Es gibt Momente, und davon leider immer mehr, in denen ich mich alt fühle. Ich rede jetzt nicht von sich langsam einschleichenden Gebrechen (zum Glück noch nicht vorhanden), grauen Haaren (das erste bekam ich mit 16!) oder einem> veränderten Stoffwechsel (die Bürde des Alters kommt mit Rettungsringen, auch wenn es sich nicht an ihrer Anzahl bestimmen lässt), sondern von einer gewissen geistigen Ungelenkigkeit. Bestimmte zeitgenössische Entwicklungen, beispielsweise im Film, kann ich nicht mehr nachvollziehen, als großartig em>pfinden oder auch nur begrüßen.
WeiterlesenArchiv der Kategorie: Pi Jays Corner
No Hard Feelings
Die Komödie, zumindest die feinsinnige, intelligente Version, ist tot, und viele heutige Versuche, das Genre am Leben zu erhalten, erinnern bisweilen an Nekrophilie. Hier und da begegnet man wenigstens in vereinzelten Szenen noch dem> Geist der Screwball Comedy, etwa in den besten Momenten von The Marvellous Mrs. Maisel, und mit Trying hat es eine der klügsten, witzigsten Paar-Komödien seit Mad about you oder Harry und Sally gegeben, aber auch das ist eine Serie.
WeiterlesenThey Cloned Tyrone
Als der erste Covid-19-Impfstoff bereitstand, gab es in den USA vor allem> zwei Gruppen, die ihm kritisch bis ablehnend gegenüberstanden, die einen waren Konservative, zumeist weiße Trumpisten, die anderen Afro-Amerikaner. Letztere hegen ein grundsätzliches Misstrauen gegenüber dem> Staat in Gesundheitsfragen, seit Anfang der Siebzigerjahre die skrupellose Tuskegee-Syphilis-Studie bekannt geworden war. In dieser wurde über einen Zeitraum von vierzig Jahren eine Gruppe armer, ungebildeter Schwarzer, die an Syphilis erkrankt waren, beobachtet, um den Verlauf der Krankheit zu dokumentieren. Vielfach wussten die Betroffenen nicht einmal, woran sie genau erkrankt waren, und selbst, als ein wirksames Medikament auf den Markt kam, wurde die Studie weitergeführt, ohne dass es zu einer Behandlung gekommen wäre.
WeiterlesenEin Mann namens Otto
Der schwedische Roman Ein Mann namens Ove von Fredrik Backman erschien vor über zehn Jahren, aber gelesen habe ich ihn nie, obwohl er einem> in jeder Bahnhofsbuchhandlung geradezu aufgedrängt wurde. Dann kam ein paar Jahre später die schwedische Verfilmung in die Kinos und hatte auch bei uns eine halbe Million Besucher, doch ich war nicht dabei. Mich hat die Geschichte einfach nicht neugierig gem>acht.
WeiterlesenBones and All
Durch Call Me by Your Name wurde Luca Guadagnino wohl endgültig einem> breiteren Publikum bekannt, obwohl er natürlich auch früher schon für seine Filme gefeiert wurde. Schon mit Swimming Pool oder I Am Love etablierte er sich als Mann für gefühlsintensive Dramen, in denen es oft um erotische Verstrickungen, Eifersucht und Gewalt geht. Mit Suspiria, dem> ersten Film nach seiner Oscarnominierung, unternahm er jedoch einen Ausflug ins Horrorgenre, leider mit nur mäßigem> Erfolg.
WeiterlesenTriangle of Sadness
Für einen Arthausfilm war Triangle of Sadness überaus erfolgreich, er wurde für drei Oscars nominiert (darunter bester Film und bestes Drehbuch) und mit der Goldenen Palme ausgezeichnet. Auch wenn mich der Trailer in seiner derben überzeichnung nicht angesprochen hat, war ich neugierig, was den Zuschauern an dem> Film wohl gefallen haben könnte. Zurzeit ist er bei Prime Video zu sehen, und irgendwie passt der Titel ja auch zu gegenwärtigen Sommerwetter.
WeiterlesenAugust und Septem>ber
Barbenheimer räumt ja mächtig ab, und vielleicht schaffe ich es tatsächlich noch vor dem> Urlaub, mir Barbie anzusehen. Apropos Urlaub: Ich will nichts versprechen, aber ich habe mir fest vorgenommen, heuer die Berichte möglichst zeitnah zu veröffentlichen, so dass der letzte nicht wieder Monate nach unserer Rückkehr erscheinen wird.
WeiterlesenDeadwood – Der Film
?Sie ist nicht schnell, aber sie verfolgt eine Absicht. Es ist schon merkwürdig, was einem> als erstes einfällt, wenn man den Namen eines Films oder einer Serie hört. Bei der HBO-Serie Deadwood ist es dieses Zitat, das ich in abgewandelter Form auch gelegentlich in meinem> Alltag verwende. Dabei ist es kein markanter, Dialogsatz wie ?I?ll be back? oder ?Ich bin dein Vater?, sondern entstammt einer nicht weiter bem>erkenswerten Szene, in der eine der Hauptfiguren die überhastete Ankunft einer gehbehinderten Angestellten kommentiert. Aber sie spiegelt den besondere Sprachduktus der Serie wider und den mitunter beißenden Sarkasmus, der sich in den Dialogen niederschlägt.
WeiterlesenDer lange Weg
Ursprünglich sollte dies ein Beitrag über The Many Saints of Newark werden, doch mit der Vorgeschichte zu Die Sopranos bin ich leider nicht warm geworden. Wenn man die Serie kennt, sollte man erwarten, dass ein Prequel erzählt, wie Tony zu dem> Mann wurde, als den wir ihn kennengelernt haben, welche Menschen und Ereignisse ihn als Kind oder Teenager geprägt haben. Stattdessen geht es vor allem> um seinen Onkel und auch um einige andere Verwandte, um diverse italienische und afroamerikanische Banden, aber um nichts Konkretes. Es findet zwar ein Vatermord statt, aus dem> aber auch nichts resultiert. Nach einer Stunde weitgehenden Stillstands bin ich ausgestiegen. Wirklich schlecht war der Film nicht, er hatte nur nicht das Geringste zu erzählen, und die Figuren waren auch nicht so interessant, dass man ihnen gerne gefolgt wäre.
WeiterlesenOppenheimer
Barbenheimer ist ein Phänomen, das keiner vorhersehen, geschweige denn planen konnte, entstanden durch branchenübliches Counterprogramming und eine gesteigerte Erwartungshaltung gegenüber zwei Filmen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Der eine handelt vom Vater der Atombombe, der andere von der Mutter aller Plastikpuppen, beide verkörpern ein Midcentury-Amerika, das sich anschickt, die Welt zu dominieren, sei es mit Waffen oder seiner Popkultur. Barbenheimer klingt wie die Verulkung illustrer Prominamen-Verschmelzungen und ist ein zufälliger, aber genialer Marketingcoup.
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