Der erste Teil hat nicht nur das Publikum weltweit begeistert, zum Lachen gebracht und berührt, sondern auch eine Menge Geld eingespielt. Das allein rechtfertigt bereits eine Fortsetzung, aber da die Story über das Kind Riley und seine personifizierten Gefühle, die gemeinsam die Welt und das Leben entdecken, noch lange nicht auserzählt ist, bietet sie sich geradezu an.
Dass es diesmal um die Pubertät geht, in der sich bekanntlich die Emotionen im Sekundentakt ändern und immer wieder hochkochen, ließ im Vorfeld bereits auf eine Menge turbulente Situationen und überbordenden Humor hoffen. Auch der Teaser versprach mit den neuen Emotionen eine Erweiterung der Palette und damit Potential für komische Konflikte. Doch der Trailer selbst ließ mich ein wenig ratlos zurück. Und als der Animationsfilm dann – eine sehr lange Zeit – in den Kinos war, hatte ich nie Lust, ihn zu sehen. Irgendwie war die Luft raus, bis jetzt.

Alles steht Kopf 2
Riley wird 13 und kommt in die Pubertät. Für ihre Emotionen in der Kommandozentrale bedeutet das eine Menge Stress, denn der Körper baut alles um. Zudem ziehen neuen Emotionen – Zweifel, Peinlichkeit, Neid und Ennui – ein, wodurch ein Ungleichgewicht entsteht. Als Riley in ein Eishockey-Trainingscamp eingeladen wird, erfährt sie, dass ihre beiden besten Freundinnen demnächst auf eine andere Highschool gehen werden, gleichzeitig will sie unbedingt in die Schulmannschaft aufgenommen werden. In ihrem Kopf übernimmt daraufhin Zweifel die Kontrolle, unterdrückt die alten Gefühle, indem sie sie in das hinterste Verließ des Unterbewusstseins verbannt, und beginnt, Rileys Persönlichkeit neu zu gestalten. War die alte Riley ein guter, hilfsbereiter und freundlicher Mensch, will Zweifel sie nun zu einer ehrgeizigen und zielorientierten Person machen. Doch Freude und ihre Freunde wollen das nicht hinnehmen.
Pixar hatte in den letzten Jahren keinen so tollen Lauf, aber scheint nun wieder auf der Höhe zu sein. Alles steht Kopf 2 war auch bei uns der erfolgreichste Film des vergangenen Jahres, was in erster Linie an der perfekten Mischung aus Anspruch und Unterhaltung liegt. Die Story von Meg LeFauve und Dave Holstein berührt zutiefst menschliche Aspekte unserer Existenz und stellt die Frage, wie wir werden, wie wir sind, welche Erfahrungen und Emotionen uns nachhaltig geprägt und unsere Persönlichkeit ausgebildet haben. Das wird anschaulich und humorvoll umgesetzt, rührt mitunter ans Herz und bringt uns oft zum Lachen.
Alles super also? Na ja, nicht ganz. Die Geschichte funktioniert zwar gut, ist aber in ihrer Schlichtheit auch sehr vorhersehbar. Viele Einfälle sind nett, aber weder besonders originell noch umwerfend. Auf jeden gelungenen Witz kommen ein paar, die einen höchstens zum Schmunzeln bringen, und das Tempo ist auch eher gemächlich. Auf diese Weise schleichen sich einige Längen ein, führt die Story in ein paar Sackgassen, die man hätte vermeiden können, und handelt insgesamt von viel zu viel Eishockey.
Man hätte sich bei einer pubertierenden Riley eine etwas breitere Perspektive gewünscht als diese extreme Fokussierung auf Sport, auch wenn verständlich ist, dass die Autoren ein Beispiel herausgreifen wollten, an dem der sich vollziehende Persönlichkeitswechsel durchdekliniert lässt. Das alles ist durchaus solide, nur will eben einfach der Funke nicht überspringen.
Das liegt auch an der etwas umständlichen Reise der Ur-Emotionen aus der Verbannung zurück in die Zentrale. Ein paar Umwege weniger und ein höheres Tempo, vor allem aber eine höhere Schlagzahl bei den Witzen hätten der Geschichte gutgetan. So bleibt von der Handlung nicht allzu viel hängen, aber die neuen Emotionen haben durchaus Potential für weitere – und hoffentlich gelungenere – Abenteuer.
Alles in allem ist der Film eine solide Sache, man kann oft lachen, wird gut unterhalten, vermisst aber Tempo und eine spannende Geschichte – also genau wie im ersten Teil, nur mit dem Unterschied, dass man es diesmal hätte besser wissen müssen.
Note: 3