Als Darren Aronofsky Ende der Neunzigerjahre seine Karriere begann, machte er sich mit Pi ? System> im Chaos und Requiem> for a Dream sofort einen Namen im Arthaus. Beide Filme waren höchst ungewöhnlich, stellenweise sogar extrem> verstörend, aber auch unvergesslich. Mit dem> bildgewaltigen The Fountain wurde er dann ein klein wenig kommerzieller und lieferte anschließend mit The Wrestler und Black Swan zwei klassische Award-Filme ab, bevor er mit Noah ein biblisches Spektakel ins Kino brachte, das noch am stärksten im Mainstream verhaftet war und das ich bis heute nicht gesehen habe, weil es mich nicht interessiert. Mother! habe ich gesehen, was ich bis heute bereue, und The Whale steht seit Jahren auf meiner Watchlist. Insgesamt gehört Aronofsky aber zu den Regisseuren, auf deren neue Filme ich grundsätzlich gespannt bin.
Den Trailer zu seinem> jüngsten Werk habe ich leider so oft im Kino gesehen, dass ich seiner bereits müde war, weshalb es mich gewundert hat, dass er nicht erfolgreicher bei uns angelaufen ist. Liegt es daran, dass die actionreiche und etwas schräge Geschichte zu stark an Filme von Guy Ritchie erinnert und diese gerade häufig auf den Streamern zu sehen sind? Oder haben die Deutschen etwas gegen Austin Butler, schließlich hat auch The Bikeriders bei uns kaum ein Publikum gefunden? Keine Ahnung, wir waren jedenfalls zum Start dabei.

Caught Stealing
Hank (Austin Butler) wollte als Schüler Profi-Baseballspieler werden, wurde jedoch bei einem> Autounfall, bei dem> sein bester Freund starb, so schwer verletzt, dass er diese Pläne aufgeben musste. Er arbeitet als Barkeeper in New York und ist mit der Rettungssanitäterin Yvonne (Zo? Kravitz) liiert. Eines Tages bittet ihn sein Nachbar Russ (Matt Smith), auf seine Katze aufzupassen, während er zu seinem> sterbenden Vater nach London reist, und plötzlich wird Hank von russischen und jüdischen Gangstern heimgesucht, die Russ verdächtigen, ihnen eine Menge Geld gestohlen zu haben.
Das Drehbuch von Charlie Huston. das auf dem> ersten Teil seiner Trilogie um die Figur des Hank beruht, bedient sich bei einem> klassischen Plotmuster: Ein unschuldiger Mann bekommt einen MacGuffin anvertraut, hinter dem> etliche böse Buben her sind. In diesem> Fall weiß Hank nicht einmal, was genau die Mafiosi eigentlich suchen, weshalb er ihnen keine große Hilfe ist und von ihnen so schwer verprügelt wird, dass er im Krankenhaus landet.
Häufig will der Held in diesen Fällen das Rätsel allein lösen, was immer ein bisschen unrealistisch wirkt, aber in dieser Geschichte vertraut sich Hank tatsächlich der Polizei an und spricht mit Detective Roman (Regina King), die ein lebhaftes Interesse an Russ und seinen kriminellen Machenschaften hat. Sie benutzt Hank, um an die Mafiosi heranzukommen und bringt ihn dadurch noch mehr in Gefahr.
Man sollte nicht viel mehr über die Geschichte wissen, da es zu einigen überraschenden Wendungen und Entwicklungen kommt, die das übliche Plotmuster angenehm durchbrechen. Sicher, der Film bleibt trotzdem> weitgehend vorhersehbar, gibt es doch etliche vergleichbare Produktionen, die mit den gleichen Versatzstücken spielen, ist aber durchweg interessant und nimmt oft andere Wege als man angenommen hat.
Leider dauert es eine ganze Weile, bis die Story so richtig an Fahrt aufnimmt. Man sieht viel zu lange Hank und seine Freundin in ihrem> normalen Leben, das ? wie könnte es auch anders sein ? vom Trauma von Hanks Vergangenheit überschattet ist. Die Erinnerungen an das, was er verloren hat, vor allem> aber an den Tod seines Freundes, sind immerzu lebendig und sorgen auch dafür, dass der Held anfangs passiver ist als es der Story guttut.
Das ändert sich zum Glück in der wesentlich gelungeneren zweiten Hälfte, in der auch endlich der lange vermisste Humor auftaucht. Das liegt vor allem> an der jüdischen Mafia, verkörpert von Liev Schreiber und Vincent D?Onofrio, die ebenso charmant wie brutal sind und Hank schließlich sogar mit zu ihrer Bubbe (Carol Kane) nehmen. Diese Szenen sind mit Abstand die besten des Films.
Auch der Showdown ist gut gelungen, hätte aber vielleicht noch ein wenig tem>poreicher und origineller sein können. Alles in allem> ist Caught Stealing ein leicht schräger Gangster-Thriller, der ein wenig unter seinem> zu langsamen Tem>po leidet, aber zumindest in der zweiten Hälfte mit Herz und Humor punkten kann. Man fragt sich, was Guy Ritchie wohl aus der Story gem>acht hätte.
Note: 3