Die nackte Kanone

Nach Top Gun, Beetlejuice, Twister, Men in Black, Ghostbusters und Gladiator (neben vielen weiteren Titeln) war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis auch dieses Franchise Jahrzehnte später fortgeschrieben werden würde. Was kommt wohl als nächstes? Neue Nachrichten von Sam in Ghost 2? Kevin allein im All? Oder Das sechste Elem>ent?

Immerhin muss man den Machern von Die nackte Kanone zugute halten, dass sie nicht auf den neuen Recycling-Trip aufgesprungen sind, sondern bereits seit 2009 an dieser Fortsetzung gearbeitet haben. Manche bezeichnen die Produktion auch als Reboot, weshalb sie vermutlich den gleichen Titel bekommen hat und nicht den Zusatz 4 ? oder so ähnlich, aber streng genommen nimmt das Drehbuch Bezug auf die alten Figuren und schreibt die Handlung mit ihren Nachkommen fort. Aber das nur am Rande.

Der Film kommt zu einer Zeit, in der Hollywood das Lachen verlernt zu haben scheint. Erschienen früher Komödien im Wochentakt und waren mit ihren geringen Produktionskosten meist eine sichere Bank, tauchen sie heute eher in homöopathischen Dosen im Startplan auf. Umso überraschender war es, dass heuer nahezu sämtliche Komödien innerhalb weniger Wochen in die Kinos kamen. Eine unsinnige Entscheidung, die auch den Einspielergebnissen der Film geschadet haben dürfte. Woran liegt es, dass die Studios heutzutage so wenig auf dieses Genre setzen? Fehlt es an guten Skripts? An talentierten Darstellern? So ganz verstehe ich es nicht, hoffe aber, dass sich dieser Trend wieder umkehrt. Denn es gibt nichts Schöneres, als in einem> vollen Saal mit Hunderten anderer Menschen über alberne Dinge und gewitzte Dialoge zu lachen. Das ist Kino.

Die nackte Kanone

Beim überfall auf eine Bank erbeuten die Täter ein elektronisches Gerät, das sie ihrem> Hintermann, dem> Tech-Mogul Richard Cane (Danny Huston), übergeben. Gleichzeitig untersucht der Polizist Frank Drebin Jr. (Liam Neeson) den vermeintlichen Unfalltod eines Wissenschaftlers, der das Gerät in der Bank deponiert hat, und stuft ihn zunächst als Selbstmord ein. Doch die Schwester des Toten, Beth Davenport, (Pamela Anderson), glaubt nicht daran und ermutigt Drebin, genauer nachzuforschen.

Als Krimi taugt der Film absolut gar nichts, denn man erfährt schon früh, wer der Bösewicht ist, der den P.L.O.T. Devise aus der Bank stehlen lässt, wobei seine Motive lange Zeit im Dunkeln bleiben. Zum Glück, denn diese Auflösung ist relativ gaga. Aber damit passt die Idee wunderbar zum Rest des Films, der nichts ernst nimmt und alles gnadenlos durch den Kakao zieht.

Natürlich ist Die nackte Kanone in erster Linie eine überdrehte Komödie und eine Krimi-Parodie, und eine solche braucht keinen elaborierten Plot, sondern nur eine Menge witziger Ideen. Trotzdem> wäre eine intelligentere Story schon nett gewesen. Das Pfund, mit dem> der Film wuchern kann, sind jedoch seine vielen, vielen Einfälle, von denen nicht alle funktionieren, aber wenn man nur genügend an die Wand wirft, wird schon der eine oder andere haften bleiben.

Drebin ist wie sein Vater nicht die hellste Kerze auf der Torte, sondern ebenfalls ein Polizist alter Schule, der es mit den Regeln nicht so genau nimmt. Liam Neeson macht seine Sache ausgesprochen gut, reicht zwar nicht an die Trotteligkeit eines Leslie Nielson heran, spielt dafür aber kokett mit seinem> Image als später Actionstar. Dadurch verleiht er seiner Rolle wesentlich mehr Dynamik. Auch Pamela Anderson schafft es gekonnt, in die Fußstapfen einer Priscilla Presley zu treten, die immerhin ein sekundenkurzes Cameo hat. Dieser Teil der Geschichte nimmt vor allem> den Film Noir aufs Korn, was eine Menge über die Referenzen und Präferenzen sowie über die Problem>e des Drehbuchs aussagt.

Die nackte Kanone wirkt aus der Zeit gefallen, und das dürfte die Nostalgiker, die sich etwas im Geiste der alten Filme gewünscht haben, sicherlich erfreuen. Diese späte Fortsetzung ist ihrer Vorgänger absolut würdig und steht ihnen in puncto Gagdichte und Einfallsreichtum nicht viel nach. Das ist erstaunlich, denn die alten Macher, das ZAZ-Trio, ist diesmal nicht dabei, weil sie nicht geglaubt hatten, dass man den Humor der Siebziger und Achtziger auf die heutigen Zeit übertragen kann.

Kann man auch nicht und muss es nicht, denn so wie der Film ist, ist er perfekt für die Fans der alten Filme. Die nackte Kanone ist eine Fortsetzung, die es nicht gebraucht hätte, die aber auf charmante und häufig recht witzige Weise einen Komödienklassiker der Filmgeschichte fortschreibt, dabei aber leider nie eine eigene Handschrift entwickelt.

Note: 3-

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.