Als der Trailer erschien, war ich zwiegespalten. Einerseits gefielen mir der Look und die beklem>mende Atmosphäre, andererseits hatte ich Angst, dass dieses große Rätsel, von dem> der gesamte Film lebt, nur unzureichend oder sogar schlecht aufgelöst werden könnte. Die Angst, enttäuscht zu werden, ist bei solchen Filmen immer groß.
Erschwerend hinzu kam, dass mir Barbarian, der Vorgängerfilm des Regisseurs, nicht besonders gut gefallen hat. Grund genug, skeptisch zu sein. Als der Film bei den Filmtagen Köln zu sehen war, habe ich mich dennoch für ihn entschieden ? um mir selbst eine Meinung zu bilden, ohne von den Kritiken beeinflusst zu werden.

Weapons
Bis auf Alex (Cary Christopher) verschwinden alle Kinder aus der Klasse der Lehrerin Justine (Julia Garner) mitten in der Nacht aus ihren Elternhäusern. Kameras zeigen, dass sie anscheinend freiwillig weggelaufen sind, aber die Polizei findet keinerlei Hinweise auf ihren Aufenthaltsort oder ein Verbrechen.
Je weniger man über den Film weiß, desto besser. Das große Rätsel, das vor allem> in der ersten Hälfte für Spannung sorgt, wird schon in den ersten Minuten etabliert und durch einen kindlichen Erzähler dem> Zuschauer nahegebracht. Natürlich beginnt man sofort zu spekulieren und sucht zusammen mit der Lehrerin und einem> der Väter, Archer (Josh Brolin), nach Antworten. Beide finden jedoch nicht viel heraus. Justine entdeckt, dass Alex aus einem> merkwürdigen Elternhaus stammt, in dem> alle Fenster mit Zeitungspapier zugeklebt sind. Will die Familie sich vor der Neugier der Presse und Nachbarn schützen, oder hat sie etwas zu verbergen? Auch Archer findet etwas heraus, das auf dieses Haus deutet, aber erst als er sich mit Justine zusammentut, kommen sie der Erklärung einen Schritt näher.
Regisseur und Drehbuchautor Zach Cregger hat sich bei seinem> neuen Film für eine multiperspektivische Herangehensweise entschieden, indem> er die Geschichte aus dem> Blickwinkel von sechs unterschiedlichen Figuren schildert. Das beginnt mit Justine und Archer und geht dann weiter mit dem> Ex-Freund der Lehrerin, dem> Polizisten Paul (Alden Ehrenreich), sowie dem> Junkie Anthony (Austin Abrams), die alle ein weiteres Puzzlestein der Lösung herausfinden. Auf diese Weise kommt der Zuschauer schrittweise der Auflösung näher, die ungefähr nach der Hälfte der Laufzeit enthüllt wird.
Bis dahin funktioniert die Geschichte wunderbar. Der Look ist großartig, die schauspielerischen Leistungen sind beeindruckend, die Atmosphäre ist düster und beklem>mend, die Spannung groß. Hier und da sorgt Cregger sogar mit einem> Jump-Scare dafür, dass der Blutdruck nach oben schießt. Allerdings fällt einem> auch auf, dass es immer wieder etwas Leerlauf gibt: Justines Alkoholproblem> oder ihre aufgewärmte Affäre mit Paul sind weder besonders interessant noch spannend geschildert, und auch die Episode mit dem> Junkie ist etwas zu lang, aber, wie gesagt, zu dem> Zeitpunkt sorgt die Rätselspannung noch dafür, dass man gespannt am Ball bleibt.
Spätestens mit Alex‘ Perspektive wird das große Rätsel aufgelöst, was unweigerlich für einen kurzfristigen Spannungsabfall sorgt. Zudem> schleichen sich an dieser Stelle auch ein paar Längen ein, die jedoch wieder vergessen sind, sobald die Handlung auf ihren dramatischen Höhepunkt zusteuert. Das Finale ist überraschend, nicht insofern, dass es zu unvorhergesehenen Wendungen kommt, sondern dass sich die Tonalität vollkommen ändert. Das ist ungewöhnlich, sorgt aber wenigstens dafür, dass die explizite Brutalität etwas abgem>ildert wird.
Weapons ist ein unberechenbares Horrormärchen, das durch seine ungewöhnliche Form und seine Bildsprache besticht, in der Umsetzung aber hier und da etwas zu wünschen übrig lässt. Dennoch ein Must-See für die Fans des Genres und sicherlich ein Film, den man nicht so schnell wieder vergisst.
Note: 2-