Auf der Suche nach einem> nette Period Drama bin ich bei Netflix auf diese australische Bestseller-Verfilmung von Bruce Beresford gestoßen, von der ich zuvor noch nie gehört hatte. Das Kaufhaus-Setting ist nicht neu, sondern wurde in den letzten Jahren und Jahrzehnten schon häufiger benutzt, in der Bio-Pic-Serie Mr. Selfridge etwa oder der Emile Zola-Adaption The Paradise, hat aber den Vorteil, dass man in diesem> Mikrokosmos eine ganze ära kennenlernen kann.
Ladies in Black
Weihnachten 1959 wird die kurz vor ihrem> Highschoolabschluss stehende Lisa (Angourie Rice) als Aushilfe in der Modeabteilung eines großen Kaufhauses in Sydney eingestellt. Ihre engsten Kolleginnen sind Patty (Alison McGirr), die unter der em>otionalen Distanz ihres Ehem>anns Frank (Luke Pegler) leidet, und Fay (Rachael Taylor), die zunehmend von den groben Manieren ihrer Verehrer enttäuscht ist. Sie stehen in Konkurrenz zur Abteilung für Modellmode, die von der extravaganten slowenischen Einwanderin Magda (Julia Ormond) geleitet wird, die bald darauf Lisa unter ihre Fittiche nimmt.
Als Ensem>blefilm besitzt Ladies in Black keine explizite Hauptfigur, aber da man als Zuschauer mit Lisa zusammen in die Welt der schwarzgekleideten Verkäuferinnen eingeführt wird, steht sie zumindest am Anfang im Zentrum. Eigentlich heißt die junge Dame Leslie, mag diesen in ihren Augen zu männlichen Namen nicht und beginnt auch in anderen Bereichen, sich von ihren Eltern zu trennen. Diese müssen schweren Herzens einsehen, dass ihr kleines Mädchen erwachsen wird und ihren eigenen Kopf hat. Durch Magda lernt Lisa eine neue Welt kennen, die kultiviert, mondän und elegant ist, und sie verändert sich, wird selbstbewusster und offener. Diesen Coming-of-Age-Prozess hat man schon häufiger und wesentlich dramatischer gesehen, aber dennoch geht man gerne mit Lisa mit, wenn sie ihre ersten, unsicheren Schritte in der Welt der Erwachsenen macht.
Im Kern geht es in Ladies in Black um das Erweitern des persönlichen Horizonts, um Vorurteile, die überwunden werden müssen, und die Offenheit gegenüber neuen Erfahrungen. Auch in Sydney ist die Welt nach dem> Zweiten Weltkrieg nicht stehengeblieben. Eine Welle neuer Einwanderer aus Europa kommt in das Land und bringt eine andere Sicht auf die Dinge und eine andere Kultur mit. Die Australier begegnen ihnen mit Misstrauen und Ablehnung, die Immigranten hingegen sind von der Provinzialität ihrer neue Mitbürger schockiert. Selbst ihr Englisch ist in den Augen der hochgebildeten Intellektuellen aus Ungarn oder vom Balkan miserable.
Magda wird von den jungen Verkäuferinnen argwöhnisch und ein wenig neidisch betrachtet, aber das kümmert sie nicht. Sie hat das Ziel, eine eigene Boutique zu gründen, um den reichen Frauen von Sydney zu zeigen, was wahre Eleganz ist. Nebenbei verkuppelt sie sowohl Lisa als auch Fay mit ungarischen Freunden bzw. deren Sohn, auch wenn ihr dabei nicht ganz wohl ist, weil sie um die großen kulturellen Unterschiede weiß.
Alles in allem> sind die Geschichten um die vier Frauen aus dem> Kaufhaus harmlos und relativ konfliktarm, aber Beresford und seine Co-Autorin Sue Milliken erzählen nuanciert und subtil von den Veränderungen in der australischen Nachkriegsgesellschaft. Was sie abliefern, sind feine, aber präzise Miniaturen, in denen das Leben der verschiedenen Frauen porträtiert werden. Sie alle haben Problem>e: Pattys Ehem>ann verschwindet nach einer allzu leidenschaftlichen Nacht spurlos und stellt sie vor ein Rätsel. Lisa will studieren, doch ihr Vater hält nichts davon, und Fay mag eigentlich keine Ausländer ? bis sie den charmanten Rudi (Ryan Corr) trifft, der ihre Vorurteile über den Haufen wirft. Das sind keine großen Dramen, sondern eher alltägliche Herausforderungen, aber unsere Leben sind bekanntlich zumeist aus diesen gem>acht.
Wer auf der Suche nach einem> liebenswerten, gut gespielten und unterhaltsamen Film ist, sollte Ladies in Black unbedingt eine Chance geben. Der Film ist wie ein entspannendes Bad an einem> stürmischen Herbsttag, und manchmal ist es genau das, was wir in diesen turbulenten Zeiten brauchen.
Note: 3+