Jurassic World: Wiedergeburt

Wie alle damals war auch ich als junger Mann von Jurassic Park und seinen phänomenalen Effekten begeistert, die immer noch, wie ich anlässlich einer Wiederaufführung vor einigen Jahren feststellen konnte, absolut top sind. Manchmal sogar besser als einige heutige CGI-Effekte. Aber das nur so mal am Rande.

Inzwischen sind Dinosaurier ja ein alter Hut, die sich in den letzten Jahrzehnten in sehr vielen Filmen und Serien getummelt haben, und auch das Franchise ist ein wenig in die Jahre gekommen. Als die letzte Trilogie mit Chris Pratt und Bryce Dallas Howard vor drei Jahren zu Ende ging, schrieb ich, dass ?es vermutlich in einigen Jahren zu einem> Reboot kommt oder einer völlig unverhofften Fortsetzung?.

Ich hab es ja gesagt, zählt vermutlich zu den schönsten Sätzen nach ?Ich liebe dich? und ?Ich habe den Jackpot gewonnen?, und er passt wunderbar als Einleitung zu diesem> unerwarteten Sequel des Franchises.

Jurassic World: Wiedergeburt

Die Dinosaurier, die nach dem> Untergang ihrer Insel über den gesamten Erdball verstreut wurden, haben es leider nicht geschafft, sich an unsere klimatischen Bedingungen anzupassen und sind weitgehend wieder ausgestorben. Nur auf einigen kleinen Inseln nahe des äquators sind noch einige Populationen zu finden ? und für die Wissenschaft von großen Interesse. Martin Krebs (Rupert Friend), der Vertreter eines Pharmakonzerns, der Saurier-DNS für die Entwicklung neuer Herzmedikamente benötigt, heuert die Söldnerin Zora Bennett (Scarlett Johansson) für eine Expedition an, um auf einer streng abgeschirmten Insel und ehem>aligen Forschungsstation das nötige Material zu besorgen. Begleitet werden sie von dem> Paläontologen Dr. Loomis (Jonathan Bailey) und einer Schiffscrew unter dem> Kommando von Duncan Kincaid (Mahershala Ali). Kurz vor dem> Erreichen der Insel stoßen sie auf den schiffbrüchigen Reuben Delgado (Manuel Garcia-Rulfo) mit seinen Kindern, die sich ihnen zwangsläufig anschließen müssen.

Während das Interesse an Dinosauriern bei uns ungebrochen ist und der Film sogar eine Spur besser läuft als seine beiden Vorgänger, ist es in der Welt, in der das Franchise spielt, vollkommen abgeflaut: Keiner mag die Dinos noch sehen, und alle sind froh, dass sie inzwischen wieder ausgestorben sind. Das macht Dr. Loomis nahezu arbeitslos, da auch das Museum, in dem> er arbeitet, die Ausstellungsfläche massiv verkleinert.

Am Ende von Jurassic World: Das gefallene Königreich wurden schöne Erwartungen an eine Welt geweckt, in der Dinos und Menschen koexistieren müssen, doch schon im Sequel Jurassic World: Ein neues Zeitalter wurde deutlich, dass die Produzenten keine Lust hatten, diesen Ansatz weiter zu verfolgen. Schon damals lautete das Motto: Zurück auf die Insel. Und dabei ist es geblieben. über die Gründe kann man spekulieren, vielleicht liegt es am Budget, vielleicht wollte man keine städtezerstörenden Dinos in Konkurrenz zu Godzilla an den Start schicken, oder man war der Meinung, dass man mit diesem> Setting dem> Original am nächsten kommt. Never change a winning team.

Schon der Trailer ließ wenig Originalität erkennen. Wieder geht es auf eine Insel mit einer zerstörten Forschungsstation, in der, das wird gleich in den ersten Szenen etabliert, Mutanten-Sauriern gezüchtet wurden, und die einzige Frage, die sich alle gestellt haben, lautete: Wie zum Teufel schaffen sie es diesmal, Kinder mitzunehmen? Dass diese im Rahmen eines Schiffbruchs an die Küste gelangen, ist durchaus geschickt gelöst.

Der Aufhänger, die Jagd nach der Saurier-DNS, ist durchaus okay, wenn auch nicht übermäßig überzeugend, und auch die Figurenkonstellation kann einige hartnäckige Klischees nicht vermeiden, besitzt mit Zora aber immerhin eine weibliche Draufgängerin, die für viel Geld Menschen aus schwierigen Situationen befreit, aber ? natürlich ? seit ihrer letzten Mission unter einem> traumatischen Verlust leidet, der aber nur in den ersten Minuten eine Rolle spielt. Drehbuchautor David Koepp ist ein sehr fähiger Schreiber, scheint aber wenig Interesse an seinen Figuren und ihrer Entwicklung gehabt zu haben, da vieles zu oberflächlich geschildert wird.

Die Geschichte wird solide, aber auch sehr vorhersehbar abgespult. Nach und nach müssen die Helden die jeweiligen Hürden nehmen, was naturgem>äß mit Schwierigkeiten verbunden ist. Es gibt ein, zwei gelungene Actionszenen und vieles, was man so oder so ähnlich schon gesehen hat, was aber deshalb nicht schlecht erzählt wird. Letzten Endes wird man sich wohl an nichts davon erinnern. Mit den Mutanten-Sauriern gibt es wenigstens zum Schluss noch ein Gimmick, das visuell etwas hermacht.

Auch der Einfall, zwei Gruppen aufeinandertreffen zu lassen und sie beim Erreichen der Insel wieder zu trennen, ist gut, weil man so die Action aufteilen kann. Irgendeiner gerät nämlich immer in Gefahr, und die Bösen werden selbstredend gefressen. Manchmal auch die Figuren, die einfach nur so mitlaufen, aber nie ein eigenständiges Profil entwickeln können. Und sie tragen nicht einmal ein rotes Shirt.

Jurassic World: Die Wiedergeburt ist durchweg solides Popcornkino mit sympathischen Helden und einer zwar etwas langsam erzählten, aber durch spannende Actionszenen aufgem>öbelten Story. Ein launiger Film für einen lauen Sommerabend.

Note: 3

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.