Der Film hieß einmal Mission Impossible – Dead Reckoning Teil Zwei, aber man dachte sich wohl, dass dieser Titel für den achten Teil eines Franchises zu verwirrend sein könnte, außerdem wollte man wohl keine Zuschauer verschrecken, die Teil Eins nicht gesehen haben oder sich, so wie ich, nur rudimentär daran erinnern können. Tom Cruise ist mit einem Motorrad von einer Klippe gesprungen, so viel weiß ich immerhin noch.
Eigentlich hatte ich geplant, mir den Film (also Teil Sieben oder eben Dead Reckoning Teil Eins) nochmals anzuschauen bzw. eine Inhaltsangabe davon durchzulesen, aber dann kam der Kinobesuch schneller als gedacht, und am Ende saß ich ziemlich ratlos im Saal und hoffte darauf, dass am Anfang des Films entweder das bisherige Geschehen zusammengefasst wird oder man auf andere Art und Weise an diese Informationen gelangt.

Mission Impossible – The Final Reckoning
Nachdem Ethan Hunt (Tom Cruise) den Schlüssel an sich bringen konnte, der den Tresor auf einem versunkenen russischen U-Boot öffnet, in dem sich der Quellcode einer mächtigen KI namens Entität befindet, hat er sich von seiner Organisation getrennt, weil er deren Ziele, die KI für ihre Zwecke einzusetzen, nicht teilt. Inzwischen hat die Entität die Welt ins Chaos gestürzt, die Völker gegeneinander aufgehetzt und die Atomwaffen der meisten Staaten unter Kontrolle gebracht. Die Welt steht am Abgrund, und nur Hunt kann sie retten, indem er die KI zerstört. Doch in Gabriel (Esai Morales) hat er einen cleveren Gegenspieler, der die Entität für seine eigenen Zwecke nutzen will.
Der Anfang beginnt wie viele Filme dieses Franchises und auch die TV-Serie, auf der es beruht, mit einer Nachricht, die sich selbst zerstört. Auf einer VHS-Kassette, weil alle digitalen Medien kompromittiert sind. Dadurch knüpft der Film einerseits geschickt an seine lange zurückliegenden Wurzeln an, andererseits kann so der augenblickliche Status quo erklärt werden. Regisseur Christopher McQuarrie, der mit Erik Jendresen zusammen das Drehbuch verfasst hat, lässt den Erklärbär von der Kette und nimmt den Zuschauer mit auf eine wild montierte Reise durch eine Welt, die aus den Fugen geraten ist. Fake-News, Aufstände, Gewalttaten, terroristische KI-Jünger und zuletzt der drohende Nuklearkrieg, weil die verbliebenen Atommächte darüber nachdenken, die Arsenale ihrer Gegner, die sich bereits unter Kontrolle der Entität befinden, zu zerstören und einige Hundert Millionen Menschen zu töten, um den Rest möglicherweise zu retten. Alternativ könnte man natürlich auch den Strom abschalten oder das Internet crashen, aber das wäre erstens schlecht für die Wirtschaft und würde zweitens ebenfalls Millionen Todesopfer fordern.
Es sind eine Menge Informationen, die einem um die Ohren gehauen werden, und die Hälfte hat man bereits vergessen, bevor das Ende der Litanei erreicht ist. Aber im Grunde wird eine relativ einfache Geschichte erzählt: Böse KI bedroht die Menschheit, und kann nur durch Ethan Hunt eliminiert werden. Dazu gibt es reichlich Lobhudelei von der Präsidentin (Angela Bassett als Postergirl für alle Trumphasser) und gefühlt fünfzig Schnitte pro Sekunde. Es ist ein einziger Rausch. Und anstrengend.
Wer gedacht hätte, dass es dann gemütlicher weitergehen und man als Zuschauer einmal durchatmen könnte, wird sofort eines Besseren belehrt. Denn bevor Hunt seine Mission starten kann, muss er sich erst einmal gegen Gabriel erwehren, der es auf ihn und seine Leute abgesehen hat. Diese Auseinandersetzung wird so actionreich in Szene gesetzt, dass man meinen könnte, es sei bereits der Showdown, und Hunt rennt und rennt und rennt. Manchmal kämpft er auch, dann wird er entführt und gefoltert, und am Ende, wenn man bereits ermattet im Kinosessel hängt, erfährt man, dass die eigentliche Geschichte noch gar nicht richtig angefangen hat.
Es ist zu viel, zu wild, zu obskur. Am besten, man gibt irgendwann auf, sich zu fragen, ob die vielen Wendungen im Plot überhaupt noch Sinn ergeben oder wer eigentlich gegen wen kämpft. Spielt sowieso keine Rolle, weil es letzten Endes nur darum geht, die böse, böse KI auszuschalten. Das Wie ist wurscht, und das Mittel, das dafür benötigt wird, ist nur ein MacGuffin.
Tatsächlich macht auch der zweite, achte oder letzte Teil eine Menge Spaß. Es gibt jede Menge Referenzen an frühere Missionen, an die man sich zwar überhaupt nicht mehr erinnern kann, aber es ist eine schöne Geste, wenn etwa der CIA-Agent wieder auftaucht, den Hunt im ersten Teil mit dem Einbruch in den sichersten Ort der Erde ausgetrickst hat, oder man erfährt, dass die „Hasenpfote“ (sprich: der MacGuffin) aus Teil Zwei eigentlich etwas ganz anderes war, was erst jetzt enthüllt wird. Zusammen mit einigen Rückblenden, bei denen man sich denken kann: „Mann, was sah Tom Cruise damals jung aus“, ist das alles ziemlich nett und gut durchdacht. Zwar ist die Ankündigung (von Cruise persönlich vor Beginn des Films als netter Gruß aus Hollywood), dass alle früheren Missionen zu diesem Punkt geführt haben, zu vollmundig, aber die Absicht zählt.
Am Ende wird es dann nochmal richtig spannend, jedes Mitglied des Teams darf zeigen, was in ihm steckt, und Cruise, dass er immer noch nicht weiß, wie man ein Flugzeug korrekt benutzt. Es gibt jede Menge Hindernisse und Gefahren, Bomben, Kämpfe und natürlich den Weltuntergang, der in diesen Szenarien standardmäßig droht. Macht das alles Sinn? Nein, überhaupt nicht. Macht es Spaß? Aber sicher!
Nur das Ende ist ein wenig bizarr. Keine Angst, es wird nicht gespoilert, zumindest nicht so richtig: Alle Mitglieder des Teams treffen sich am Ende auf einem öffentlichen Platz in London, sehen sich an, und dann geht jeder seiner Wege. Hallo? Nicht einmal ein Bier im Chicken-and-Chips-Lokal ist mehr drin? Stattdessen gehen alle zurück in die Schatten, in denen sie dienen, unerkannt und tapfer, und wir, die ihnen nie begegnet sind, verdanken ihnen unser kollektives Leben. Und haben jetzt Lust auf Brathähnchen.
Note: 3