie, dass Brahms tatsächlich einmal ein richtiger Junge war, aber bei einem Feuer ums Leben kam. Als unheimliche und unerklärliche Dinge geschehen, beginnt Greta zu glauben, dass Brahms auf die eine oder andere Art noch lebendig ist …

Gruselige Puppen gehören beinahe zum Horrorgenre wie Kruzifixe und spitze Zähne. Chucky und Annabelle gehören wohl zu den bekanntesten „Stars“, die gerne besonders sinister und wenig kinderfreundlich aussehen. Auch Brahms wirkt unheimlich, obwohl er auf den ersten Blick gar nicht so gruselig ist.

Die Geschichte entwickelt sich von Anfang an so, wie man es erwartet: Eine junge Frau kommt in ein abgelegenes altes Haus, in dem es zu spuken scheint. Natürlich gibt es eine Bedrohung in ihrer Vergangenheit, die sie wieder einholen wird, und auch eine romantische Beziehung darf sich zwischen ihr und der männlichen Hauptfigur entwickeln. Hin und wieder werden einige Schockmomente eingestreut, damit man nicht Gefahr läuft, ob der Trivialität der Handlung einzuschlafen, und einige davon sind auch ziemlich gut gelungen.

Wirklich originell ist der Stoff also nicht, aber dafür ist die Atmosphäre stimmig, und Lauren Cohan, die man als Maggie aus The Walking Dead kennt, spielt ihre Rolle ausgezeichnet. Fast möchte man den Film als ganz ordentliche, aber auch etwas langweilige Horrornummer abtun, da bekommt er eine unerwartete Wendung, die im letzten Akt noch einmal für Spannung sorgt und das Tempo mächtig steigert. Das tut der Geschichte zwar gut, ist in der Auflösung aber leider nicht wirklich überzeugend, weil es nicht so recht mit der Prämisse zusammenpasst.

Solider, atmosphärisch dichter, aber nicht ganz überzeugender Horrorfilm.

Note: 3-

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.