The Beekeeper

Jason Statham war, wenn ich mich nicht irre, in seiner Jugend ein erfolgreicher Turmspringer, bevor er sich irgendwann dem Schauspiel zuwandte und bei Guy Ritchie debütierte. Danach hat er sich auf das Action-Genre konzentriert, was gut zu seinen doch eher beschränkten schauspielerischen Qualitäten und seinem betont männlichen Auftreten passt. Über die Jahre hat er in einigen erfolgreiche Franchises gespielt (Transporter, Fast & Furious oder The Expandables), daneben aber in schöner Regelmäßigkeit kleine Klopperfilme abgeliefert, die solide B-Ware waren und überraschend häufig im Kino landeten. Dank seiner treuen Fangemeinde wurde der letzte dieser Filme überdurchschnittlich erfolgreich und erreichte bei uns über 800.000 Zuschauer.

Im Kino hab ich mir den Film nicht gegeben, aber nun auf Wow nachgeholt.

The Beekeeper

Eloise (Phylisia Rashad) ist eine pensionierte Lehrerin, die Adam (Jason Statham) einen Teil ihres Grundstücks vermietet hat, damit er dort Bienen züchten kann. Eines Tages fällt sie raffinierten Trickbetrügern zum Opfer, die sie um all ihr Geld bringen, woraufhin sie sich in Verzweiflung das Leben nimmt. Ihre Tochter Verona (Emmy Raver-Lampman) ist FBI-Agentin, scheitert aber an der Strafverfolgung, weshalb Adam beschließt, auf eigene Faust Rache zu nehmen. Als ehemaliger „Beekeeper“, Mitglied einer Geheimorganisation, die sich geschworen hat, die USA zu beschützen, und die außerhalb des Gesetzes arbeitet, schreckt er dabei vor keiner Gewalttat zurück.

Drehbuchautor Kurt Wimmer verschwendet nicht viel Zeit mit der Vorstellung der Figuren, man lernt kurz Eloise als reizende, ältere Dame kennen, bevor man Zeuge wird, wie sie Telefon- und Computerbetrügern auf den Leim geht. Von Adam weiß man nur, dass er Bienen züchtet, aber da er Jason Statham ist, muss natürlich mehr dahinterstecken. Dank seiner Kontakte schafft er es, die Übeltäter aufzuspüren, die das FBI in Jahren nicht ausfindig machen konnte, und jagt ihr Callcenter in die Luft. Damit beginnt er einen Krieg, der schnell zu einer blutigen Attacke auf ihn führt, und dazwischen sitzt er als Verdächtiger in Eloises Todesfall noch eine Nacht hinter Gittern. Der Film ist schon fast zur Hälfte vorbei, es gab jede Menge Kämpfe, Tote und Actionszenen, und dennoch sind angeblich nur vierundzwanzig Stunden vergangen. Dieser Adam ist wirklich ein fleißiges Bienchen.

Die Story ist voller solcher Übertreibungen und Ungereimtheiten. Adam braucht keine Vorbereitung, keine Baupläne, Informationen über die Schurken und ihre unternehmerischen Aktivitäten oder auch nur eine Waffe. Der Mann geht rein, findet immer sofort, wen oder was er sucht und erledigt seinen Job, ohne dabei ins Schwitzen zu geraten. Getötet werden nur jene, die ihn selbst umbringen wollen, alle anderen dürfen flüchten. Und wenn er Informationen braucht, foltert er mal einen Anzugträger.

So arbeitet Adam sich langsam in der Firmenhierarchie nach oben, bis er im Finale schließlich den Oberschurken (Josh Hutcherson) ausfindig macht, der Beziehungen nach ganz oben hat, was ihm aber auch nichts nützt. Wimmer versucht sich an einem ähnlichen World-Building wie bei John Wick, indem er die Beekeeper zu einer supergeheimen, jenseits von Recht und Ordnungen stehenden Organisation stilisiert, was aber nur bedingt Sinn ergibt. Adam selbst rechtfertigt sich irgendwann einmal, dass er an Gut und Böse glaubt und im Sinne eines gesunden Staatskörpers schädliche Elemente ausschaltet. Notfalls im Alleingang, wenn Recht und Gesetz versagen. Das macht den Film zu einem klassischen Revenge-Actioners, der vor allem bei den Konservativen gut ankommt.

Vermutlich sieht deshalb ein Kritiker in der Produktion einen Propagandafilm für Trump, aber man könnte es auch komplett andersrum interpretieren: Wenn die Korruption bis in die höchste Kreise reicht, wird Widerstand zur Bürgerpflicht. Moralisch hat das alles ein ziemliches Geschmäckle, aber das gilt ja für viele Actionfilme und sogar für die meisten Superheldenstorys, wenn man mal genauer darüber nachdenkt.

Tatsächlich wollen die Macher vor allem unterhalten. Es gibt jede Menge Szenen, die auf ihre komödiantische Wirkung hin geschrieben und inszeniert wurden, und Dialoge, die cool und witzig sein sollen, oftmals aber nur grottenschlecht und peinlich sind. Auch manche Auftritte geraten eher unfreiwillig komisch. So liefert Regisseur David Ayer ein sehr gemischtes Bild aus gelungenen Action-Augenblicken und platt-peinlichen Fremdschäm-Momenten ab. Jason Statham kloppt sich gewohnt stoisch und so unbesiegbar wie Asterix und Obelix durch ein Gewusel aus Gegnern, die weder zielen noch zuschlagen können, sondern aufgereiht wie Kegel darauf warten, abgeräumt zu werden.

The Beekeeper ist alles andere als ein guter Film, die Story ist lachhaft und übertrieben, besitzt mehr Löcher als ein Schweizer Käse und ist von A bis Z vorhersehbar und oft genug unfreiwillig komisch. Aber Ayer legt ein schnelles Tempo vor, das einen vor zu genauem Nachdenken bewahrt, die Action ist solide, wenn auch nicht einfallsreich, und wenn man nach jeder Prügelei sieht, wie Statham sein Jackett zurechtzieht (das männliche Äquivalent zum Zurückwerfen der Haare), weiß man, dass die Welt wieder in Ordnung ist.

Note: 3-

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Pi Jays Corner und verschlagwortet mit von Pi Jay. Permanenter Link zum Eintrag.

Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.