Stolz und Vorurteil & Zombies

Manchmal tun wir Dinge, die wir besser lassen sollten. Dazu gehört nicht nur, Fast Food zu essen, obwohl wir wissen, dass es uns nicht guttut, sondern auch Filme anzuschauen, von denen wir sicher sind, dass sie nicht gelungen sind und vermutlich auch nicht gut sein können. Und dennoch machen sie uns neugierig.

Mir ging es mit Stolz und Vorurteil & Zombies so. Ich liebe Historienfilme und vor allem die Adaptionen der Jane Austen-Romane, weshalb ich sie mir auch dann anschaue, wenn die Kritiker sie verrissen haben. Stolz und Vorurteil ist ein Klassiker, der schon x-mal verfilmt und modernisiert wurde, ich glaube, es gibt sogar eine Bollywood-Version davon, warum also nicht eine gewagte Kombination von romantischer Liebesgeschichte und Horrorfilm? Die Buchvorlage von Seth Grahame-Smith war so erfolgreich, dass er mit Sense and Sensibility & Sea Monsters noch ein weiteres Austen-Werk kreativ verändert hat.

Der IMDb-Wert von Stolz und Vorurteil & Zombies ist mit 5,8 ziemlich schlecht, und normalerweise würde ich mir einen Film mit diesem Rating gar nicht ansehen, aber wie gesagt, ich liebe Historienfilme und Jane Austen …

Stolz und Vorurteil & Zombies

Der internationale Handel hat England reich gemacht – und zahlreiche exotische Krankheiten ins Land gebracht. Eine davon hat Menschen in gehirnfressende Zombies verwandelt und einen Krieg ausgelöst. London hat sich in eine von einer hohen Mauer umgebenen Festung verwandelt, und ein riesiger Graben trennt die Stadt vom Rest der Insel, dazwischen gibt es ein Stück Land, in dem Zombies hausen. Aber auch auf dem Land kommt es immer wieder zu Attacken von Untoten, weshalb die Adeligen ihre Kinder nach Japan und China schicken, um dort die tödlichen Künste zu erlernen. Auch Mr. Bennet (Charles Dance) hat seinen Töchtern nicht nur eine Ausbildung zur kultivierten Gesellschaftsdame angedeihen lassen, sondern sie auch im Umgang mit Waffen gelehrt. Seine Frau (Sally Phillips) denkt hingegen nur daran, sie vorteilhaft zu verheiraten. So freut sie sich ungemein, dass der benachbarte, seit einem Zombieangriff verwaiste Landsitz einen neuen Besitzer hat: Tatsächlich wirft Mr. Bingley (Douglas Booth) einen Blick auf ihre Tochter Jane (Bella Heathcote), während ihre Schwester Elizabeth (Lily James) mit dem arroganten Mr. Darcy (Sam Riley) aneinander gerät …

Es ist erstaunlich, wie gut sich die Zombies in die Handlung von Stolz und Vorurteil integrieren lassen. Selbst Jane Austen wäre überrascht, wie man jegliche Erwähnung von Krankheit oder Missgeschick umdeuten kann, und zu Beginn ist dies auch recht amüsant. Die Inszenierung von Burr Steers ist allerdings stellenweise etwas unbeholfen, und gerade die hin und wieder eingestreuten Kampfszenen wirken nicht so gekonnt wie es wünschenswert gewesen wäre.

Überraschenderweise macht die erste Hälfte des Films erstaunlich viel Spaß. Geschliffene Dialoge, die aus dem Roman entlehnt wurden, und einige wenige Horrormomente fügen sich recht gut zusammen. Doch nach einer Weile wirkt diese Mischung nicht mehr exotisch, und dann werden immer mehr Schwächen im Drehbuch offenbar.

Als Zombiefilm funktioniert die Geschichte leider nicht sonderlich gut. Dass die Zombies reden, denken und bewusst handeln können, ist irritierend, hinzukommt, dass sie durchaus in der Lage sind, ihre Gelüste für eine Weile zu unterdrücken, um die menschliche Gesellschaft zu infiltrieren. Dann gibt es noch einen „Zombie-Messias“, auf dessen Ankunft die Untoten warten, die vier apokalyptischen Reiter und einen Bösewicht, der im Geheimen am Untergang Englands arbeitet. Das ist alles in allem viel zu viel und vor allem zu viel Unsinn, den man nicht mehr ernst nehmen kann.

Hinzukommen einige völlig missratene Szenen, etwa Darcys Heiratsantrag, der in eine wüste Prügelei zwischen ihm und Elizabeth endet. Oder nahezu jeder Auftritt von Lena Headey als Lady Catherine de Bourgh. Einzig und allein Matt Smith als Parson Collins gelingt es, der Story, die sich selbst viel zu ernst nimmt, etwas Humor zu verleihen.

Eine der klassischen Liebesgeschichte der Weltliteratur mit Elementen des Horrorfilms zu kombinieren ist gewagt – geht letzten Endes aber leider nicht auf. Aber man hatte mich ja gewarnt …

Note: 4

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.