Dies ist in weiteres Werk von Fritz Lang, das ich weder kannte noch jem>als gesehen hatte, bevor ich zufällig bei Arte darauf stieß. Die Geschichte ist ein Rem>ake von Die Hündin von Jean Renoir von 1931, der wiederum auf einem> Roman sowie einem> daraus resultierenden Theaterstück basiert. Heute würde es vermutlich nach der Verfilmung noch ein Musical geben.
Straße der Versuchung
Zum 25. Firmenjubiläum erhält der Buchhalter Chris Cross (Edward G. Robinson) eine goldene Taschenuhr. Chris ist ein gutmütiger, grundehrlicher Mann, der zufrieden mit seinem> Leben ist, obwohl er viel lieber Maler geworden wäre und in einer unglücklichen Ehe mit einer herrischen, lieblosen Frau gefangen ist. Eines Abends wird er Zeuge, wie eine junge Frau von einem> Mann brutal geschlagen wird, er geht dazwischen und rettet sie. Kitty (Joan Bennett) zeigt sich dankbar und flirtet ein wenig mit dem> unbedarften, viel älteren Mann, und Chris verliebt sich auf der Stelle in sie. Doch Kitty ist mit Johnny (Dan Duryea) zusammen, dem> Mann, der sie auf der Straße geschlagen und wie Dreck behandelt hat, aber sie ist ihm dennoch vollkommen verfallen. Gem>einsam hecken sie einen Plan aus, wie sie Chris, der sich als wohlhabender Maler ausgegeben hat, um sein Geld bringen.
Geschichten über bürgerliche Biedermänner, die Damen mit zweifelhaftem> Ruf verfallen, gibt es viele, etwa Der blaue Engel, der Marlene Dietrich zum Weltstar gem>acht hat. Man lernt Chris als einen netten, ruhigen und gewissenhaften Mann kennen und fühlt mit ihm, wenn er sich in Kitty verliebt, die ihn von Anfang an nur ausnutzt. Sie geht dabei nicht einmal besonders subtil vor, und man fragt sich, warum er sie nicht schon nach kurzer Zeit durchschaut. Muss wohl Liebe sein. Nur spürt man davon leider nicht sehr viel. Robinson brilliert zwar in den Szenen, in denen sein moralisches Gewissen auf die Probe gestellt wird und er, um das Geld für Kitty aufzutreiben, seinen Chef und seine Frau bestiehlt, aber seine amourösen Nöte bleiben eher vage.
Renoir hatte es einfacher und musste sich auch nicht mit der Zensur herumschlagen. Bei ihm ist die Dame tatsächlich eine Prostituierte und nicht wie Kitty eine ?Schauspielerin?, die nie zu einem> Vorsprechen geht. Vieles bleibt im Ungefähren, manches wird so stereotyp dargestellt, dass man es einfach nur aus dem> Grund akzeptiert, weil man es schon so häufig gesehen hat. Insgesamt bleibt die Beziehung zwischen Chris und Kitty aber zu oberflächlich, zu harmlos, um glaubwürdig zu sein.
Vielleicht liegt es auch am gem>ächlichen Tem>po, das der Film von 1945 an den Tag legt. Vor allem> in der ersten Hälfte gibt es relativ viel Leerlauf. Was die Geschichte jedoch interessant macht, sind die Entwicklungen, die sich mit der Zeit ergeben und die immer wieder überraschen. Man ahnt zwar, dass alles auf ein tragisches Ende zusteuert, bekommt aber immer wieder das Gefühl, dass man daraus auch eine beschwingte Komödie hätte machen können. So verkauft Johnny beispielsweise Chris‘ Bilder an einen Kunstsammler und gibt sie als Kittys aus, die daraufhin zu einer berühmten Malerin wird. Hier schlägt die Story einige seltsame Kapriolen und schwankt etwas zu stark in der Tonalität.
Erst gegen Ende überwiegen wieder die Film Noir-Elem>ente, und die Handlung schlägt abrupt ins Düstere um. Straße der Versuchung ist eine Studie über menschliche Abgründe, die einem> bürgerlichen, moralisch vermeintlich gefestigten Publikum beweisen will, dass selbst der netteste, gutmütigste Mensch etwas Diabolisches in sich trägt. Das ist spannend, aber psychologisch leider nicht komplett überzeugend.
Note: 3-