Nach der Sichtung von Goodbye Christopher Robin hatte ich ein wenig Angst vor einer Milne-überdosis, aber eine Woche und einen Ausflug in die Welt von J.R.R. Tolkien (dazu morgen mehr) später, ganz zu schweigen von ein paar stärkenden Honigbroten, war ich bereit. Viel wusste ich im Vorfeld nicht über den Film, aber wenn Ewan McGregor mitspielt, konnte er ja gar nicht so schlecht sein.

Christopher Robin
Als der Junge Christopher Robin aufs Internat geschickt wird, muss er Pu, Ferkel, I-Ah und seine anderen Freunde im Hundertmorgenwald zurücklassen. Jahre vergehen, Christopher Robin verliert seinen Vater, wird erwachsen, zieht in den Krieg, heiratet Evelyn (Hayley Atwell) und bekommt eine Tochter. Als Manager in einer Kofferfabrik fristet er in seinen mittleren Jahren ein hektisches Leben, das ihm nahezu keine Zeit mehr für die Familie lässt. Ausgerechnet an dem> Wochenende, an dem> er mit seiner Familie in das alte Landhaus seiner Eltern reisen wollte, setzt ihn sein Vorgesetzter (Mark Gattiss) unter Druck: Christopher Robin muss bis Montag einen Plan vorlegen, wie man die Kosten nachhaltig senken kann, sonst wird die Fabrik geschlossen. Während Evelyn allein mit der Tochter verreist, bleibt Christopher Robin allein zu Hause ? und erhält überraschend Besuch von Pu, der seine Freunde verloren hat und Hilfe braucht.
Wer vermutet hat, dass dies die Geschichte des realen Christopher Robin sein könnte, liegt falsch. Diese Figur hat absolut nichts mit ihm, seinem> Vater, dem> Kinderbuchautor, oder dem> Erfolg der Kinderbücher zu tun. Christopher Robin ist nur ein Mann, der als Kind viel Zeit mit seinen Stofftieren in einem> magischen Wald verbracht hat. Mit seinen lebendigen, sprechenden Stofftieren.
Auf den ersten Blick ist das enttäuschend und sogar irreführend. Im Grunde muss man sich nur vor Augen halten, dass die Figuren der Bücher zum Leben erwacht sind. Nicht Christopher Robin und seine Familie sind real, sondern die fiktiven Figuren, zu denen sie geworden sind. Weshalb auch niem>and auf der Welt Pu und seine Freunde kennt und die Familie mit Nachnamen Robin heißt und nicht Milne.
Im Grunde erzählen die Autoren Alex Ross Perry und Allison Schroeder die Geschichte von Hook. Geht es dort um einen erwachsenen Peter Pan, handelt diese Story von dem> erwachsenen Christopher Robin, der seine alten Freunde und damit die Kindheit längst vergessen hat. Auch die Botschaft dahinter ist die gleiche: über die Arbeit und die Anforderungen des alltäglichen Lebens sollte man nie die Menschen vergessen oder vernachlässigen, die man liebt.
Das macht den Film von der ersten Minute an sehr vorhersehbar. Jeder Blinde mit einem> Krückstock sieht, dass Christopher Robin auf dem> besten Weg ist, seine Tochter zu verlieren, vor allem> aber den liebenswerten Teil seiner selbst. Es wäre aber unfair, den Machern vorzuwerfen, bei einem> bekannten Vorbild abgekupfert zu haben, ist diese Form von Geschichte doch universell und wurde schon oft erzählt.
Wie immer kommt es auf das Wie an, und hier kann der Film mit seinen tierischen Helden punkten. Gäbe es nicht Pu und seine Freunde, die Geschichte wäre nur halb so interessant und ein Zehntel so unterhaltsam. Wie der einfältige Pu Christopher Robin zurück in den Hundertmorgenwald lockt, auf dass dieser dort seine verlorene Kindheit findet, ist einfach herzerwärmend und schön erzählt. Getoppt wird das alles nur von den Abenteuern der sprechenden Plüschfiguren in der realen Welt. Hier gelingen Regisseur Marc Forster einige wirklich entzückende und komische Szenen.
So ist Christopher Robin trotz seiner Vorhersehbarkeit und seinem> Mangel an Originalität ein rundherum zufriedenstellender und amüsanter Film, die perfekte Unterhaltung für Klein und Groß und alle, die nicht genug kriegen von plüschigen Bären mit Heißhunger auf klebrige Süßigkeiten. Davon soll es in Großbritannien ja mehr als einen geben.
Note: 3