Eine bekannte volkstümliche Weisheit besagt, dass man hundert Schritte in den Schuhen eines anderen laufen solle, um diesen besser verstehen zu können. Mit den Schuhen allein ist es in diesem> Film natürlich nicht getan, da geht die Lektion in Sachen Mitgefühl und Verständnis für die Problem>e eines anderen Menschen noch einen Schritt weiter und es werden gleich die Körper getauscht. Dieses Plotmuster ist natürlich nicht neu und vor allem> in der Literatur altbekannt, wo es bereits im 19. Jahrhundert mit Vice Versa eine Geschichte über einen Vater und seinen Sohn gab, die ihre Körper tauschen. Diese wurde mindestens fünfmal verfilmt und diente wohl auch als Vorlage für Mary Rodgers Roman.
Als das Jugendbuch 1972 erschien, wurde es umgehend in Produktion gegeben und vier Jahre später mit Jodie Foster ein großer Hit. Was viele nicht wissen: Mary Rodgers schrieb noch zwei Fortsetzungen ihres Buchs, die von derselben Familie handeln, und in einer tauschen Vater und Sohn die Körper. Originell ist vermutlich etwas anderes.
Nach einem> TV-Rem>ake in den Neunzigerjahren kam 2003 die bekannte und beliebte Version mit Jamie Lee Curtis und Lindsay Lohan in die Kinos, die nun eine später, überraschende Fortsetzung erhielt. Wir haben sie uns natürlich angesehen.

Freakier Friday
Gut zwanzig Jahre nach ihrem> Körpertauscherlebnis, über das Tess (Jamie Lee Curtis) und ihre Tochter Anna (Lindsey Lohan) nie mit anderen geredet haben, stehen große Veränderungen an. Anna ist inzwischen selbst alleinerziehende Mutter einer Teenagertochter, doch Harper (Julia Butters) hat ärger in der Schule mit einer versnobten, britischen Schülerin namens Lily (Sophia Hammons). Als Anna wegen eines erneuten Vorfalls einbestellt wird, lernt sie Lilys Vater Eric (Manny Jacinto) kennen, und die beiden verlieben sich sofort ineinander. Wenige Monate später wollen sie heiraten, doch ihre beiden Töchter sind sich nur in einer Sache einig: Die Hochzeit darf nicht stattfinden.
Die Frauen der Familie Colem>an haben wieder einmal eine Menge Konflikte auszutragen. Das Verhältnis zwischen Tess und Anna ist inzwischen zwar gut, auch wenn Tess sich zu oft in Harpers Erziehung einmischt, dafür stehen Anna und ihre Tochter auf Kriegsfuß, und durch die Hochzeit verschiebt sich die gesamte Dynamik erneut. Mit Lily kommt für Harper eine ?böse Stiefschwester? in die Familie, und sie hadert zudem> auch mit Annas Beziehung zu Eric. Viel schlimmer ist jedoch, dass sie nach der Hochzeit nach England ziehen wollen. Surfen ade!
Im ersten Teil war es ein magischer Glückskeks, der für den Körpertausch verantwortlich war, diesmal taucht zwar das Restaurant erneut auf, weil Anna dort ihren Junggesellinnenabschied feiert, aber die Magie geht auf eine schräge Wahrsagerin (Vanessa Bayer) zurück. Die Story ist aber mehr oder weniger die gleiche, nur geht es diesmal um die beiden Teenagermädchen, die nun in den Körpern von Tess und Anna stecken ? mit einer Unmenge geriatrischer Witze inklusive. Manche davon sind sogar richtig gut.
Es fällt aber auf, dass der Ton diesmal deutlich schräger ist (oder meine Erinnerung an den ersten Teil deutlich schlechter), und manche Szenen sind geradezu unerträglich schrill und klamaukig. Auch Jamie Lee Curtis dreht wieder so richtig auf und übertreibt ihre Darstellung maßlos, was schade ist, weil sie in zurückgenommener Manier wesentlich komischer ist.
Natürlich ist auch der Plot sehr vorhersehbar: Die beiden Mädchen wollen die Hochzeit verhindern, lernen dabei aber mehr über ihre Eltern und erwerben so Verständnis für deren Situation, sie überwinden ihren Egoismus und kommen sich dabei em>otional näher. Aus Feindinnen werden so schließlich Schwestern. Umgekehrt machen natürlich auch Tess und Anna eine Entwicklung durch, wobei sogar Jake (Chad Michael Murray), Annas Ex aus Teil 1, wieder auftaucht und für romantische Verwirrungen sorgt.
In der ersten Hälfte hat der Film sichtlich Mühe, sein Gleichgewicht zu finden zwischen dem>, wie gesagt, etwas zu schrillen Humor, und seiner em>otionalen Botschaft, die nach einer gewissen Ernsthaftigkeit verlangt. Das gelingt erst gegen Ende, wenn der Film in etwas ruhigere Fahrwasser gleitet und mehr auf seine Figuren eingeht als auf die mitunter billigen Witze über alte Leute. Aber spätestens beim mitreißenden Finale ist man mit dem> schwierigen Anfang versöhnt (oder hat ihn verdrängt) und lässt sich von der Ausgelassenheit der Darstellerinnen anstecken.
Note: 3