Jumanji: Willkommen im Dschungel

Gestern ging es um den letzten Film von 2017, heute um den ersten, den ich im neuen Jahr angeschaut habe. Dass es ausgerechnet dieser war, ist allerdings ein Zufall und vor allem dem großen Erfolg der Produktion geschuldet, der uns neugierig gemacht hat. Was ist anders als bei seinem Vorgänger? Und sind die Neunziger etwa die neuen Achtziger und erfahren nun ein Revival? Gibt es bald weitere Fortsetzungen von Hits aus jener Zeit? Kommen etwa die Men in Black zurück? Wird Ein Schweinchen namens Babe mit seinen Ur-ur-ur-Enkeln fortgesetzt? So viele Fragen, die wichtigste lautet allerdings: Wie war denn nun der Film?

Jumanji: Willkommen im Dschungel

Vier High-School-Schüler, die zum Nachsitzen verdonnert sind und den Keller ihrer Schule ausräumen müssen, finden dabei ein altes Videospiel aus den Neunzigern namens Jumanji. Einmal aktiviert, werden sie in das Spiel teleportiert und sind dazu verdammt, es zu gewinnen, wenn sie wieder nach Hause zurückkehren wollen. Als Spencer (Dwayne Johnson), ein muskelbepackter Archäologe, sein Rucksackträger Fridge (Kevin Hart), ein befreundeter Professor (Jack Black) sowie als männermordende Amazone (Karen Gillan) schlagen sich die vier Schicksalsgefährten durch ein Urwaldszenario voller wilder Tiere und gefährlicher Gegner, um einen geraubten Edelstein wieder an seinen Ursprungsort zurückzubringen. Dabei lernen sie auch Alex (Nick Jonas) kennen, der bereits seit zwanzig Jahren im Spiel festsitzt.

1996 war es noch ein Brettspiel, das Robin Williams und seine Mitstreiter vereinnahmt hat, auch damals hatten sie es mit wilden Tieren und gefährlichen Abenteuern zu tun und mussten die Partie gewinnen, um vom Fluch befreit zu werden. Schon damals erkannte die dämonische Intelligenz des Spiels, dass sie mit der Zeit gehen muss, um neue Opfer zu finden, weshalb sie sich in ein Computerspiel verwandelt und prompt den jungen Alex entführt. So wird es zumindest am Anfang in einer Rückblende erzählt, und irgendwie erinnert das ein klein wenig an einen Horrorfilm.

Ich muss ja zugeben, dass ich mit dem Original schon weitgehend bedient war und keine Fortsetzung gebraucht hätte. Der Film war dank Robin Williams witzig und dank der damals noch aufsehenerregenden neuen Tricktechnik außerordentlich gut gemacht. Heute würde er den Kids vermutlich kaum noch ein müdes Gähnen hervorlocken, aber inzwischen sind die Zuschauer es ja auch gewohnt, dass gewisse Filme ein einziges Effektegewitter darstellen, das manchmal wichtiger ist als die Handlung selbst. Zum Glück gilt das nicht für diesen Film.

Mit Kevin Hart wurde außerdem ein würdiger Nachfolger für Robin Williams gefunden, der ähnlich überdreht agiert, dabei allerdings weniger Grimassen zieht, sondern vor allem durch sein vorlautes Mundwerk auffällt. Der wichtigere Star ist jedoch Dwayne Johnson, der einen Indiana Jones-Verschnitt zum Besten gibt und dabei mit seinen Muskeln kokettiert. Fast der gesamte Witz des Films resultiert dann auch aus der physischen Gegensätzlichkeit der jugendlichen Hauptfiguren und ihrer virtuellen Avatare. So ist der wahre Spencer ein mageres Bürschchen, der winzige Fridge ein sportlicher Hüne und die Sexbombe eigentlich eine ehrgeizige Streberin. Die meisten Gags gehen jedoch auch das Konto von Jack Black, in dessen Körper eine sexy Blondine steckt – Peniswitze inklusive. Auch wenn sich diese Art von Humor ständig wiederholt, sind viele Gags erstaunlich gut gelungen und dürften zum Erfolg des Films beitragen.

An der Story liegt es sicherlich nicht, denn die ist so dünn wie man sich die Geschichte einer Schnitzeljagd vorstellt. Immerhin spielen die zahlreichen Drehbuchautoren mit einer Menge Anspielungen auf diverse Video- und Kinohelden und parodieren die Versatzstücke beider Genres. Auch das ist weitgehend amüsant geschildert, so dass man dem Film insgesamt nicht wirklich böse sein kann, dass er kein Fitzelchen Originalität besitzt.

Ein amüsanter Zeitvertreib, der vieles richtig macht und nicht viel verkehrt.

Note: 3

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.