Happy Deathday

Als der Film vor einiger Zeit auf einer Tradeshow vorgestellt wurde, gab es großes Gelächter. Der Grund war der Wunsch des Verleihers, für den Film eine FSK 12-Bewertung anzustreben – immerhin für einen Horrorfilm. Es hieß, die Produktion sei schon fast eine Komödie, so ähnlich wie Scream, aber das trifft leider nicht ganz zu. Wirklich ernst nehmen kann man den Film allerdings auch nicht, und so brutal wie manche befürchtet haben, ist er dann auch nicht.

Dennoch: FSK 12 heißt seit der letzten Reform, dass auch Jüngere in Begleitung eines Erziehungsberechtigten ins Kino dürfen, und für einen Sechsjährigen wäre das Gezeigte definitiv zu viel gewesen. Zum Glück haben viele Kinos auf diesen Umstand hingewiesen, wobei es vermutlich nur wenige Eltern gibt, die überhaupt auf die Idee gekommen wären, Grundschüler in diesen Film mitzunehmen.

Happy Deathday

Tree (Jessica Rothe) erwacht nach einer wilden Partynacht im Zimmer von Carter (Israel Broussard). Es ist ihr Geburtstag, doch daran will sie lieber nicht erinnert werden, denn es ist auch der Geburtstag ihrer Mutter, die vor ein paar Jahren verstorben ist. Die Studentin ist Mitglied einer Vereinigung, sehr beliebt und hat eine Affäre mit einem ihrer Professoren (Charles Aitken). Und am Abend wird sie von einem geheimnisvollen Mann mit Babymaske angegriffen und getötet – um am nächsten Morgen wieder in Carters Zimmer zu erwachen …

Wenn man – anders als Tree – schon mal Und täglich grüßt das Murmeltier gesehen hat, weiß man, was eine Zeitschleife ist: Der Betroffene erlebt denselben Tag immer und immer wieder. Inzwischen gab es schon etliche Filme, die dieses dramaturgische Erzählmuster aufgegriffen haben, und auch in etlichen Serien hat es eine „Murmeltier-Folge“ gegeben. Es ist also wirklich nichts Neues.

In dieser Kombination ist die Idee dennoch bestechend, denn so erhält das Mordopfer die Gelegenheit, den eigenen Tod aufzuklären. Auch Tree macht sich daran, herauszufinden, wer ihr an den Kragen will, und stellt fest (was der Zuschauer schon nach wenigen Sekunden weiß), dass sie kein netter Mensch ist. Es gibt einige Verdächtige, von der Freundin, mit deren Schwarm sie flirtet, bis hin zur betrogenen Ehefrau ihres Geliebten. Als aufmerksamer, thrillergeschulter Zuschauer ahnt man jedoch sehr schnell, wer der wahre Täter ist, was dem Spaß jedoch kaum Abbruch tut.

Die Geschichte ist ziemlich dünn, aber mit der Zeit beginnt man, die Hauptdarstellerin, die einem zu Beginn allenfalls leidtat, zu mögen. Deshalb verzeiht man dem Buch von Scott Lobdell auch den psychopathischen Serienmörder, der aus der Klischeekiste springt, oder anderen Versatzstücke, die man schon viel zu oft gesehen hat, um sie noch ernst nehmen zu können. Auch die Regie von Christopher Landon (übrigens ein Sohn von Michael Landon) ist durchweg solide und bedient geschickt die Regeln des Genres.

Alles in allem ein ordentlicher, wenn auch nicht allzu aufregender und origineller Fantasy-Horror-Thriller, bei dem auch Zwölfjährige in der Nacht keine Alpträume bekommen …

Note: 3-

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.