Venom – Let there be Carnage

Wie es aussieht, steht uns ein weiterer Winter voller Missvergnügen bevor: Die Weihnachtsmärkte sind, zumindest hier in Bayern, gecancelt, und ob sich die Großfamilie wie geplant am ersten Feiertag treffen wird oder überhaupt treffen kann, steht noch in den Sternen. Wahrscheinlich eher nicht.

Eigentlich wollte ich heute meine Kino-Empfehlungen für Dezember abgeben, aber lohnt sich das? Die ersten Filme wurden bereits ins nächste Jahr verschoben, weitere werden wohl folgen, so dass man sich momentan nicht sicher sein kann, was gestartet wird und was nicht. Die 2G plus-Regelung, die bereits hier in Bayern und einigen anderen Bundesländern gilt, macht die Lage für die Kinos darüber hinaus noch schwieriger, denn durch diese neue Hürde bleiben viele Zuschauer fern.

Grundsätzlich befürworte ich diese Maßnahme, verstehe aber nicht so ganz, warum nur Kinos und anderen Kultur- und Freizeiteinrichtungen davon betroffen sind, nicht aber beispielsweise die Gastronomie. Im Gegensatz zu Restaurants hat es bisher noch keinen Corona-Hotspot in einem Kino gegeben. Außerdem sitzen die Leute dort so, dass sie alle in dieselbe Richtung blicken (und atmen), es gibt meist hervorragende Klimasysteme, und in der Regel wird auch weder laut geredet noch gesungen. Natürlich müssen wir Corona bekämpfen, aber fair! Yvan Goll schrieb vor fast hundert Jahren: „Der Deutsche hat immer zuerst gefragt, was etwas für die Kultur wert sei, und erst danach, was es koste.“ Diese Zeiten sind wohl ein für alle Mal vorbei.

Falls die Filme gestartet werden, freue ich mich jedenfalls auf House of Gucci, Gunpowder Milkshake, West Side Story, Spider-Man 3: No Way Home, Wunderschön und Matrix 4: Resurrections.

Würden wir im Marvel Cinematic Universe leben, hätte irgendein genialer Wissenschaftler schon längst ein Mittel erfunden, das Corona verschwinden lässt. Aber leider funktioniert die reale Welt nicht so. Deshalb bleibt uns nur der Besuch im Kino, um in die Welt der Superhelden und -schurken einzutauchen, aber wenn man sich ansieht, wie viele Kollateralschäden es beim Kampf zwischen Gut und Böse gibt, ist es vielleicht besser, dass wir im Hier und Jetzt leben, trotz Corona …

Venom – Let there be Carnage

Eddie Brock (Tom Hardy) hat sich mit seinem Symbionten Venom einigermaßen arrangiert, doch das alltägliche Zusammenleben verläuft nicht immer gerade harmonisch, und auch Eddies Karriere ist ins Trudeln geraten. Als er die Chance erhält, den berüchtigten Serienmörder Cletus Kasady (Woody Harrelson) zu interviewen, kann er dank Venoms außerirdischer Kräfte tatsächlich einige alte, ungelöste Fälle lösen und damit mediale Aufmerksamkeit erregen. Als Kasady Venom unabsichtlich provoziert, dieser ihn angreift, und der Serienkiller Eddie beißt, entsteht ein neuer Symbiont in Kasady, der mindestens so mordlustig ist wie sein Wirt …

Der erste Teil hat einmal mehr bewiesen, dass eine kräftige Prise Humor einen durchschnittlichen Film um einiges verbessern kann. Die ständigen Kabbeleien zwischen Eddie und Venom waren das Herzstück des Films und sollten es auch in der Fortsetzung sein. Nur wirkt das ungleiche Gespann Eddie und Venom inzwischen wie ein altes Ehepaar, dessen Gezänk eher unangenehm als unterhaltsam ist. Man möchte ihnen sogar eine Paartherapie anbieten, und vielleicht wäre das sogar ein lustiger Einfall gewesen.

Stattdessen sehen wir zu, wie Eddie sich mit seiner stagnierenden Karriere herumplagt und immer noch Anne (Michelle Williams) hinterherweint, die sich gerade frisch verlobt hat. Man kann nicht sagen, dass der Drehbuchautorin Kelly Marcel etwas Neues eingefallen wäre. Das gilt auch für den Bösewicht Kasady, der bereits am Ende des ersten Teils vorgestellt wurde und dessen Story nun deutlich ausgebaut wird.

Kasady bekommt eine tragische Backstory, mit der der Film beginnt und in der er seine große Liebe Frances (Naomie Harris) verliert, aussieht, als wäre sie eine Leihgabe der X-Men, und die mit einer Superkraft ausgestattet ist, die auf Schallwellen beruht. Leider ist dieser ganze Plot so einfalls- und lieblos zusammengestückelt, dass man schon nach den ersten fünf Minuten weiß, wie die Geschichte einmal enden wird.

Auch die Regie von Andy Serkis strotzt nicht gerade vor Einfallsreichtum, ist alles in allem aber durchweg solide. In der zweiten Hälfte zieht das Tempo deutlich an, es gibt sogar den einen oder anderen emotionalen Moment, der aufrichtig wirkt, und die Teamarbeit von Eddie und Venom funktioniert im Finale auch wieder.

Alles in allem gut gemachte Unterhaltung, aber leider völlig vorhersehbar und ohne einen Funken Originalität geschrieben. Das Beste ist tatsächlich die Szene während des Abspanns, die völlig neue Möglichkeiten eröffnet …

Note: 3-

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.