The F-Word

Nachdem es gestern etwas zum Gruseln gab, gibt es heute eine Empfehlung fürs Herz. Ein netter, unaufgeregter, witziger Film für die kalten Abende. Und nein, das F-Word im Titel ist nicht das, was jeder denkt …

The F-Word

Auf der Party seines besten Freundes (Adam Driver) trifft Wallace (Daniel Radcliffe) auf die schlagfertige Chantry (Zoe Kazan). Vom ersten Augenblick an funkt es zwischen den beiden, doch Chantry ist seit fünf Jahren mit Ben (Rafe Spall) liiert und will ihn nicht verlassen. Also beschließen die beiden, gute Freunde zu werden. Sie verbringen viel Zeit miteinander, verstehen sich immer besser – und ringen mit ihren Gefühlen. Ist Freundschaft wirklich genug?

Liebesgeschichten sind umso komischer, wenn sich schier unüberwindbare Hindernisse auftürmen, die die Liebenden zunächst beseitigen müssen. In diesem Fall stehen sich die beiden verhinderten Turteltäubchen selbst im Weg. Dabei kann man Chantry wirklich gut verstehen, denn ihr Ben ist nett, liebevoll und zuverlässig, aber er ist eben nicht Wallace, den man als Zuschauer einfach viel lieber mag.

Daniel Radcliffe spielt den verkrachten Medizinstudenten, der sich mit dem Verfassen von Gebrauchsanweisungen für Computerprogramme durchschlägt, mit angezogener Handbremse. Wallace ist kein Draufgänger, sondern einer, der nachdenkt, und so erkennt er schnell sein Dilemma: Wenn er Chantry dazu bringt, Ben zu betrügen oder ihn seinetwegen zu verlassen, ist er hinterhältig, und das kann so ein durch und durch anständiger Kerl wie er einfach nicht mit seinem Gewissen vereinbaren. Deshalb leidet er still vor sich hin.

Chantry hingegen empfindet zwar auch eine Menge für Wallace, kann sich aber nicht aus einer Beziehung lösen, die an sich nicht schlecht ist. Ihre Partnerschaft mit Ben ist wie ein gut eingetragenes Kleidungsstück, das vielleicht etwas ausgebeult ist, aber sehr bequem. Sogar als Ben beruflich bedingt von Toronto nach Dublin ziehen muss, hält sie an ihm fest. Und Wallace bewundert sie insgeheim für ihre Treue und Hingabe.

Es ist eine moderne, aufgeschlossene, partnerschaftliche Liebesgeschichte, die Regisseur Michael Dowse erzählt, ein wenig leidenschaftslos und trotz kleiner Zeichentrickelemente, die zu Chantrys Arbeit als Zeichnerin für ein Animationsstudio gut passen, ein wenig einfallslos, aber durch und durch stimmig im Tonfall und mit viel Gespür für den Zeitgeist. Die Figuren quasseln vielleicht ein bisschen zu viel und erörtern bisweilen sehr schräge Topics, andererseits beruht das Buch von Elan Mastai auch auf einem Stück von T.J. Dawe und Michael Rinaldi.

Wer auf der Suche nach einer charmanten, gefühlvollen, aber niemals kitschigen Liebesgeschichte ist, sollte sich den Film nicht entgehen lassen. Kein Meisterwerk, aber in jeder Hinsicht sehr angenehme Unterhaltung – und mit einer wunderbaren, witzigen und völlig unerwarteten Szene, die man nie wieder vergisst …

Note: 3+

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.