Neulich habe ich mir die Liste der Filme und Serien angesehen, die bei einem> Streamingdienst neu im Programm sind, und darunter ein gutes Dutzend Produktionen gefunden, die sich ausschließlich mit Haien beschäftigen. Darunter waren vor allem> Dokumentationen, aber Haie sind anscheinend immer noch in.
Im Spielfilmbereich gab es natürlich den B-Film-Erfolg Sharknado, der ein komplettes Franchise begründete, und vor sieben Jahren den Urzeit-Kreaturen-Spaß Meg. Weil dieser weltweit ziem>lich erfolgreich war, bekam er vor zwei Jahren eine Fortsetzung, die bei uns sogar noch erfolgreicher war. Auch ich fand den ersten Teil ganz spaßig, hatte aber keine Lust, mir die Fortsetzung anzuschauen. Dafür habe ich sie nun nachgeholt. Den Film kann man sich auf RTL+ ansehen.

Meg 2: Die Tiefe
Jonas Taylor (Jason Statham) macht als Green Warrior Jagd auf Umweltsünder, die die Meere verschmutzen, und schreckt dabei auch vor waghalsigen Einsätzen nicht zurück. Privat kümmert er sich mit Jiuming (Wu Jing), dem> Chef eines chinesischen Ozeaninstituts, um dessen Nichte und Taylors Stieftochter Meiying (Shuya Sophia Cai). Die drei fahren zu einer Meeresforschungsstation, von der aus U-Boote den Grund des Marianengrabens erkunden wollen. Während Taylor und Jiuming Teil der Mission sind, schleicht sich das Mädchen als blinde Passagierin auf das U-Boot, das in der Tiefe auf eine illegale Unterwasserstation stößt, die von skrupellosen Geschäftsleuten betrieben wird, die auf dem> Meeresboden nach wertvollen Mineralien schürfen ? und ihre Taten mit aller Macht vertuschen wollen.
Muss man heutzutage alles unter dem> Gesichtspunkt internationaler Politik betrachten? China verfolgt seit vielen Jahren eine aggressive Expansionspolitik im pazifischen Raum, um sich strategische Stützpunkte und Rohstoffe auf dem> Meeresgrund zu sichern, die vermutlich bald zum Krieg führen wird. Dass das Land sich hier als friedliche Forschungsnation und Beschützerin des Meeres aufspielt, könnte man also durchaus als kalkulierte Imagekorrektur begreifen. Dazu passt auch, dass der Bösewicht Montes (Sergio Peris-Mencheta) vermutlich Philippino ist und damit zu einer Nation gehört, die China als feindlich betrachtet. Man kann aber auch einfach sagen: Es ist halt nur eine Geschichte.
Das Problem> bei Fortsetzungen von reißerischen B-Movies dieser Art ist, dass der zweite Teil noch reißerischer sein muss. Meist werden die Monster dann noch größer oder zahlreicher, und so bekommt der Megalodon wieder Gesellschaft von einem> Riesenkraken und amphibischen Echsen, die sowohl auf dem> Meeresboden als auch an Land töten können, so dass sie flexibel einsetzbar sind. Ob das mit der Biologie vereinbar ist, steht auf einem> anderen Blatt, aber die Autoren Jon und Erich Hoeber sowie Dean Georgaris setzen sich ohnehin gerne über die Naturgesetze hinweg. Dass Jason Statham ohne Schutzanzug in mehreren Kilometern Tiefe tauchen kann, darf ruhig bezweifelt werden, gehört aber nicht einmal zu den ärgerlichsten Momenten.
Dabei fängt der Film gar nicht mal schlecht an, indem> er in der Kreidezeit den Megalodon als Boss einführt, der auch mal einen T-Rex verspeist, wenn der gerade auf der Jagd nach Beute ins Meer watet. Ein netter Seitenhieb auf Jurassic Park, dass man hier den größeren ? Dinosaurier hat. Auch Stathams Einsatz als öko-Bond ist dank handfester Action unterhaltsam.
Danach entpuppt sich die Story jedoch als bleierne Ente, die in den Tiefen der Drögheit versinkt. Mit dem> Ausscheiden der Hauptdarstellerin Li Bingbing klafft eine Lücke in der Figurenkonstellation, die nicht zu schließen ist. Als romantischer Held geht Statham vielleicht gerade noch durch, als Stiefvater wirkt er jedoch die ganze Zeit, als hätte jem>and eine Krabbe in seinen Taucheranzug gesteckt, und der aufgekratzte Jiuming liefert sich ein Duell mit seiner Nichte Meiying, wer am nervigsten ist. Diese Defizite fallen insbesondere deshalb so negativ auf, weil es nicht viel gibt, was einen von ihnen ablenken könnte.
Bis die Megalodons eine größere Rolle in der Geschichte spielen, dauert es viel zu lange. Meistens schwimmen sie nur im Hintergrund herum, attackieren mal ein bisschen, wenn wieder ein Actionmoment gebraucht wird, aber größere Kämpfe gegen die Monster bleiben aus. Dafür tritt der Kampf gegen die menschlichen Bestien in den Vordergrund, die vor keiner Untat zurückschrecken. Spannend ist das alles aber nicht, und die Spezialeffekte sehen noch mieser aus als beim Vorgänger.
Das Drehbuch setzt auf bekannte Versatzstücke, altbackene Klischees und hält das Ganze mit müden Witzen und schlechten Dialogen zusammen. Mehr als einmal wird man dadurch unfreiwillig zum Lachen gebracht. War der erste Teil noch ein übertriebener Spaß, ist die Fortsetzung mehr zum Frem>dschämen. Früher wäre das bestenfalls Ware für den Heimkino-Markt gewesen, und dass der Film so überaus erfolgreich war, ist wohl die größte überraschung.
Erst in den letzten dreißig Minuten, wenn man den Film bereits als hoffnungslos schlecht abgeschrieben hat, dreht er noch einmal auf und lässt die Monster eine tropische Insel voller Touristen angreifen. Das ist unterhaltsam, flott und stellenweise sogar witzig ? wenn man auch hier bereit ist, über ungelenke Dialoge und viele Frem>dschäm-Momente hinwegzublicken. Statham rettet natürlich den Tag, zeigt den Jägern aus Der weiße Hai, dass sie jämmerliche Waschlappen sind, indem> er drei Megalodons mit explosiven Zahnstochern tötet, und wenn der Mann noch Haare hätte, würde er seine Lockenpracht vermutlich ebenso cool zurückwerfen wie Jason Momoa in Aquaman.
Wer Meg gut fand, sollte sich die Fortsetzung besser sparen ? oder nur den Showdown anschauen. Alle anderen sind selber schuld, wenn sie sich langweilen. Und die größte Angst, die der Film erzeugt, ist die, dass es vermutlich eine Fortsetzung geben wird, schließlich beruht das Franchise auf einer Buchreihe.
Note: 4