Star Wars: Die letzten Jedi

Auf manche Filme ist man so neugierig, dass man sie gleich zum Start sehen möchte, am besten sogar noch in der Mitternachtspremiere. So war es auch mit dem jüngsten Beitrag zum Star Wars-Universum, der passenderweise gleich zusammen mit Episode VII aufgeführt wurde, so dass ich diesen auch noch einmal sehen konnte – denn an viel konnte ich mich nicht erinnern.

Im Rückblick hatte ich den letzten Film in guter, aber nicht allzu guter Erinnerung. Mich hat zu sehr gestört, dass Das Erwachen der Macht inhaltlich über weite Strecken wie ein schwacher Aufguss von Eine neue Hoffnung war, und da damit auch die Grundidee für die neue Trilogie festlegt wurde, war mir damals schon klar, dass die beiden Nachfolger ebenfalls mit diesem Makel behaftet sein würden. Daran lässt sich leider nichts mehr ändern, und so schwang auch diesmal während des gesamten Films ein schwacher Hauch von Enttäuschung bei mir mit – über die vertane Chance, etwas Neues und Originelles zu schaffen und nicht nur altbekannte Ideen und Plotmuster zu variieren.

Star Wars: Die letzten Jedi

Während Rey (Daisy Ridley) Luke Skywalker (Mark Hamill) aufsucht, um ihn zu bitten, ihr die Geheimnisse der Jedi zu offenbaren, macht die Erste Ordnung weiter Jagd auf die Rebellen unter General Leia Organa (Carrie Fisher). Die Evakuierung ihres Stützpunkts endet in einer Raumschlacht, in der Poe Dameron (Oscar Isaacs) befehlswidrig ein gewagtes Manöver durchführt und damit alle in Gefahr bringt. Auf der Gegenseite wollen Kylo Ren (Adam Driver) und General Hux (Domhnall Gleeson) die komplette Vernichtung der Rebellen, müssen aber immer wieder Rückschläge hinnehmen …

Die Handlung des Films spielt innerhalb weniger Tage und ist voller dramatischer Fluchten und Verfolgungsjagden, verzweifelter Manöver der Rebellen, um den Feind auszutricksen, und nahezu ununterbrochener Angriffe seitens der Ersten Ordnung. Das verleiht der Geschichte große Spannung und Dynamik, kann aber auch nicht verhehlen, dass ansonsten nicht allzu viel passiert.

Das wenige hat es aber in sich, denn es gibt eine Menge Opferbereitschaft, Selbstmordmissionen und auch Abschiede von liebgewonnenen Figuren. Die Produzenten haben ganz schön aufgeräumt und den Weg frei gemacht für eine neue Generation. Passend dazu verlangt auch Kylo Ren von Rey, das Alte hinter sich zu lassen und die Vergangenheit zu vernichten, um Platz für das Neue zu schaffen. Natürlich meint er damit sich und die nicht minder begabte Rey, die Seite an Seite über die Galaxis herrschen könnten. Wie eine Liebeserklärung klingt das allerdings nicht.

Die Geschichte von Kylo und Rey ist immerhin das Interessanteste, das der Film zu bieten hat, auch wenn das Ringen um Kylos Seele, das bereits in Episode VII angedeutet wurde, zu stark an die Bemühungen von Luke Skywalker erinnert, Darth Vader zu bekehren. Immerhin hat sich Regisseur und Drehbuchautor Rian Johnson bemüht, hier einige Variationen einzubringen, die sich wohltuend von der Original-Trilogie unterscheiden. Und dennoch ist es wahnsinnig unoriginell. Dass es dennoch funktioniert, ist allein dem subtilen Spiel von Adam Driver zu verdanken, der die Zerrissenheit seiner Figur wunderbar deutlich macht.

Man fragt sich ohnehin, was seit der Vernichtung des Imperiums alles schiefgegangen sein muss, dass es erneut auferstanden ist, diesmal als Erste Ordnung. Und woher stammt nur dieser Snoke (Andy Serkis), der mindestens so mächtig zu sein scheint wie der alte Imperator? Irgendwie passt das alles nicht so recht zusammen und scheint lediglich der Furcht geschuldet zu sein, ein weiteres kreatives Debakel zu produzieren wie es George Lucas es mit Episode I bis III geschafft hat. Seither ist die Star Wars-Begeisterung zumindest bei mir vollkommen verschwunden.

Mein größtes Problem sind nach wie vor die Hauptfiguren, mit denen ich nicht warm werde. Rey ist als Jedi-Kriegerin viel zu souverän und mächtig für jemanden ohne Ausbildung. Wo Luke an seiner Macht gezweifelt hat, gestrauchelt ist und Fehler gemacht hat, ist sie von sich und ihren Fähigkeiten überzeugt, weiß alles, kann alles und liegt damit fast immer richtig. Das ist etwas langweilig. Finns Beweggründe waren schon in Episode VII undurchschaubar, seine Wandlung vom Stormtrooper zum Rebellen ging viel zu schnell und motivationslos von sich, ein Makel, der der Figur nach wie vor anhaftet, auch wenn sie diesmal etwas glaubwürdiger wirkt. Mit einer Ausnahme allerdings: Woher hat Finn, der angeblich mal in der Putzkolonne, mal im Sanitätscorps eingesetzt war, eigentlich seine vielfältigen Fähigkeiten und wieso kennt er sämtliche Einrichtungen der Ersten Ordnung bis ins kleinste Detail? Die Ausbildung bei den Stormtroopern muss ja gigantisch sein …

Aber bei aller Kritik, man kann die Bemühungen, das Star Wars-Universum wiederzubeleben, durchaus würdigen. Auch wenn der alte Zauber dahin ist, kann man sich immer noch an fantasievollen Welten und skurrilen Aliens oder vorlauten Robotern erfreuen. Es gibt Raumschlachten, die zwar nicht mehr so gewaltig sind, weil die Rebellenarmee auf ein Minimum reduziert wurde, aber immer noch beeindruckend in Szene gesetzt werden. Und der Film besitzt zudem ein großartiges, westernähnliches Finale, das richtig Spaß macht.

Star Wars: Die letzten Jedi ist wieder nicht der große Wurf, aber gutes Popcornkino. Und das ist heutzutage ja keine Selbstverständlichkeit mehr.

Note: 2-

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.