Wer hätte gedacht, dass sich aus einem> launigen Actionfilm über einen Auftragskiller, der den Tod seines Hundes rächt, ein veritables Franchise entwickeln würde? Und das John-Wick-Universum expandiert immer weiter: Nach einer (leider nur durchwachsenen) Serie über die Anfänge des Continentals und Winston Scotts, sind noch weitere Spin-Offs geplant, sowohl eine Serie, die an Teil 4 anschließen soll, als auch ein Film mit Halle Berrys Figur aus Teil 3. Inzwischen heißt es, dass auch ein fünfter Teil geplant ist. Die Geschichte des Schmerzenmanns John Wick geht also weiter.
Für alle, die ihn vermisst haben, gibt es nun ein Wiedersehen im Kino, denn er hat eine größere Nebenrolle in einem> weiteren Spin-Off, das wir uns neulich angesehen haben.

From the World of John Wick: Ballerina
Als Kind muss Eve (Ana de Armas) mit ansehen, wie ihr Vater (David Casta?eda) von einer Gruppe Männer unter dem> Kommando des Kanzlers (Gabriel Byrne) getötet wird. Sie selbst soll entführt werden, kann aber entkommen und wird von Winston Scott (Ian McShane) in die Obhut der Direktorin (Angelica Huston) übergeben, da ihr Vater ein Mitglied ihrer Organisation war. Als Ruska Roma wird Eve zur klassischen Tänzerin und Auftragsmörderin ausgebildet. Während einer Mission stößt Eve schließlich auf einen Gegner, der die gleiche Brandnarbe trägt wie die Männer, die ihren Vater ermordet haben, und sie macht sich auf die Suche nach dieser geheimnisvollen Organisation.
Wie bereits John Wick istauch Ballerina ein klassisches Revenge-Movie. Eve will den Tod ihres Vaters rächen und stößt dabei auf das Rätsel ihrer Herkunft, denn sie ist ein Produkt zweier Verbrecherorganisationen. Die Unterwelt im John-Wick-Universum ist ein faszinierendes Konstrukt, das durch seine Anleihen bei alten Sagen und Legenden etwas Mystisches besitzt und überdies mit Stil und Eleganz punktet. Sie besitzt aber auch einen religiösen Charakter, so werden Abtrünnige etwa exkommuniziert, und die unterschiedlichen Organisationen kann man als verschiedene Orden betrachten, die zwar unter einem> gem>einsamen Dach existieren, sich dabei aber auch manchmal bekriegen.
Als Zuschauer hat man inzwischen einige der strengen Regeln verinnerlicht, lernt aber immer noch dazu. In diesem> Fall, dass es eine Organisation gibt, die sich außerhalb dieses Verbrechernetzes bewegt und daher als Sekte verschrien ist. Inwiefern sie sich von den anderen Syndikaten unterscheidet, wird nie ganz klar, denn die bedingungslose Hingabe an ihre Anführer ist allen gegeben. Sie scheinen sich jedoch nicht in Gänze an die Regeln der anderen gebunden zu fühlen, obwohl sie beispielsweise jene der Continentals respektieren. Man ahnt, dass es ein prekäres Gleichgewicht gibt ? das durch Eve gestört wird.
Wie gesagt, es ist eine klassische Rachegeschichte, die aber nur langsam in Fahrt kommt. Man sieht zunächst, wie Eve ausgebildet wird, beobachtet ihre ersten Einsätze, und bis die Story endlich richtig beginnt, ist bereits ein Drittel des Films vorüber. Immerhin ist es ein actionreiches Drittel mit einigen guten Kampfszenen. Nur Eves Charakter lernt man leider nicht besser kennen. Als Figur ist sie recht einfach gestrickt, und Ana de Armas gelingt es leider auch nicht, ihr mehr Tiefe zu verleihen.
Wenn Eves Suche nach ihren Ursprüngen und damit nach ihrer eigentlichen Identität einsetzt, entwickelt der Film einen Sog, dem> man sich nicht entziehen kann. Man genießt den weiteren Ausflug in die rätselhafte Welt der Continentals, diesmal in Prag, wo Eve auf einen weiteren Abtrünnigen (Norman Reedus) stößt, der versucht, seine kleine Tochter zu retten. Der Autor Shay Hatten setzt auf klare Motive: Eve muss das Kind retten und damit natürlich sich selbst. Womit sie selbst zur Ausgestoßenen wird, denn die Direktorin verbietet ihr, sich mit der Sekte anzulegen, und hetzt ihr sogar John Wick (Keanu Reeves) auf den Hals.
Die Suche nach ihrer Herkunft wäre um einiges interessanter ausgefallen, hätte Hatten sich mehr auf seine Figur konzentriert. So gibt es vor allem> in der Konfrontation mit dem> Kanzler nur abgestandene Plattitüden über das Schicksal zu hören, die man bereits vergessen hat, bevor die Worte verhallt sind. Auch die Familienzusammenführung, die unweigerlich kommen muss, hätte man viel spannender gestalten können.
In der Folge verliert der Film in seinem> letzten Drittel leider an Eindringlichkeit und rettet sich nur, indem> er sich auf seine Actionelem>ente verlässt. Hier kann Regisseur Len Wisem>an zeigt, dass er das Genre souverän beherrscht, und insbesondere der Einsatz des bereits im Trailer vorgestellten Flammenwerfers wird wohl dauerhaft in Erinnerung bleiben, wenn man die dünne Story schon lange vergessen hat.
Alles in allem> ist Ballerina ein solide gem>achter, sehr unterhaltsamer Film, der zwar einige Längen hat, aber dafür gelegentlich auch mit Humor punkten kann. Für alle John-Wick-Fans sicherlich ein Muss.
Note: 3