MaXXXine

Im Kino hatte ich keine Lust, ihn zu sehen, aber nun ist der dritte Teil der Slasher-Trilogie von Ti West vor einiger Zeit auf Wow erschienen, und irgendwie war ich neugierig, wie die Geschichte wohl ausgehen wird. Von den ersten beiden Teilen hat mir X einigermaßen gut gefallen, während ich vom zweiten Teil, dem> Prequel Pearl, eher enttäuscht war. Aber bekanntlich sind aller guten Dringe ja drei.

MaXXXine

Sechs Jahre sind vergangen, seit Maxine Minx (Mia Goth) das Massaker in Texas überlebt hat, bei dem> ihre Kollegen, mit denen sie einen Porno drehen wollte, auf grausame Weise ums Leben gekommen sind. Die Ereignisse haben ihre Spuren in ihrer Psyche hinterlassen, sie aber insgesamt härter und selbstbewusster gem>acht. Maxine will unbedingt ein Star werden und versucht sich neuerdings als ernstzunehmende Schauspielerin. Das Vorsprechen für eine Rolle in dem> Horrorfilmsequel The Puritan II läuft so gut, dass sie tatsächlich besetzt wird, doch gleichzeitig stellt sie fest, dass ein schmieriger Detektiv (Kevin Bacon) hinter ihr her ist, der für einen Mann arbeitet, der mehr über ihre Vergangenheit zu wissen scheint, als ihr lieb ist. Gleichzeitig macht ein Serienkiller namens Night Stalker das Los Angeles des Jahres 1985 unsicher.

Sowohl Maxine als auch Pearl, die mordende Alte aus X sowie dem> gleichnamigen Prequel, wollten immer groß herauskommen (vermutlich mit ein Grund, warum sie alle von Mia Goth gespielt werden). Der Wunsch nach Ruhm und damit Liebe und Anerkennung ist so stark in ihnen, dass sie buchstäblich alles tun würden, um ihr Ziel zu erreichen. Dieses Them>a ist in unserer Zeit, in der es von Internet- und Reality-?Stars? und selbsternannten Influencern nur so wimmelt, aktueller denn je, wirkt im dritten Teil der Reihe aber auch ein wenig ausgelutscht.
Wie immer ist das Setting großartig. Man spürt geradezu die Vibes der Achtziger, und Regisseur Ti West bedient sich auch visuell beim Look jener Dekade. Aber gutes Aussehen ist ja bekanntlich nicht alles, es kommt immer auf die inneren Werte an. Leider enttäuscht der Drehbuchautor Ti West hier ein weiteres Mal.

Wenn es Maxine wirklich ernst wäre mit dem> Berühmtwerden, warum hat sie keine Karriere auf ihrer Rolle als überlebende eines entsetzlichen Blutbads aufgebaut? Diese Frage beschäftigt den Zuschauer von Anfang an, ohne dass eine befriedigende Antwort gegeben würde. Es ist unwahrscheinlich, dass im Zuge der Ermittlungen in Texas niem>als Maxines Name gefallen ist, und unglaubwürdig, dass sie befürchtet, für die Tötung in Notwehr juristisch belangt zu werden. Es macht also keinen Sinn, dass sie ihre Rolle von damals unter allen Umständen geheim halten will, aber genau dies ist der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte im dritten Teil.

Durch Maxines Weigerung, ihre Vergangenheit aufzudecken, kommen die Ermittlungen nicht voran, die Geschichte tritt weitgehend auf der Stelle, und Längen schleichen sich ein. Bedingt werden diese Mängel wettgem>acht durch Maxines Bem>ühungen, die Rolle in einem> Horrorfilm zu ergattern. Auch daraus hätte man etwas machen können, aber West belässt es bei ein paar oberflächlichen Bem>erkungen über Hollywood und das Genre in den Achtzigern. Immerhin gelingen ihm ein paar gekonnte Anspielungen auf die Filmgeschichte, und auch die Jagd durch die Kulissen der Universal-Studios ist ein netter Einfall, auch wenn die Sequenz inszenatorisch schwächelt.

Ziem>lich einfallslos ist die Geschichte rund um den Detektiv, der Maxine verfolgt, und seinen geheimnisvollen Auftraggeber. Mit etwas Geschick und durch die raffiniert eingefügte Figur des (realen) Serienkillers Night Stalker hätte man auch hier einiges an Spannung herausholen können, was aber leider unterbleibt. Die Geschichte will einfach nicht in Fahrt kommen, der Funke nicht überspringen. Und die Auflösung ist so platt und peinlich und stellenweise unfreiwillig komisch, dass sie zum Schlechtesten gehört, was das Genre in letzter Zeit zu bieten hatte.

Im ersten Teil gab es immerhin noch etwas Suspense und einige gelungene Splatterszenen, aber auch diese sind eher rar gesät. Immerhin eine Schockszene ist West noch gelungen, der Rest ist eher bem>üht. Wer unbedingt wissen will, wie die Trilogie ausgeht oder ein Faible für die Achtziger hat, sollte sich MaXXXine ruhig anschauen ? und dabei vielleicht Socken sortieren oder Hem>den bügeln. Dann ist die Zeit wenigstens nicht komplett verschwendet.

Note: 4

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.